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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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Casino.
    Die »Bank von Monaco«, das Kasino mit seinem Theater und einem großen Ballsaal und seinen zum Meer liegenden Terrassen, oberhalb der berühmten Taubenschießstände, von denen einmal der regierende Fürst Honore I. von seinen Untertanen ins Meer geworfen wurde, die Terrasse der Skandale, die bis ins heutige Jahrhundert reichen, als zuletzt eine regierende Fürstin des Landes mit ihrem Masseur auf und davon ging, enttäuscht Birke. Die prunkvolle Pracht früherer Jahre, der Plüsch und der Stuck aus den achtziger Jahren, die roten Bordüren und die Karyatiden, die verschiedenen verstaubten Säle, die bleichen, hageren Gesichter der nervösen Croupiers...
    »Wie unelegant die Besucher sind!«
    »Leute mit Geld brauchen keine teuren Kleider.«
    »Und die Leute ohne Geld haben keine teuren Kleider!«
    Zanders löst einige Chips an der Kasse, nachdem er den Eintritt bezahlt hat, und sie finden am Tisch sieben einen freien Platz.
    »Ich spiele nicht«, sagt Birke.
    »Du spielst. Ich schaue dir zu.«
    »Ich habe keine Ahnung, worum es geht.«
    »Du lernst es schnell.«
    Er nötigt sie auf den Stuhl und bleibt hinter ihr stehen.
    » Faites votre jeu !«
    Die Kugel rollt.
    » Rien ne va plus!«
    Die Kugel fällt.
    »Zero!«
    Zanders legt einige Chips vor Birkes Platz.
    »Worauf soll ich setzen?«
    »Wohin du willst! Du gewinnst!«
    Birke macht ihre Einsätze.
    Erst ein wenig unsicher. Aber bald hat sie verstanden, worauf es ankommt. Sie gewinnt mehrere Male hintereinander. Sie spielt mit dem Glück aller Anfänger. Dabei setzt sie gegen jede Vernunft. Am Anfang hat sie sogar gleichzeitig Pair und Impair gesetzt, Manque und Passe, und freut sich, daß sie immer auf einem Feld gewann.
    Bis ihr Zanders den Widersinn ihres Spieles kurz erklärt. Dann setzt sie nur noch auf Rouge, und Rouge kommt achtmal hintereinander.
    Birke wendet sich strahlend zurück.
    »Warum leben nicht alle Leute davon?«
    »Es kann auch Noire achtmal hintereinander kommen.“
    »Glaubst du?«
    Daraufhin setzt Birke Noire, und Noire kommt sechsmal hintereinander.
    Birke blickt sich neugierig auf dem Tisch um.
    »Was ist das?«
    »Das Dutzend. Dafür zahlt die Bank das dreifache Geld.“
    »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«
    Birke schiebt drei Chips auf das erste Dutzend.
    » Rien ne va plus!«
    Die Kugel rollt.
    »Neuf. Rouge. Impair. Manque«, sagt der Croupier.
    Er schiebt Birke mit dem Rechen neun Chips zu.
    »Jetzt setz eine Zahl!« sagt Zanders.
    »Welche?«
    »Deinen Geburtstag.«
    »Den ersten August?«
    »Den Ersten Achten? Setz die Achtzehn!«
    Die Kugel rollt.
    » Rien ne va plus!«
    Die Achtzehn kommt.
    Birke starrt fassungslos.
    »Ihr Gewinn, Madame!«
    »Nein. Ich...«
    »Ihr Gewinn, Madame!«
    »Bleibt stehen!« sagt Birke so leise, daß man es kaum hört. Sie deutet auf das Feld.
    Ganz allein liegt die Achtzehn unter dem Hügel der Jetons. » Faites votre jeu !«
    Der Croupier hat bereits die Kugel eingeworfen.
    Die Kugel rollt.
    » Rien ne va plus!«
    Nur die Achtzehn ist belegt.
    Die Kugel läuft, springt nervös gegen die nach innen geneigte Bande des Rouletts, läuft über die Zahlen, springt noch einmal hoch, fällt zurück.
    Atemlose Stille.
    »Dix- huit . Noire. Paire . Manque.«
    Große Aufregung am Tisch sieben. Der Chefcroupier erhebt sich, um zu gratulieren. Fünfunddreißig Jahre ist er an der Spielbank. Das hat er noch nicht erlebt. Zweimal hintereinander der sechsunddreißigfache Einsatz des Pointeurs . Den sechsunddreißigfachen Gewinn auf der gleichen Nummer stehenlassen und diesen Betrag wiederum versechsunddreißigfachen ! Er hat sich erhoben. Er weiß nicht, wie es die strengen Regeln des Hauses vorschreiben. Soll er über diesen Zwischenfall mit gleichgültigem, arrogantem Gesicht hinweggehen? Oder darf er seinen Platz verlassen und gratulieren? Er entscheidet sich dazu. Ein anderer nimmt seine Stellung ein.
    Das Spiel geht weiter.
    Die Mitspieler am Tisch vergessen ihre Einsätze.
    Zanders und Birke haben den Tisch sieben verlassen. Sie haben sich eine Flasche Champagner in eines der kleinen Separees kommen lassen, » Particulier «, wie man sie hier nennt, die bei hohen Gewinnen oder Verlusten den Spielern reserviert sind. Noch haben sie ihre gewonnenen Jetons nicht eingewechselt. Noch ahnt Birke nicht, was wirklich geschehen ist. Sie weiß nur, daß sie Glück gehabt hat, gewonnen hat, viel gewonnen hat, aber wieviel? Es muß sehr viel sein, vielleicht tausend Francs oder mehr, nachdem die

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