Geliebter Feind
und das ärgerte ihn. Er kannte unzählige schöne Frauen, die überglücklich wären, ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen zu dürfen. Wäre er nicht in dieser Scharade mit ihr gefangen, um die Presse an der Nase herumzuführen, würde er ihr auf der Stelle den Laufpass geben, wie er sich grimmig versicherte.
Mr. bin Hashim begrüßte Nikolai und Abbey zuvorkommend und ließ sie dann allein, damit sie sich in aller Ruhe im Haus umsehen konnten. Abbey schritt in einigem Abstand lustlos hinter Nikolai her, mit einer Miene, als wäre sie auf einer Beerdigung.
Das Objekt gefiel Nikolai sehr gut, es war besser als alles, was sie ihm letzte Woche gezeigt hatte. Vor allem der Poolbereich im Keller war überwältigend.
„Perfekt für Partys“, meinte er.
Abbeys trübselige Züge wurden eisig. Bilder von nackten Schönheiten, die übermütig im Pool planschten, zogen vor ihr auf. Sie hatte doch letzte Woche bei der Premiere gesehen, wie die Frauen ihn anhimmelten. Er sah großartig aus, war jung und reich und großzügig. Sie hatte keinen Anspruch auf ihn, und nie war es ihr klarer gewesen. Sie war nur eine von vielen, noch dazu stand sie auf der niedrigsten Stufe, denn neunzig Prozent ihrer gemeinsamen Zeit kamen überhaupt nur zustande, um die Presse auf die falsche Fährte zu locken.
„Ich bin beeindruckt, dass du das für mich arrangiert hast, milaja .“ Mit einem Arm zog er sie eng an seine Seite, mit jener Selbstverständlichkeit, die sie jedes Mal überrumpelte. Nikolai war ein sehr körperlicher Mensch. Abbey war versucht, sich an ihn zu schmiegen wie eine schwache Frau, doch das würde sie sich nie erlauben.
„Hast du bestimmte Vorstellungen hinsichtlich des Landhauses, sodass ich mir ein besseres Bild machen kann?“, fragte sie stattdessen.
„Denkst du eigentlich immer nur an Arbeit? Du siehst müde aus“, tadelte er leise.
Man einigte sich mit Mr. bin Hashim, dass die Anwälte die Verkaufsverhandlungen übernehmen sollten. Wieder in der Limousine, drehte Nikolai sich zu Abbey und reichte ihr ein Schmucketui. „Eine kleine Anerkennung für deine guten Leistungen.“
Abbey erstarrte. „Du zahlst bereits ein ansehnliches Honorar für meine Dienste. Mehr ist nicht nötig.“
„Ausgezeichnete Leistungen belohne ich immer, lubow moja .“
Sie öffnete den Deckel und fand eine goldene Damenuhr, besetzt mit unzähligen Diamanten. Sie fragte sich, ob er sie damit für ihre Bemühungen im Bett oder als Dienstleister belohnen wollte. Eine Überlegung, die sich wie Säure in ihren Selbstrespekt fraß. „Es ist wunderschön. Danke“, murmelte sie steif. Sie wusste, er würde dieses Geschenk nicht zurücknehmen, und sie wollte ihn nicht noch einmal beleidigen. Um ihn zu besänftigen, legte sie die Uhr über ihr Handgelenk und verhakte den Verschluss. Die Diamanten fingen das Sonnenlicht ein und funkelten auf.
„Der Wagen wird dich um sieben Uhr abholen. Wir gehen aus essen“, verkündete Nikolai, als sie vor ihrem Apartmenthaus hielten.
Während Abbeys Abwesenheit hatte Sveta einen Angestellten mit der neuen Garderobe in Abbeys Wohnung geschickt. Als Abbey jetzt in die Diele trat, hörte sie als Erstes ein klägliches Miauen. Da stand auch ein Katzenkorb neben der Wand. Eine Karte lag obenauf, Nikolais schwungvolle Unterschrift fiel ihr sofort ins Auge.
Neugierig kniete Abbey sich auf den Boden und öffnete den Riegel. Ein Siam-Kätzchen mit leuchtend blauen Augen tappte linkisch aus dem Korb hinaus, und Abbey verlor sofort ihr Herz an das kleine Katzenkind. Ein dicker Umschlag enthielt alle Informationen über Züchter und Stammbaum des Tieres. Lächelnd streichelte Abbey das muntere Kätzchen. Woher hatte Nikolai gewusst, dass sie schon immer eine siamesische Katze hatte haben wollen? Es war eine wunderbare Überraschung an einem wahrhaft schrecklichen Tag.
Als sie endlich genug mit dem Tierchen gespielt hatte, griff sie nach dem Telefon und rief Nikolai an. „Sie ist hinreißend!“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich kann dir gar nicht genug danken.“
Sie hatte Nikolai mitten in einer Vorstandssitzung erreicht. Ein zufriedenes Lächeln glitt über sein Gesicht. Er legte großen Wert darauf, auf allen Gebieten Erfolg zu verbuchen, und bisher hatte Abbey auf seine großzügigen Geschenke eher mit lauwarmer Begeisterung reagiert. „Gefällt sie dir? Sie hat die gleiche Augenfarbe wie du.“ Er drehte den Kopf ab, als Sveta ihn vom anderen Ende des Raumes verblüfft ansah. „Wie wirst du
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