Geliebter Bodyguard
die Falco reserviert hatte. Alles war in Ordnung. Nur dass Elle noch immer keinen Ton von sich gab.
Falco musste grinsen. Was für eine starrsinnige Lady sie doch war!
Es schlug Mitternacht, es wurde ein, dann zwei Uhr morgens. Nichts rührte sich. Die Minuten zogen sich zäh dahin.
Er ließ die letzten Tage noch einmal Revue passieren, dachte an Elle und daran, wie er sie weggeschickt hatte. Es war richtig gewesen, daran gab es keinen Zweifel. Sie hatte sich in die Liebe verliebt, nicht in ihn.
Und er … er würde es irgendwann vergessen. Würde irgendwann den Geschmack ihrer Lippen vergessen, die Wärme ihrer Umarmung, ihre Losgelöstheit, in der er sich verloren hatte …
Das Lämpchen am stillen Alarm blinkte. Falcos Puls begann, hart zu klopfen.
Elles Stiefvater war eingetroffen.
Letztendlich hätte Falco sich die ganze Planerei sparen können. Er hatte mit einem lautlosen Angriff gerechnet. Die Hintertür, die Vordertür, die Tür zum Atrium.
Stattdessen ertönte ein lautstarkes Klirren.
Johnson besaß ganz offensichtlich nur wenig Diskretion. Er hatte die Glasfront zum Atrium eingeschlagen und blickte sich nun angriffslustig um.
In seiner Hand blitzte ein Messer.
„Wo ist sie?“, schrie Willy Joe. „Wo ist die Hexe, deren Lügen mich ins Gefängnis gebracht haben?“
Mit gezogener Waffe trat Falco in das Atrium. „Sie ist an einem sicheren Platz, wo du ihr nichts antun kannst. Du wirst ihr nie wieder etwas antun!“
Willy Joe spuckte auf die Fliesen. „Sie hat mich verlockt und verführt. Sie ist eine Hure, genau wie ihre Mom.“ Er beugte sich leicht vor, spreizte die Füße. Nahm die Stellung eines Mannes ein, der mit einem Messer umzugehen verstand. „Jetzt ist sie wohl deine Hure, was? Aber nicht mehr lange. Erst werde ich dich töten, dann sie.“ Er grinste das Grinsen eines Wahnsinnigen. „Mache dich bereit, deinem Schöpfer gegenüberzutreten.“
Willy Joe schlurfte vorwärts. Falco brauchte nichts anderes zu tun, als den Abzug seiner Waffe zu betätigen, und dieses muskelbepackte Monster würde zu Boden sinken.
Stattdessen warf er die Pistole beiseite.
Eine andere Waffe hatte er nicht, kein Messer, keine Pistole, nichts. Doch in ihm brannte eine tödliche Rage, die nur ein Mann empfinden konnte, wenn der Frau, die er liebte, Qualen zugefügt worden waren.
„Komm und versuch’s doch, du perverser Widerling“, knurrte er, und Willy Joe stürzte sich mit einem hässlichen Lachen auf ihn.
Der Stalker war ein massiver Mann, groß und schwer wie ein Baumstamm. Aber Falco war schneller, beweglicher und ebenso muskulös. Er wich nach links aus, duckte sich und holte aus. Der erste Schwinger ließ Willy Joe wanken. Er schüttelte sich, stürzte sich erneut auf Falco und hielt ihn mit seinen stämmigen Armen wie in einer eisernen Klammer. Sie rangen miteinander, kämpften, fielen auf den mit Glasscherben übersäten Boden, wälzten sich … Plötzlich spürte Falco die Schneide des Messers an seiner Kehle.
„Du Hurensohn!“, schrie Willy Joe, doch Falco hörte nur Elles Weinen in seinem Kopf, als sie ihm an jenem Abend von ihrem schrecklichen Schicksal erzählt hatte.
Falco stieß ein wildes Knurren aus und packte das Handgelenk des Angreifers. Millimeter für Millimeter drückte er schwer atmend die Hand mit dem Messer in Willy Joes Richtung.
Die Klinge sank ein.
Willy Joe gab ein Röcheln von sich, dann blieb er regungslos auf dem Rücken liegen.
Falco rappelte sich auf die Knie, schüttelte sich und schaute auf den toten Stalker hinunter. „Grüße an den Satan“, stieß er heiser aus.
Schwankend richtete er sich auf und holte sein Handy hervor. Er hatte Schnittwunden, aber das war unwichtig. Das Monster, das der Frau, die Falco liebte, jahrelang Qualen bereitet hatte, lebte nicht mehr.
Die Cops kamen an, eine Tatortcrew, zwei Detectives.
Einer der Detectives nahm Falcos Aussage auf, machte sich Notizen und stieß dann mit der glänzenden Schuhspitze leicht an den toten Willy Joe.
„Einer von den ganz Miesen“, sagte sein Partner. „Hab ihn in der Datei aufgerufen, sobald die Jungs uns verständigt hatten.“
Falco nickte. Sanitäter hatten seine Wunden gesäubert, ein Schnitt würde genäht werden müssen, aber das hatte Zeit.
„So. Sie machen hier also Urlaub, und dieser Typ stürmt aus dem Nichts hier rein?“
Wieder nickte Falco. „Er muss wohl gedacht haben, das Haus steht leer, und hat sich leichte Beute ausgerechnet.“
„Diebstahl ist nicht sein
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