Geliebter Bodyguard
schaumgekrönten Wellen hinaus.
Falco zog seine Hose an, dann ging er zu ihr, schlang von hinten die Arme um sie. Sie reagierte nicht.
„Was ist, Liebling? Ist dir kalt?“
„Falco … ich muss es dir erzählen.“
Die Worte hingen bedeutungsschwer in der Luft. Eine Kälte durchlief ihn, die nichts mit der frischen Nachtluft zu tun hatte.
„Du hattest recht. Ich weiß, wer mich verfolgt. Die ganze Zeit schon.“ Sie schluckte schwer. „Ich weiß nur nicht, wie ich es dir sagen soll.“
Falco hielt sie fest an sich gedrückt. „Erzähl es mir einfach. Was immer es ist, wir werden zusammen damit fertig.“
„Er heißt Willy Joe Johnson. Er ist … er war mein Stiefvater.“ Elle holte bebend Luft. „Mein echter Vater war Bergarbeiter. Wir lebten in einer kleinen Stadt in West Virginia. Eines Tages … Der Stollen brach ein. Mein Daddy und zehn andere Männer schafften es nicht mehr ans Tageslicht.“ Sie stockte, ihre Stimme war leiser geworden. „Meiner Mom ging es gesundheitlich nicht gut. Nach Daddys Tod wurde es schlimmer. Wir hatten kaum Geld, nur das Wenige, das wir von der Genossenschaft erhielten. Aber hauptsächlich lebten wir von der Wohlfahrt.“
Falco schloss die Augen, versuchte, das Bild eines kleinen Mädchens mit dunklen Haaren und topazgoldenen Augen zu verdrängen, das auf die Gnade von Fremden angewiesen war. „Erzähl weiter“, drängte er sie sanft.
„Mom hatte eine Schwester in Ohio. Also zogen wir dorthin. Aber meine Tante hatte ihre eigenen Probleme, und wir zogen wieder um, dieses Mal nach Kentucky. Mom erholte sich ein wenig und nahm eine Stelle an, aber schon bald wurde es wieder schlimmer mit ihr. Wir fingen an, zu der Kirche dieser Glaubensgemeinschaft zu gehen. Sie hatten nämlich eine Suppenküche dort.“ Elle hielt inne. „Und einen Prediger.“
Falcos Magen zog sich zusammen. Was immer als Nächstes kam, würde düster und abscheulich sein. Was immer als Nächstes kam, war der Kern dessen, was Elle zugestoßen war.
„Willy Joe mochte meine Mom. Er schien ein netter Mann zu sein. Und er sagte, dass er schon immer ein kleines Mädchen hatte haben wollen. Als ich dreizehn war, heiratete meine Mom ihn. Sie tat es für mich. Damit ich ein Dach über dem Kopf und genug zu essen habe …“
Falco drehte sie in seinen Armen zu sich um. „Du musst es mir nicht jetzt erzählen, Liebling. Es kann warten.“
„Nein. Ich trage es schon zu lange mit mir herum. Du hast ein Recht darauf, es zu erfahren.“ Ihre Stimme brach. „Ich will, dass du es weißt, verstehst du?“
Also ließ er sie weiterreden. Und sie erzählte. Dass sie selbst als junges Mädchen von Anfang an gespürt hatte, dass etwas nicht stimmte. Ihr Stiefvater schrie ihre Mutter häufig an, und das Haus war düster und schmutzig.
Und es hatte dünne Wände.
„Sehr dünne Wände. Ich konnte alles hören, was im Nebenzimmer vor sich ging. In seinem und Moms Zimmer. Doch als ich Mom fragte, behauptete sie, alles sei in Ordnung. Ich wusste, dass sie log, doch ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen.“
Mit einem gemurmelten Fluch hob Falco Elle auf seine Arme und trug sie ins Haus, setzte sich mit ihr auf dem Schoß in einen riesigen Polstersessel und hielt sie fest an sich gedrückt.
„Mom wurde wieder krank. Schwer krank. Von da an begann Willy Joe, mich seltsam anzusehen. Er rempelte mich an und drückte sich an mich und behauptete, es sei nur ein Versehen. Er kam ins Bad, wenn ich in der Badewanne saß – das Schloss funktionierte nicht –, und dann kam er eines Abends in mein Zimmer.“
Falco fluchte hässlich. Elle redete weiter.
„Danach kam er jeden Abend und … und tat Dinge mit mir. Aber ich war nicht wirklich da. Ich hatte dieses kleine Stofftier, das mein Daddy mir geschenkt hatte …“
„Eine schwarze Plüschkatze“, murmelte Falco.
Elle nickte. „Ich drückte die Katze an mich und hielt mich an ihr fest. Ich schrie nicht, ich weinte auch nicht. Und ich sagte niemandem etwas davon, weil Willy Joe mir beschrieben hatte, was er mit Mom machen würde, sollte ich jemandem etwas verraten.“
Sie erzählte weiter – wie ihre Mutter eines Morgens nicht mehr aufgewacht war. Wie Willy Joe bei der Beerdigung Elle die fleischige Hand auf die Schulter gelegt und gesagt hatte, jetzt würde sie ihm richtig gehören. Wie er sie an jenem Abend in das Bett holte, in dem er und ihre Mutter zusammen geschlafen hatten und … und …
Elle begann zu schluchzen. Falco hielt sie und wiegte sie
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