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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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essen noch anderes. Krammetsvögel, ein Florentiner Steak, grüne Nudeln und aus Zucker und Eiern gebrannten Karamel. Dazu trinken sie einen Asti und sind zum erstenmal gelöst wie ein junges Liebespaar auf der Hochzeitsreise. Als Dr. Hoffmann, der Wirt, ihnen eine Gondel herbeiruft, denn die » Barcarole « ist von allen vier Seiten von Kanälen umgeben, fahren sie noch einmal auf dem Weg zum Markusplatz unter der Seufzerbrücke hindurch.
    »Auch Verliebte seufzen unter der Seufzerbrücke. Vor Glück«, sagt Birke.
    »Nur nachts«, sagt Peter und küßt sie.
    Als sie ins Hotel zurückkommen, sie hatten vorher auf dem Markusplatz noch einen Espresso getrunken, sagt Zanders:
    »Nehmen wir noch einen Drink in der Bar?«
    »Entschuldigst du mich?«
    »Du willst hinaufgehen?«
    »Es ist spät.«
    »Schließ das Fenster, ehe du Licht machst«, sagt Zanders, »sonst kannst du dich vor Moskitos nicht retten.«
    »Ich habe ein Netz über dem Bett.«
    »Wenn ich dir gute Nacht sage...«
    »Sag mir bitte heute nicht mehr gute Nacht, bitte!«
    »Schade. Ich hätte dich so gern noch gesehen. Drei Rosen liegen auf deinem Bett. Auf drei bezaubernden Nachthemden. Ich hätte gern gewußt, wie sie dir stehen.«
    »Soll ich alle drei übereinander anziehen?«
    »Untersteh dich!« sagt Zanders.
    Aber er darf ihr heute doch nicht gute Nacht sagen.
    Birke bittet ihn darum.
    »Ich muß erst meine Gedanken ordnen.«
    »Sind sie sehr durcheinander?«
    »Entsetzlich!« sagt Birke und verschwindet im Lift.
    Zanders geht in die Bar hinüber. Die Bar ist leer. Nur ein einzelnes Pärchen sitzt an der Theke. Eine auffallend elegante junge Dame, ein Mannsbild dazu. Als Zanders den Mann erkennt, geht er auf ihn zu.
    »In Begleitung?« fragt Zanders erstaunt.
    »Auf Ihre Spesen!«
    Zanders betrachtet das junge Mädchen amüsiert.
    Sie ist ihrer Sache sehr sicher.
    »Ich hoffe, es ist Ihnen recht, wenn ich mitgekommen bin. Ich heiße Nicole.«
    »Ein anspruchsvoller Name.«
    »Ich bin auch ein anspruchsvolles Mädchen. Ich reise gern.«
    »Mit ihm?«
    Sie winkt geringschätzig ab.
    »Ach, der zählt doch nicht. Wir kennen uns aus Wien. Wir haben uns heute hier per Zufall wiedergetroffen. Ich war wieder einmal blank und versuchte, ein paar Touristen zu bekommen. Mein Großindustrieller war gerade abgehauen...«
    »Ihr Großindustrieller?«
    Nicole nickt.
    »Ich habe einen Führerschein. Er hatte keinen. Man hat ihn ihm abgenommen. Das findet man heute öfters. Er fragte mich, ob ich ihn fahren würde. Da ich ganz attraktiv aussehe und er sich mit mir sehen lassen kann — vielleicht hatte er sich auch noch etwas anderes erhofft —, aber wir kamen nicht weit. Heute erschien seine Frau im Hotel, sie hat einen Führerschein und war der Meinung, daß besser sie mit ihm weiterführe.
    Das passiert mir nicht oft, aber manchmal. Als mir nun heute Herr Gruber von seinem Auftrag erzählte...«
    »Ach? Das tat er?«
    »Da ist doch nichts dabei«, sagt der falsche Detektiv aus Wien, »es ist doch alles nur ein Scherz...«
    Zanders zieht seine Brieftasche.
    Er legt eine größere Note auf die Theke.
    »Ich hoffe, Sie sind mit dem Honorar zufrieden. Und jetzt verschwinden Sie!«
    Herr Gruber protestiert:
    »Wir hatten doch acht Tage vereinbart!«
    »Und was wird aus mir?« fragt Nicole.
    Aber Zanders hört sie nicht mehr. Er ist schon gegangen.
    Als Zanders in die Hotelhalle zurückgeht, die beiden Verdutzten in der Bar zurücklassend, die sich wieder einmal über die Launenhaftigkeit der reichen Leute nicht genug wundern können, findet er einen Zettel in seinem Schlüsselfach.
    »Sie werden gebeten, sofort Zimmer 318 anzurufen«, sagt der Portier.
    »318? Sicher ein Irrtum.«
    »Ich habe die Zimmernummer selbst aufgeschrieben.«
    »Nicht 204?«
    »Nein«, sagt der Nachtportier, »die Dame von 318 verlangte nach Ihnen.«
    »Wann hat sie angerufen?«
    »Vor zwei Minuten. Ich wollte gerade in die Bar hinüberkommen.«
    »Wer bewohnt Zimmer 318?«
    »Einen Augenblick!« sagt der Portier.
    Er sucht in seiner Liste.
    Er stutzt einen Augenblick und sagt:
    »Eine gewisse Frau Zanders.«
    Jetzt ist die Überraschung bei Peter.
    »Wann ist sie angekommen?«
    »Vor einer Stunde. Mit dem Nachtflugzeug.«
    »Danke«, sagt Zanders und eilt zum Lift.
    Zanders klopft an die Tür im dritten Stock.
    Eine tiefe Stimme antwortet:
    »Wer ist da?«
    »Peter.«
    »Tritt ein. Die Tür ist offen.«
    Peter tritt ein. Eine Dame im silbergrauen Reisekostüm aus handgewebter Shantungseide

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