Geliebter Bodyguard
wett.“
Kein Kuss, kein Lächeln, nur diese nüchternen Worte, bevor er unter der Dusche verschwand.
Inzwischen waren vier Tage vergangen, und Falcos morgendliche Trainingsroutine wurde immer intensiver. Ständig schien er zu telefonieren. Für Elle hatte er nur noch knappe Sätze übrig. Am schlimmsten war, dass sie nicht mehr zur gleichen Zeit zu Bett gingen.
„Geh ruhig schon vor“, sagte er jetzt jeden Abend. „Ich bleibe noch eine Weile auf.“
Sie schlief allein ein. Nein, eigentlich schlief sie nicht ein, aber es machte keinen Unterschied. Und wenn er dann endlich ins Bett kam, rührte er sie nicht an. Doch irgendwann in der Nacht wurde sie dann immer wach von der berauschenden Hitze seiner Lippen, von seinen fordernden Händen und der wilden Vereinigung. Kein Wort, kein Flüstern, nur diese brennende Verschmelzung zweier Körper.
Am Morgen, ganz gleich, wie früh sie auch die Augen öffnete, war er bereits fort.
Zuerst weinte sie. Natürlich nicht vor ihm, der Himmel bewahre! Ihr Herz brach, sie sehnte sich nach dem Mann, den sie als Falco Orsini kannte. Den Tränen folgte die Wut. Hätte sie sich vor Jahren dem Selbstmitleid ergeben, gäbe es Elle Bissette heute nicht!
Entschlossenheit, Courage, und ja, auch Wut hatten Elle Bissette erschaffen. Wut auf ihren Stiefvater und dann auf sich selbst, dass sie nicht endlich mit ihrem Leben weitermachte. Wut war ein mächtiges, ein sicheres Gefühl.
Am vierten Tag fraß die Wut sie fast auf.
Wenn Falco ein Problem mit der Wahrheit hatte, warum hatte er sie dann unbedingt hören wollen? Warum war er so zärtlich zu ihr gewesen, nachdem er die Wahrheit gehört hatte? Und jetzt, nachdem er Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, bereute er es, mit einer Frau geschlafen zu haben, die „beschädigte Ware“ war? Bildete er sich ein, er könne im Schutz der Dunkelheit Sex mit ihr haben und sie bei Tageslicht auf Abstand halten? Falls ja, dann wartete eine gewaltige Überraschung auf ihn!
Elle starrte aus dem Fenster. Unten am Strand vollzog Falco wieder seine Verrenkungen. „Jetzt reicht’s!“
Sie marschierte durch die Glastür und auf ihn zu. Falls er sie hörte, zeigte er es nicht. Er schnaufte und stöhnte weiter, stand auf einem Bein, trat mit dem anderen Löcher in die Luft. Er sah absolut lächerlich aus!
Nein, tat er nicht. Er sah graziös und überwältigend maskulin aus, und für einen Moment war sie versucht, sich in seine Arme zu werfen und ihm zu gestehen, dass er ihr das Herz brach …
„Was willst du hier?“
Sie blinzelte. Falco, die Hände in die Hüften gestemmt, funkelte sie an.
„Elle, wenn du etwas zu sagen hast, dann sag’s. Ich bin beschäftigt.“
Sie kniff die Augen zusammen und ahmte unbewusst seine Haltung nach – sie stemmte die Hände ebenfalls in die Hüften. „Ich will wissen, was los ist.“
„Ich trainiere, das ist los.“
„Du weißt, was ich meine.“
Stumm starrte er sie an. Sie glaubte, etwas in seinen Augen zu erhaschen, doch dann griff er nur nach dem Handtuch und rieb sich den Schweiß vom Gesicht. „Ich tue das, was ich von Anfang an hätte tun sollen. Ein Bodyguard ist nicht besonders effektiv, wenn er nicht in Form ist.“
„Das ist dir wann genau aufgefallen?“
Falco musste sich zusammennehmen, um unbeeindruckt zu bleiben. Sie war wütend. Rote Flecken prangten auf ihren Wangen, ihre Stimme war scharf wie ein Rasiermesser. Offensichtlich hatte sie sich hastig angezogen, denn ihr Haar war zu einer wilden Mähne aufgesteckt, und sie hatte sich nicht die Zeit genommen, einen BH anzuziehen. Er konnte die Spitzen ihrer Brüste gegen den dünnen Stoff ihres T-Shirts drücken sehen.
Mit anderen Worten, sie sah zum Anbeißen aus. Wie immer.
Nachts im Bett neben ihr zu liegen, ohne sie in die Arme zu ziehen, war die pure Hölle. Sie morgens zu verlassen ebenso. Während des Tages dachte er nicht so häufig daran, weil er wirklich beschäftigt war, von morgens bis abends. Er musste wieder in Form kommen, er telefonierte und plante mit dem Mann hier auf Maui, der ihm die Waffe besorgt hatte, und mit dem Exkameraden in L.A. Dutzende von Malen waren sie jetzt schon jeden einzelnen Schritt durchgegangen. Denn würde er sich auch nur den kleinsten Fehler erlauben, dann wäre es seine Elle, die dafür bezahlen musste.
Trotzdem hatte es immer wieder Momente in den letzten Tagen gegeben, wenn sie in seine Nähe gekommen war, dass er sie packen und einfach nur küssen wollte. Er wollte ihr sagen, dass er das
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