Geliebter Boss
zur Rezeption.
Er sagt zu den beiden Herren:
»Ich habe dieses Halsband heute gefunden. Es gehört der Gräfin Schönberg. Bitte, legen Sie es bis morgen früh in Ihren Tresor und verständigen Sie morgen früh die Gräfin, die es vermißt. Dieser Herr hier ist Zeuge, daß ich die Kette Ihnen übergeben habe.«
»Sollte ich nicht doch besser jetzt gleich...«, sagt der Fremde. »Die Gräfin ist bestimmt noch auf.«
»Es liegt hier über Nacht sicherer.«
Zanders überreicht den beiden Herren das Halsband. Während einer von ihnen es in den schweren Panzerschrank des Hotels einschließt, fragt der zweite, an den Fremden gewendet:
»Ihr Name, mein Herr?«
»Ist das nötig?«
Zanders mengt sich in das Gespräch. Er sagt überaus liebenswürdig :
»Als Zeuge, mein Herr. Als Zeuge, daß ich den Schmuck in Ihrer Gegenwart abgegeben habe. Wenn Sie also die Freundlichkeit hätten, den Herren Ihren Namen zu nennen?«
»Ferdinand Gruber.«
»Wohnhaft in Wien?«
»Kölnerhofgasse 27«, sagt der Fremde.
Zanders ist überzeugt, daß die Adresse falsch ist. Vielleicht stimmt auch der Name nicht. Aber die Adresse stimmt bestimmt nicht. Dessen ist sich Zanders sicher. Es gibt keine Hausnummer 27 in der Kölnerhofgasse.
Die Herren von der Rezeption überreichen Zanders eine Bestätigung für das übernommene Schmuckstück. Zanders schiebt den Zettel in seine Rocktasche. Dann geht er zu dem Portier hinüber. Bestellt die Flugkarten nach Venedig mit der Elfuhrmaschine.
Der Portier hat Bedenken, ob noch Plätze in der Maschine frei sind. Als er aber den Hundertschillingschein sieht, den Zanders ihm hinhält, schwinden seine Bedenken.
»Zwei Flugkarten?« fragt er.
»Drei«, sagt Zanders.
Der Nachtportier sieht fragend auf.
»Drei?« wiederholt er.
»Versuchen Sie zwei Plätze nebeneinander zu bekommen und einen weiteren Einzelplatz auf den letzten Sitzen.«
»Es wird sicher mein Schaden nicht sein«, sagt der Portier und lächelt. Nachtportiers, auch großer Hotels, sind manchmal sehr direkt.
Zanders wendet sich an den Fremden, der ihm gefolgt ist und sich offenbar noch immer überlegt, wie er sich wieder in den Besitz des Halsbandes setzen kann.
»Kommen Sie mit!« sagt Zanders in einem Ton, gegen den kein Widerspruch aufkommt. »Jetzt trinken wir in der Bar einen Whisky. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
Sie gehen in die nußholzgetäfelte kleine Bar und setzen sich an einen Seitentisch für zwei Personen. Die lustige Gesellschaft ist zum Mitternachtsmenü in den danebenliegenden Speisesaal hinübergegangen. Sie sind allein.
Der Mixer Reisinger, der Herrn Saussen als Stammgast des Hotels gut kennt, bringt gebrannte Mandeln und Chips und stellt zwei doppelte Whisky auf den Tisch. Zanders reicht ihm die Hand, wie immer, wenn er nach kürzerem oder längerem Fernbleiben in die Bar kommt.
»Wie geht es, Charly?«
»Danke der Nachfrage! Bleiben Sie diesmal länger bei uns, Herr von Saussen?«
»Ich fahre morgen früh schon wieder weiter. Aber in vierzehn Tagen bin ich zurück.«
»Das ganze Hotel freut sich darauf«, sagt Reisinger, und verschwindet hinter der Theke.
Zanders hebt sein Glas.
»Sie fliegen morgen mit der Elfuhrmaschine nach Venedig«, sagt er.
»Nach Venedig? Ausgeschlossen! Ich denke gar nicht daran, Wien zu verlassen.«
»Sie werden sich gleich anders entscheiden. Ich kenne die Geschichte des Smaragdhalsbandes. Ich weiß auch, wie es in die Handtasche meiner Sekretärin gekommen ist.«
»Sie haben keinen Beweis«, sagt Gruber frech.
»Schmeckt Ihnen der Whisky? Vielleicht ist es Ihr letzter Whisky für die nächsten fünf Jahre.«
»Was wollen Sie eigentlich von mir?« fragt Gruber unsicher.
»Sie nach Venedig einladen.«
»Als Ihren Gast?«
»Als Detektiv, der hinter mir her ist.«
»Ich bin kein Detektiv.«
»Das weiß ich längst. Sie sind ein ordinärer kleiner Dieb.«
»Ich habe das Halsband nicht gestohlen. Ich habe es gefunden. Es lag unter dem Stuhl.«
»Und warum steckten Sie es ein und legten es dann in die Tasche einer Dame?«
»Eine augenblickliche Verwirrung meinerseits.«
»Die Polizei wird die Verwirrung entwirren.«
Gruber trinkt sein Glas auf einen Zug leer.
Jetzt verlegt er sich aufs Bitten.
»Was haben Sie davon, wenn Sie mich anzeigen? Ich bin vorbestraft — auf Bewährungsfrist, drei Jahre...«
»Was hatten Sie angestellt?«
»Bigamie.«
»Kompliment!«
»Jetzt muß ich beide Frauen ernähren. Aber es war gar keine echte Bigamie. Die erste
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