Geliebter Feind
unterbindet.“
Sveta wirkte noch schockierter als vorhin, als sie Zeugin von Abbeys Ohrfeige geworden war. „Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstanden habe, Mrs. Carmichael.“
„Nikolai wird es verstehen“, behauptete Abbey überzeugt. „Sexuelle Belästigung wird als Vertragsbruch erachtet und entbindet mich mit sofortiger Wirkung von allen vertraglichen Pflichten.“
Sveta verließ den Raum, offensichtlich, um diese unerwartete Forderung mit Nikolai zu besprechen. Abbey blieb mit Olya und Darya zurück und musste deren entrüstete Blicke ertragen.
Nikolai erschien im Rahmen der Tür zu seinem Büro. „Wir sollten reden, Abbey.“
Abbey stand auf und ging zurück in sein Zimmer.
„Ich habe dich unterschätzt“, gab er mit einer Offenheit zu, die Abbey erschreckend belebend fand.
„Ohne diese vertraglich geregelte Bedingung arbeite ich nicht für dich“, wiederholte sie bekräftigend. „Es muss Grenzen geben. Ich lasse mich nicht mit den Kunden ein.“
„Es wird aber einen gewissen Grad an Intimität geben müssen, um die Presse zu überzeugen“, hielt er dagegen.
„Gegen einen Arm um Taille oder Schultern werde ich nichts einwenden, auch nicht, wenn du dir ab und zu einen flüchtigen Kuss nimmst“, führte sie mit zusammengebissenen Zähnen aus.
„Ich will nichts von dir nehmen , ich will, dass du gibst .“ Seine Ungeduld war deutlich sichtbar.
„Ich gebe nicht mehr, als ich gerade angeboten habe. Bitte akzeptiere, dass das, was gestern Nacht passiert ist, sich nicht wiederholen wird“, sagte sie entschieden.
„Mein männliches Interesse an dir lässt sich nicht vertraglich regeln“, meinte er heiser. „Erwartest du von deinen weiblichen Angestellten, dass sie sexuelle Belästigung hinnehmen?“
„Natürlich nicht. Aber du bist nicht gerade fair. Letzte Nacht warst du keine unwillige Partnerin“, erinnerte er sie schonungslos.
Sie senkte schweigend den Blick. Das konnte sie nicht abstreiten.
„Ich will dich noch immer, lubow moja .“
„Aber du willst auch, dass ich für dich arbeite, und daher wirst du dieser Klausel zustimmen müssen“, beharrte Abbey.
„Sind verbale Annäherungsversuche erlaubt?“, fragte er herausfordernd. „Meinst du, du kannst einer verbalen Verführung widerstehen?“
Ihr wurde klar, was sie unbeabsichtigt verraten hatte – dass sie sich nämlich keineswegs sicher war, ob sie die Kraft hatte, ihn abzuwehren, sollte er sie noch einmal berühren. „Ja“, antwortete sie eher kleinlaut.
„Dann sollst du deine alberne kleine Klausel haben“, sagte er abfällig. „Hoffentlich hält sie dich nachts in deinem leeren Bett warm.“
Abbey wurde bleich, aber sie gab nicht nach. Minuten später war sie wieder im Vorzimmer zusammen mit dem schönen Trio. Ihr wurde versichert, dass ihr der Vertrag innerhalb von vierundzwanzig Stunden zur Unterschrift vorliegen würde. Abbey fragte sich, ob sie es sich nur einbildete, dass sie nun mit merklichem Respekt behandelt wurde.
Als Sveta ihr einen Kaffee anbot, nahm Abbey die Gelegenheit wahr und holte ihren Laptop heraus. „Vielleicht könnten Sie mir ein paar Tipps geben, welche Vorlieben Nikolai hinsichtlich seines Wohnraumes hat.“
Prompt folgte ein Ratschlag auf den nächsten. Der Enthusiasmus, mit dem die drei Frauen Nikolais Vorlieben und Abneigungen beschrieben, zeugte von großer Bewunderung und Respekt für ihn.
„Er braucht viel Platz, in kleinen Räumen wird er klaustrophobisch“, kam es von Olya.
„Ein Hubschrauberlandeplatz muss dabei sein, damit er jederzeit fliegen kann, wohin er will. Nikolai fliegt selbst, und er taucht gern in das Nachtleben der Stadt ein“, ergänzte Sveta.
„Wie stellt er sich sein Leben auf dem Land vor?“, fragte Abbey weiter.
Eine Frage, der mit verblüfften Mienen begegnet wurde. Offenbar musste Nikolai erst noch zeigen, welche Hobbys er für das Landleben pflegen wollte. Er jagte nicht, angelte nicht, wanderte nicht, auch hatte er kein besonderes Interesse an Architektur. Darya beschrieb allerdings ausführlich das St. Petersburger Adelshaus, was Abbey sich als nützliche Information notierte.
Sobald sie das Arlov-Gebäude verließ, machte Abbey sich auf den Weg zu den exklusivsten Immobilienmaklern, holte Informationen über mehrere Objekte in der Stadt ein und erhielt Zusagen, dass man ihr schnellstmöglich weitere Details zusenden würde. In Gedanken arbeitete sie bereits einen Plan für die Präsentation aus, als ihr Handy klingelte.
Es
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