Geliebter Boss
hast. Warum sollte ich das Geld nicht dafür ausgeben, einem jungen Mädchen die große Welt zu zeigen, nach der sich jedes junge Mädchen sehnt?«
»Hast du dir überlegt, was daraus werden soll?«
»Natürlich habe ich es mir überlegt, geliebte Mutter! Oder auch nicht, ich weiß es jetzt nicht mehr. Es macht mir einfach Spaß. Sie ist ja nicht das erste Mädchen, mit dem ich einen Sommer verbringe. Diesmal noch unter einem besonders lustigen Vorzeichen: der Boß und die Gangsterbraut! Wenn ihr Urlaub herum ist, werde ich ihr alles gestehen, und wir werden sehr darüber lachen.«
Zanders schenkt sich einen Whisky ein.
»Gib mir auch einen«, sagt die Mutter ernst.
Sie hebt das Glas.
»Auf deine Vernunft, mein Junge!«
»Auf deine Nachsicht, Mama!«
Mitten im Schluck läßt die Mutter daß Glas sinken.
Plötzlich kommt ihr das Ungeheuerliche zur Erkenntnis.
»Eine Angestellte unserer Bank!« sagt sie empört.
»Es ist deine Bank, Mama!«
»Sie wird eines Tages, wenn ich nicht mehr bin, die deine sein. Du machst dich unmöglich durch diese Geschichte!«
»Hat man etwas bemerkt?«
»Gott sei Dank nicht. Der Nachtportier hat erzählt, daß du dir gegen sieben Uhr das Geld selbst geholt hast. Deine Quittung fand sich vor. Ich selbst hatte keine Ahnung, bis ich am nächsten Morgen...«
»Was war am nächsten Morgen?«
»Ich wußte, daß du am nächsten Tag in Wien sein wolltest. Du hattest es Graßmann erzählt. Ich hatte etwas mit dir zu besprechen und rief dich in Wien an. Dort sagte man mir, daß du am Morgen mit einer jungen Dame abgestiegen warst. Nachdem du in den letzten Wochen ohne deinen üblichen weiblichen Anhang warst...«
Peter protestierte lachend:
»Das weiß eine Mutter nie!«
»Das weiß eine Mutter immer! Als ich das erfuhr und deine spontane Art kenne, in ein Abenteuer einzusteigen, dachte ich, es wäre ganz gut, nach dem Rechten zu sehen. Ich bin nach Wien geflogen, dort erfuhr ich von deiner Reise nach hier — da bin ich.«
»Du fährst also nicht an den Lido?«
»Doch. Und du fährst mit!«
Peter springt auf.
»Unmöglich, Mama. Ich bin nicht allein.«
»Das weiß ich. Eben deswegen fährst du mit!«
»Was willst du tun?“
»Mir zunächst das sonderbare Mädchen einmal ansehen.«
»Du sollst sie sehen! Du wirst hingerissen von ihr sein.«
»Ich werde sie sehen. Verlaß dich darauf!«
»Schon ihre bezaubernde Art, wie sie sich über alles freuen kann —«
»Dann wird sie sich auch freuen, wenn sie mich sieht.«
»Nehmen wir sie mit? Fährt sie mit uns?«
»Ich glaube, sie fahrt besser nach Hause.«
»Du kannst sie doch nicht einfach wegschicken?«
Die Mutter nimmt die Hand ihres erwachsenen Jungen.
»Hast du eine Ahnung, was eine Mutter alles vermag? Wie oft hast du gar nicht gemerkt, wenn dich eine verließ, nur weil ich herausgefunden hatte, die ist nichts für meinen Sohn.«
Peter reißt sich los. Er sagt heftig:
»Das ist alles unmöglich, was du sagst! Wie stehe ich denn da vor ihr? Jetzt spiele ich noch den großen Verbrecher, den Zuchthäusler, den Vorbestraften — soll ich morgen nun als reicher Mann vor ihr dastehen? Hast du eine Ahnung, was für Opfer sie mir gebracht hat?«
»Sechzigtausend Mark unterschlagen!«
»Ich habe sie dazu gezwungen!«
»Dazu kann man keinen Menschen zwingen, mein Junge. Wer die Veranlagung nicht in sich hat, der findet einen Weg, dir davonzulaufen und dich anzuzeigen. Ich will dir einmal in aller Ruhe etwas sagen, Peter! Wie lange kennt ihr euch? Noch keine drei Tage. Du weißt nicht, woher sie kommt, wer ihre Eltern sind und wer bisher in ihrem Leben eine Rolle gespielt hat. Schon allein die Tatsache, daß ein junges Mädchen in einem so vornehmen Luxushotel mit dir absteigt, sollte dir zu denken geben.«
»Aber ich habe sie doch dazu gezwungen!«
»Du hast also mit ihr gemacht, was du wolltest?«
»Ja. Ich. Ich ganz allein.«
»Glaubst du, daß ein Mädchen, mit dem du machen kannst, was du willst, die richtige Frau für dich ist?«
Peter wehrt ab:
»Vom Heiraten habe ich zu ihr noch kein Wort gesprochen!«
»In deinem gegenwärtigen Zustand wirst du bald davon sprechen. Du bist aus guter Familie. Du hast als Sportsmann einen Namen. Du bist reich. Oder ist sie so dumm und erkennt ihre Chancen nicht?«
Jetzt ist es Peter, der die Hand seiner Mutter ergreift.
»Versteh doch, geliebte Mutter! Birke...«
»Wie?«
»Birke, so heißt das junge Mädchen — Birke weiß doch gar nicht, wer ich wirklich bin! Birke
Weitere Kostenlose Bücher