Geliebter Bodyguard
samtschwarze Himmel war mit Millionen funkelnder Sterne übersät, Fichtenduft hing in der frischen kühlen Luft.
Es war die Einsamkeit, die Schönheit der zerklüfteten Küstenlinie und das immerwährende Rauschen des pazifischen Ozeans, dessen Wellen gegen den felsigen Strand schlugen, die Elle an diesen Ort gezogen hatten.
Ein wenig erinnerte es sie an ihr Zuhause und an ihre damals noch glückliche Kindheit. Nur das Meer hatte es dort nicht gegeben. Sie war in einem abgelegenen Tal aufgewachsen, Hunderte von Meilen von allem entfernt. Es war ein wunderschöner Ort gewesen, ein wunderschönes Leben …
Bis …
Elle runzelte die Stirn. Warum dachte sie jetzt daran? Schon seit Jahren hatte sie die Erinnerung erfolgreich verdrängt. Erst vor ein paar Wochen wieder. Seit der aus einem Modemagazin herausgerissenen Anzeige …
„Ist Ihnen kalt?“
Sie zuckte zusammen und wandte das Gesicht. Zu Falco Orsini. „Wie bitte?“
„Sie zittern. Wenn Ihnen kalt ist, kann ich …“
„Nein. Nein, es geht schon. Ich dachte nur gerade …“ Sie biss sich auf die Lippen. „Ich bin in Ordnung.“
Sie starrte auf ihre Hände in ihrem Schoß. Wieso hatte sie sich von ihm verschleppen lassen? Sicher, eine echte Wahl hatte sie nicht gehabt, aber sie hatte ja nicht einmal wirklich den Versuch unternommen. Sie hatte sich von diesem Fremden in den Geländewagen hieven und abtransportieren lassen.
Und sie hatte sich von ihm küssen lassen.
Elle schloss die Augen. Sie hatte sich von ihm überrumpeln lassen, sich von ihm zwingen lassen …
Lügnerin!
Er hatte sie zu nichts „gezwungen“. Er hatte nur seinen Mund auf ihre Lippen gelegt, und tief in ihr hatte sich etwas in Gang gesetzt. Etwas, das sie niemals für möglich gehalten hätte.
Aber es war passiert. Sie hatte den Kuss erwidert, hatte den dunklen Fremden zurückgeküsst und sich gewünscht, er würde sie weiterküssen.
Was nur bewies, wie fertig sie war!
Sie reagierte nicht auf … auf so was. Sie kannte Frauen, die das taten, aber das hatte sie nie verstehen können. Welchen Eindruck musste das bei ihm hinterlassen? Erwartete dieser Mann jetzt, dass sie ihn mit Sex bezahlte, weil er zu ihrer Rettung gekommen war?
Rettung? Er war uneingeladen und unerwünscht aufgetaucht. Zweimal sogar. Erst im Wohnwagen, dann im Blockhaus. Zugegeben, sie war in seine Arme geflüchtet, als er in der Hüttentür gestanden hatte. Aber sie wäre auch ohne ihn zurechtgekommen. Sie hätte sich wieder beruhigt.
Definitiv hätte sie sich wieder beruhigt!
„Elle, wenn Ihnen kalt ist …“
„Ich sagte doch, mir ist nicht kalt.“
Er streckte die Hand aus, drückte auf einen Knopf. Die Fenster glitten geräuschlos hoch, warme Luft strömte in den Wagen. Er sah zu ihr. „Besser?“
Eigentlich schon, ja. Ihr war gar nicht klar gewesen, dass sie fror. „Ja, danke.“
Er nickte stumm, sah wieder geradeaus auf die Straße.
Schweigen.
Sie fuhren jetzt fast schon eine gute Stunde. Elle war noch nie auf dieser Straße gewesen, so weit weg von der Hütte. Bisher waren ihnen auf der schmalen Straße nur zwei andere Autos entgegengekommen. Und irgendwann mussten die Lichter eines anderen Wagens im Rückspiegel aufgetaucht sein.
Elle hatte es nur an Falcos Reaktion bemerkt. Aus den Augenwinkeln hatte sie sein Profil gemustert und die Hände mit den langen Fingern studiert, die lässig das Lenkrad hielten.
Plötzlich hatten sich beide Hände angespannt.
Die Logik sagte ihr, dass seine Sehkraft besser war als ihre. Der Instinkt sagte ihr, dass es nichts mit Sehkraft zu tun hatte. Er hatte die Präsenz des anderen Wagens gespürt. Wie ein Raubtier, das die Witterung der Beute aufnahm. Oder eines möglichen Gegners.
Ein derart poetischer Vergleich von einer Frau, die mit Poesie nicht viel anzufangen wusste. Aber sie nahm an, dass sie damit richtiglag. Falco Orsini war anders. Bei ihm würde sie nichts überraschen.
Nun, etwas hatte sie überrascht. Sein Kuss. Und ihre Reaktion darauf …
Oh Gott. Also war sie wieder dort angekommen. Elle starrte in die Dunkelheit hinaus.
Biegen Sie in viereinhalb Meilen rechts ab.
Sie zuckte zusammen. „Was war das?“
„Mein Routenplaner. Ich hab ihn gerade erst angestellt. Ich kenne die Gegend hier nicht.“
„Wir sind nicht auf dem Weg nach L.A.?“
„Wohnen Sie dort?“
„Ja, in Studio City.“
„Wir fahren nicht dorthin.“
Elle legte den Kopf schief. „Was soll das heißen, wir fahren nicht dorthin?“
Falco setzte sich leicht
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