Geliebter der Nacht
könnte.
Leider war sie eben erst mit Mai vom Revier zurückgekommen, die bereits davon redete, noch in derselben Nacht wieder ins »Crypt« zu gehen. Folglich wollte Lexi sie auf keinen Fall allein lassen, was Darius hoffentlich verstand.
Auf Mai aufzupassen war ein Alptraum gewesen. Die gan-ze Nacht hatte Lexi versucht, ihre Freundin davon zu über-zeugen, wie gefährlich der Club war. Aber Mai stellte sich schlicht taub. Wahrscheinlich würde sie bei der nächstbesten Gelegenheit wieder ins »Crypt« gehen, und Lexi konnte schließlich nicht jede wache Minute da sein, um es zu verhindern. Deshalb war sie etwas früher als sonst im Büro.
Marge sah sie an, als sie hereinkam. »Du siehst ja nicht gerade berauschend aus«, stellte sie unverblümt fest. »Und komm mir nicht mit Mondphasen, denn ich kenne dich seit drei Jahren, und so schlimm ging’s dir noch nie.«
»Tja, Ausnahmen bestätigen die Regeln«, murmelte Lexi und nickte zu den hinteren Büros. »Ist TJ da?«
»Ja, sitzt an seinem Schreibtisch.«
»Ist er allein?«
Marge wandte sich achselzuckend wieder ihrem Computer zu. »Würde dich ein Nein abhalten?«
Die Frage war nicht unberechtigt. »Nein«, antwortete Lexi.
»Bevor du nach hinten gehst«, rief Marge ihr nach, »arbeitest du heute?«
Lexi verlangsamte ihre Schritte nicht einmal. »Nein.«
»Wow, da haben die Knackis heute ja ihren Glückstag«, hörte sie Marge vor sich hin sagen.
Währenddessen marschierte Lexi an ihrem Büro vorbei direkt in TJ s. Die Tür war geschlossen, und sie wollte schon einfach hineingehen, überlegte es sich jedoch im letzten Moment anders. Immerhin wollte sie ihn um einen Gefallen bitten.
Also klopfte sie und wartete, bis er »Herein!« rief, ehe sie die Tür öffnete.
TJ saß an seinem Schreibtisch und blickte mit finsterer Miene auf seinen Bildschirm.
»Und ich dachte,
ich
hätte schlechte Laune«, bemerkte Lexi.
Er klickte etwas auf dem Bildschirm an, lehnte sich zurück und schenkte ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Scheißpapierkram!«, murrte er. »Schlimm genug, dass wir schon so viele Formulare auf dem Revier ausfüllen müssen. Aber jetzt brummt uns Jonathan diese hier auch noch auf … da hätte ich glatt Lust, die Brocken hinzuschmeißen.«
Auch Lexi hasste den lästigen Schreibkram und hatte daher vollstes Verständnis für TJ , wusste allerdings genau, dass er seine Drohung nie wahrmachen würde. »Du liebst diesen Job genauso wie ich«, sagte sie lächelnd. »Wir wissen beide, dass wir niemals hinschmeißen würden.«
Er erwiderte ihr Lächeln und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Was machst du so früh schon hier?«, fragte er. Von draußen drang der Straßenlärm herein. Der Müllwagen machte seine wöchentliche Runde, und das Knallen der Containerdeckel durchbrach die morgendliche Stille mit einem lauten Staccato.
»Ich brauche etwas, womit ich jemanden überwachen kann, ohne dass die Person etwas merkt«, kam sie ohne Umwege zur Sache. »Es sollte etwas Nichtmagisches sein, und da dachte ich, du weißt vielleicht etwas.«
»Ein Personenortungssystem?« Er nickte. »Klar, da habe ich etwas, das du benutzen kannst. Wie nah kommst du an die Person heran?«
»So nah, wie ich will. Sie ist eine Freundin von mir.«
Er sah sie fragend an. »Die dürfte reichlich sauer werden, wenn sie mitbekommt, dass du ihr einen Sender verpasst hast.«
Und wenn sie vor Wut bebt, Hauptsache, sie lebt!
, dachte Lexi. »Das riskiere ich.« Jedenfalls fiel ihr nichts Besseres ein, um für Mais Sicherheit zu sorgen.
TJ nahm ein Schlüsselbund von seinem Schreibtisch, wählte einen der kleinen Schlüssel aus und öffnete damit die untere Schublade seines Aktenschranks.
Daraus holte er drei Halsketten, ein Paar Ohrringe, eine Nadel und eine Plastiktüte mit flachen Metallscheibchen hervor, die nicht größer als die Spitze eines Korrekturstifts waren. Außerdem gehörte noch ein Empfänger zu der Ausrüstung, der wie ein Taschencomputer aussah. »Das wäre die Auswahl, die ich dir anbieten kann«, sagte er und breitete alles vor ihr aus. »Die Schmuckstücke haben Sender, die hervorragend funktionieren – vorausgesetzt, sie trägt die Dinger.«
Lexi versuchte, sich zu erinnern, ob Mai jemals zwei Tage hintereinander denselben Schmuck getragen hatte. Da sie es nicht sagen konnte, zeigte sie auf die Tüte mit den Metallplättchen. »Was ist das?«
»Die kann man der Zielperson in die Tasche schmuggeln oder mit der haftenden Rückseite an der
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