Geliebter Bodyguard
verrückt nach seiner Ehefrau. Nein. Nein, nicht Chad. Es ist nur … ich tue so was nicht.“
„Mit jedem ins Bett steigen?“ Warum befriedigte ihn dieses Geständnis so? „Freut mich.“
„Nein, das meinte ich nicht … ich meine … diese Sache mit dem Sex … das ist nichts für mich.“ Warum, um alles in der Welt, hatte sie das jetzt gesagt? Weder dachte sie über Sex nach noch redete sie darüber.
Jetzt wiederholte er ihre Worte – „Diese Sache mit dem Sex“ – auch noch nachdenklich, als hätte er so etwas noch nie gehört.
Elle krümmte sich innerlich. Natürlich hatte er so etwas noch nie gehört. Weil noch niemand so indiskret gewesen war. Der Ärger über sich selbst ließ ihre Stimme eiskalt werden. „Ist das etwa ein Problem?“
Und ob, antwortete Falco in Gedanken. Dass eine Frau wie sie, eine Frau, die aussah wie sie und sich in den Armen eines Mannes anfühlte wie sie, keinen Spaß an Sex haben sollte – denn das bedeutete es doch wohl – war traurig und ein Problem.
War es ein Problem für ihn ?
Nein.
Zugegeben, er fand sie attraktiv. Trotz allem, was er vorhin von sich gegeben hatte. Sie war eine Augenweide, und sie brauchte Hilfe.
Seine Hilfe.
Denn in welcher Sache auch immer sie steckte … „Gefahr“ stand in grell leuchtenden Neonlettern darauf. Was hieß, dass der Einsatz sich lohnte. Eine Jungfer in Not, ein Ritter auf dem weißen Pferd – auch wenn die Rüstung vielleicht nicht mehr ganz so gülden glänzte –, und schon hatte man alle Zutaten für eine richtig heiße Angelegenheit.
Er war oft genug in der Situation gewesen, um es zu erkennen. Frauen dachten immer, die Welt wäre voller Seelen, die einander suchten, bis sie sich gefunden hatten. Männer wussten es besser.
Er zumindest.
Mit siebzehn hatte er ein heißes Stelldichein mit Cathy Callahan auf dem Rücksitz des Buicks ihres Vaters gehabt. Einen Monat später schon war Cathy Geschichte, und er hatte das Ganze mit Angie Baroni unter den wackeligen Tribünen bei einem Auswärts-Footballspiel der Highschool wiederholt. Sie hatte mit den Pompons gewedelt und ihm zugejubelt, als er in letzter Minute den Touchdown zum Sieg geworfen hatte.
Natürlich hatte er seinen Stil über die Jahre verfeinert. Seine Brüder, auch nicht gerade enthusiastische Ausbunde an Treue für eine einzelne Frau – obwohl sich das bei Rafe und Dante jetzt offensichtlich geändert hatte –, hatten immer lachend behauptet, eher könne man sich in der Antarktis an den Strand legen, bevor Falco Orsini sich für eine einzige Frau entschied.
„Mr. Orsini?“
Mit gerunzelter Stirn richtete Falco den Blick auf das gefasste schöne Gesicht vor sich.
„Für den Fall, dass Sie das als Herausforderung Ihrer Männlichkeit ansehen sollten …“
Dieser Wechsel von hilflos zu brüsk ärgerte ihn, und gleichzeitig bewunderte er es. Was, wenn er mit Ja antwortete? Ja, denn genau so sah er es. Elle war in seinen Armen dahingeschmolzen, und dann sollte er ihr abnehmen, dass sie von „dieser Sache mit dem Sex“ nichts hielt?
Nur ging es hier nicht um Sex, sondern darum, sie in Sicherheit zu bringen.
Es wurde höchste Zeit, die Lage etwas zu entkrampfen.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie hören endlich auf, mich ‚Mr. Orsini‘ zu nennen, und ich werde versuchen, den Schlag für mein Ego zu verwinden. Wie hört sich das für Sie an?“ Bei ihrer überraschten Miene hätte er fast gelacht. Damit hatte sie ganz bestimmt nicht gerechnet. „Abgemacht?“ Er streckte ihr seine Hand entgegen und konnte regelrecht die Rädchen hinter ihrer Stirn arbeiten sehen. Dann lächelte sie.
„Abgemacht“, sagte sie und schlug ein.
Und er hatte die ungute Ahnung, dass Enthaltsamkeit üben lange nicht so einfach sein würde, wie er gern glauben wollte.
Er ließ sie im Wagen zurück und ging ein Zimmer mieten.
Der Mann am Empfang musste im Hinterzimmer geschlafen haben. Schlaftrunken schlurfte er an den Tresen. Falco trug sich als E. Presley ein, gab als Adresse Blue Suede Lane 10, Memphis, Tennessee an und ließ die Zeile, in der das Autokennzeichen eingetragen werden sollte, frei. Dass noch jemand das Zimmer bewohnen würde, unterschlug er ebenfalls, nahm den Schlüssel an sich und fragte stattdessen, wo man zu dieser Uhrzeit noch etwas zu essen bekommen konnte.
„Ein Stück die Straße runter gibt’s einen Diner“, sagte der Angestellte und unterdrückte ein Gähnen.
Mit einem knappen „Danke“ ging Falco wieder hinaus zu seinem
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