Geliebter Bodyguard

etwas für Sie hinterlassen.“
    „Mein Gott.“ Ihre Stimme bebte. „Die Katze.“
    Trottel, beschimpfte er sich still und ging wieder neben ihr in die Hocke. „Es war ein Stofftier, Elle, ein Spielzeug.“
    „Ich weiß. Das haben Sie mir ja gesagt.“
    Er nickte. „Und trotzdem sind Sie in Ohnmacht gefallen.“
    „Aus reiner Erleichterung.“
    „Nein, Elle. Ich habe Sie gesehen. Sie dachten, die Katze sei echt.“ Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Das war schlimm genug. Aber als Sie dann herausfanden, dass es nur ein Stofftier ist, sind Sie umgefallen.“ Seine Augen bohrten sich in ihre. „Warum?“
    Wieder funkelte sie ihn mit diesem vernichtenden Blick an, doch inzwischen wusste er genug, um zu erkennen, was dieser Hochmut bedeutete.
    Er war nichts als ein Schutzschild.
    Sie wusste etwas. Nur hatte sie nicht vor, es ihm zu verraten.
    Nun, jetzt würde er sie nicht fragen. Er musste sie von hier wegbringen. Der dichte Wald und das Dickicht machten ihn nervös, man konnte nicht wissen, wer sich hier herumtrieb. Noch nervöser machte ihn die Tatsache, dass jemand versucht hatte, sie zu Tode zu erschrecken. Wäre sie allein hier gewesen, als sie dieses Ding an der Wand entdeckte …
    „Die Fragen können warten“, sagte er laut.
    „Ich werde überhaupt keine Fragen beantworten, Mr. Orsini. Allerdings würde ich Ihnen gerne eine stellen. Was genau haben Sie eigentlich hier zu suchen?“
    „Wie ich höre, sind wir wieder beim formellen ‚Mister‘.“
    „Wir sind wieder bei dem Punkt, dass ich keinen Leibwächter angeheuert habe.“
    „Niemand hat mich angeheuert, das sagte ich bereits. Sehen Sie jemanden in mir, der sich freiwillig gemeldet hat.“
    „Ich bin keine Wohltätigkeitsorganisation. Ich brauche keine ehrenamtlichen Helfer.“
    Er lachte, sie nicht. Sie taxierte ihn nur wieder mit diesem Blick, und ihre Stimme wurde scharf wie eine geschliffene Klinge. „Sie sind mir gefolgt. Warum?“
    Er spielte mit dem Gedanken, sie in seine Arme zu reißen und zu küssen, bis sie nachgab und auf ihn reagierte, sozusagen als bildliche Antwort. Aber das war eine verrückte Idee. Sie hielten sich schon viel zu lange hier auf. Der, der die Stoffkatze an die Wand genagelt hatte, konnte sich noch immer in der Nähe herumtreiben.
    „Vielleicht mag ich ja einfach alte rote Käfer.“
    Elle stand auf. „Vielleicht mag ich keine dummen Antworten.“
    „Hören Sie, Baby …“
    „Nennen Sie mich nicht so!“
    „Fein. Miss Bissette, wir können uns gern länger unterhalten … aber nicht hier.“
    „Ich habe nicht das geringste Interesse an einer Unterhaltung. Ich will Antworten.“
    „Ich auch. Nicht hier.“
    „Wenn ich es mir recht überlege … vergessen Sie die Antworten. Ich will nur, dass Sie verschwinden.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Liegt es an mir, oder haben Sie generell etwas gegen Männer?“
    „Für Männer habe ich überhaupt nichts übrig. Warum sollte ich?“
    Ja, warum. Stand sie etwa auf Frauen? Nein, der Kuss in der Wüste hatte diese Möglichkeit definitiv ausgeschlossen. Gehörte sie zu den Frauen, die Männer für ihre Zwecke manipulierten und dann nach Gebrauch fallen ließen? Wechselte sie ihre Liebhaber wie andere Frauen die Haarfarbe?
    Völlig unwichtig. Hier ging es nur darum, dass irgendein Perversling hinter dieser Frau her war. „Sie können nicht hierbleiben.“ Falco gab sich extreme Mühe, nüchtern und sachlich zu klingen, aber sie lachte nur. „Habe ich irgendetwas Amüsantes gesagt?“
    „Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen beibringen soll, Mr. Orsini, aber … ich kann tun und lassen, was ich will.“
    „Jemand ist in die Hütte eingebrochen und …“
    „Oh, bitte! Einbrüche kommen überall vor. Das nennt man Vandalismus. Irgendwelche Jugendliche haben sich einen dummen Streich erlaubt.“
    Er lächelte dünn. „Dann haben Jugendliche auch die Katze an die Wand genagelt und Ihnen das verunstaltete Foto geschickt?“ Er wusste, es war brutal, aber sie musste endlich die Realität akzeptieren. Als sie stumm die Arme um sich schlang und sich abwandte, fasste er sie bei den Schultern und drehte sie zurück zu sich. „Sehen Sie es denn nicht, Elle? Das hängt alles zusammen.“
    Sie schüttelte wild den Kopf. „Nein, tut es nicht.“
    „Sicher, und die Sonne geht nicht im Westen unter.“
    „Das ist etwas anderes.“
    „Stimmt. Die Sonne hat kein Interesse daran, Ihnen etwas anzutun.“
    Für ein paar Sekunden herrschte absolute Stille, dann murmelte