Geliebter Boss
Frau ist mir nach fünf Tagen davon, sie hat von einem Blonden geträumt, und ich bin schwarz, ich habe sie nie wiedergesehen. Mit der zweiten Frau hatte ich drei Kinder, dann heiratete ich sie, ich fand, das gehörte sich...«
Zanders steht auf.
»Das interessiert mich nicht«, sagt er. »Ich habe beim Portier eine Flugkarte für Sie bestellt. Die holen Sie sich morgen ab und besteigen die Maschine genau eine halbe Stunde vor dem Abflug. Vorher lassen Sie sich nicht blicken.«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Das wäre eine große Dummheit. Sie haben nur zwei Möglichkeiten. Ich biete Ihnen die eine. Acht Tage Venedig. Auf meine Kosten.«
»Was habe ich in Venedig zu tun?«
»Den Detektiv zu spielen. Mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen.«
»Wegen des Halsbandes?«
Zanders schüttelt den Kopf.
»Nein. Wegen eines Bankraubes. Aber lassen Sie sich nicht einfallen, mich zu verhaften...«
11
Birke sitzt im Cafe des Hotels an einem kleinen Fenstertisch, mit dem Blick zum Opernring hinaus. Auf dem Tisch, neben der Tasse, liegt ein kleines Veilchensträußchen.
»Das Frühstück schmeckt besser mit Veilchen«, hat Zanders gesagt und ihr diesen blauen Tuff auf den Tisch gelegt.
Das Frühstück schmeckt natürlich besser mit Veilchen, aber es würde ihr auch ohne Veilchen schmecken. So gut und ausgiebig hat Birke noch nie in ihrem Leben gefrühstückt. Kaffee mit Schlagobers, Milchbrot mit Honig und Marmelade, Kaisersemmeln, dick mit Butter bestrichen, Blätterteigkipfel, Nußbeugel, zwei Eier im Glas, einen frisch ausgepreßten Orangensaft — Birke hat völlig vergessen, daß sie eigentlich eine Gehetzte, eine von Rechts wegen Verfolgte ist, so sehr genießt sie die Schönheit des Raumes, die grünen Seidentapeten, die weißen gerafften Vorhänge vor den Fenstern, die kostbaren Glaslüster und Wandverzierungen der alten Lobmeyrschule , die hier ihre fröhliche Auferstehung feiert, dazu die Üppigkeit des Frühstücks und den Wiener Frühstückskellner, der auf der Welt nicht seinesgleichen hat.
Zanders verwöhnt sie, streicht ihr die Semmeln, die er mit einer ganzen Erdbeere aus der Konfitüre krönt. Er blickt auch nicht eine Sekunde in die Morgenzeitungen, die ihm der Kellner hinlegt, die Kronenzeitung, den Kurier, die Presse, er hat nur Augen für Birke, die es spürt.
»Daß das Leben so schön sein kann!« sagt Birke immer wieder und merkt nicht, daß es immer nur der eine Satz ist, den sie wiederholt. Als der Kellner eine geschliffene Wasserschale mit einer Serviette auf den Tisch stellt, damit sich Birke f ihre vom Honig betropften Finger waschen kann, tut Birke es mit Behagen und hat völlig vergessen, daß sie auf einem anderen Stern lebt.
»Geld ist etwas sehr Schönes!« sagt sie.
»Wenn man die Dinge mit deiner Freude genießt, braucht man nicht zu fragen, woher das Geld kommt«, sagt Zanders.
Zum erstenmal macht die Herkunft des Geldes auf Birke keinen Eindruck.
»Wenn ich mir vorstelle, daß ich jetzt vier Wochen immer so mit dir frühstücken werde, Peter!«
»Vier Wochen? So lange du willst! Ein Leben lang von dem Halsband, das du gestern heimgebracht hast!«
»Eine echte Versuchung!« sagt Birke verträumt, aber plötzlich ist wieder die Angst in ihrer Stimme, und sie fragt:
»Du hast das Halsband noch?«
»Wenn ich es verkauft hätte? Heute in aller Früh?«
»Du hast mir versprochen, daß du es zurückgibst.«
»Sehe ich aus wie ein Mensch, der sein Versprechen hält?«
»Ja«, sagt Birke.
Zanders greift in die Tasche und schiebt ihr die Bestätigung v der Rezeption hinüber.
»Danke, Peter«, sagt Birke.
Zanders küßt ihr über den Tisch die Hand.
»Ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie du geschlafen hast?«
»Wie ein Büffel!«
»Büffel schlafen nicht gut, Büffel träumen schwer.«
»Auch auf drei Kopfkissen?«
»Hat dich keines gedrückt?«
»Warum sollte es?«
»Man sagt, nur ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.«
Birke lacht.
»Das muß ein Aberglaube sein. Ich habe herrlich geschlafen.«
Peter sieht sie erstaunt an. Er sagt:
»So mag ich dich nicht!«
»Was mißfällt dem Herrn an mir?«
»Du hast dich sehr schnell an das neue Leben gewöhnt.«
»Das wirfst du mir vor? Hast du das nicht aus mir gemacht?«
»Das war in dir. Du hast immer vom großen Leben geträumt.«
»Woher willst du das wissen?«
»Das sieht man einem Mädchen an.«
»An der Nasenspitze?«
Zanders steht auf, setzt sich aber sofort wieder.
»So kenne ich dich
Weitere Kostenlose Bücher