Geliebter Feind
von mir und halte sie bei dir!“ Mit dem freien Arm holte Abbey aus und traf ihn zielsicher auf der Wange.
Nikolai blinzelte perplex. An der Tür stand Sveta wie versteinert im Rahmen und schaute fassungslos auf die Szene vor sich. „Nikolai?“, fragte sie ungläubig.
„ Nitschewo . Lass“, sagte er zu seiner Assistentin und schickte sie mit einer knappen Geste wieder weg.
„Oder soll ich sie zurückrufen?“, wandte er sich an Abbey, die entsetzt auf die sich schnell blau färbende Stelle schaute, wo sie ihn getroffen hatte. „Damit sie die Polizei informieren kann?“
„Die Polizei?“, rief Abbey aus.
„Du hast mich angegriffen“, murmelte er täuschend sanft. „Es ist lange her, seit mich jemand geschlagen hat. Als Junge haben meine Halbbrüder mich immer verprügelt. Heute ziehe ich es vor, mich bis zum letzten Atemzug zu wehren, bevor mich jemand ungestraft schlagen darf.“
„Ich muss mich entschuldigen, ich … ich habe mich völlig danebenbenommen“, brachte sie stockend hervor. Panik tobte in ihr. Wenn er sie wegen Körperverletzung anzeigen wollte, hatte er jedes Recht dazu.
Nikolai beugte leicht den Kopf. „Du kannst den Schmerz wegküssen und zustimmen, für mich zu arbeiten. Ist das nicht eine klügere Lösung?“
Abbey konnte nicht verstehen, welcher Wahnsinn sie plötzlich in den letzten vierundzwanzig Stunden befallen hatte. Sie kannte sich selbst nicht mehr, und die Intensität des Gefühlswirrwarrs, das in ihr tobte, begann sie ernsthaft zu ängstigen. Wie ferngesteuert tat sie, was man sie geheißen hatte, drückte die Lippen vorsichtig auf den Bluterguss und dachte dabei an die Brüder, die Nikolai als kleinen Jungen geschlagen hatten. Seltsam, sosehr sie ihn auch hasste, so verspürte sie doch gleichzeitig Mitgefühl für ihn. Der Duft seiner Haut stieg ihr in die Nase, ihr schwindelte, und sie musste sich an seiner Brust abstützen, um nicht zu wanken.
Eine Hand an ihrer Schulter, schob er sie von sich ab. „Du wirst also die Stelle annehmen.“ Seine dunklen Augen strahlten harte Entschlossenheit aus. „Ich verspreche dir, du wirst keinen Grund zur Klage haben.“
„Du verstehst nicht, was ich fühle“, begehrte sie auf.
Ihm wurde klar, dass er das Ausmaß ihrer Feindseligkeit unterschätzt hatte. Wenn er sie wiedersehen wollte, blieben ihm nur begrenzte Möglichkeiten. Freiwillig würde sie keine Zeit mehr mit ihm verbringen. Ihr Stolz, ihr Starrsinn und ihre idealistischen Prinzipien gingen ihm auf die Nerven, und doch konnte er sich Abbey ohne diese Eigenschaften nicht vorstellen.
„Natürlich nicht. Schließlich bin ich nicht so emotional wie du.“ Fasziniert beobachtete er die mannigfaltigen Gefühle, die wie Sturmwolken über ihr Gesicht zogen. „Meine Assistentinnen werden den Vertrag mit dir durchsprechen“, sagte er.
„Werden Garderobe und Gastgeberfunktionen ebenfalls vertraglich festgelegt?“, fragte sie schneidend.
„Nein. Diese Aspekte werden wir zwischen uns klären.“
Sie schnaubte frustriert. „Es muss doch mindestens ein Dutzend Frauen geben, die bereitwillig eine solche Rolle übernehmen würden. Warum zwingst du sie ausgerechnet mir auf?“
„Du hast etwas an dir, das dich besonders überzeugend wirken lässt“, sagte er nur und schob sie mit sanftem Druck in das angrenzende Zimmer, wo Sveta, Olya und Darya warteten.
Mit vor Ärger roten Wangen nahm Abbey an dem Tisch mit den dreien Platz. Sie hatte etwas an sich? Was denn? Eine extreme Schwäche für ihn?
Während der Vertragsverhandlungen jedoch wurde ihr klar, dass sie hier eindeutig im Vorteil war. Nikolais Assistentinnen mochten knallharte Geschäftsfrauen sein, aber Abbey wusste als Einzige, dass er unbedingt sie in der Rolle haben wollte und er auch nicht bereit war, eine andere Dienstleistungsfirma anzuheuern. Was letztendlich bedeutete, dass sie ihre eigenen Bedingungen aushandeln konnte. Was sie tat, ohne auch nur einen Millimeter nachzugeben. Nikolai würde Ansprüche stellen und erwarten, dass diese sofort erfüllt wurden, aber sie hatte nicht vor, zuzulassen, dass Support Systems hier den Kürzeren zog. Wenn sie ihm ihre ganze Zeit widmen musste, konnte sie schließlich keine anderen Kunden betreuen.
Außerdem war sie fest entschlossen, das Ganze auf einer rein geschäftlichen Ebene zu halten.
Sie sammelte ihren Mut zusammen und hob das Kinn. „Ich möchte, dass eine Klausel eingeschlossen wird, die jegliche sexuelle Belästigung für die Dauer des Vertrages
Weitere Kostenlose Bücher