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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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und zugleich flehentlich blickte sie ihn an. Ihr gequälter Aufschrei schien aus den Tiefen ihrer Seele zu kommen. „Warum? Sagt mir, weshalb!"
    Das überhörte er. Er setzte sich in den Sessel hinter dem Tisch.
    Kathryn schlug die Hände auf die Tischplatte. „Ich will nicht Eure Mätresse sein", erklärte sie. „Ihr überschätzt Eure Tüchtigkeit als Liebhaber gewaltig, Herr. Ich jedenfalls habe nichts davon gemerkt."
    Langsam hob er den Blick zu ihr, und obwohl sein Gesicht versteinert zu sein schien, brannte in seinen Augen ein heißes Feuer. „Fordert mich nicht heraus, Kathryn." Er verzog die Lippen zu einem gefährlichen Lächeln. „Mir bliebe unter diesen Umständen nämlich keine andere Wahl, als Euch Euren Irrtum zu beweisen. Und das würde ich gern tun - mit dem größten Vergnügen sogar."
    Ihr kribbelte es in den Fingern, ihm dieses Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen. „Bastard!" zischte sie. „Wie lange beabsichtigt Ihr mich noch hier zu behalten?"
    Ihre Augen waren jetzt so grün wie die aufgewühlte See. Trotzig stemmte sie die kleinen Fäuste auf die Hüften. Zum erstenmal bemerkte Guy die Zeichen der Erschöpfung um ihre Augen.
    Er ignorierte das jedoch. Ihn erfüllte nur die Wut und eine namenlose Empfindung, die er nicht als Enttäuschung erkennen wollte. Er fand es wesentlich besser, auch weiterhin in Kathryn die Frau zu sehen, die er kannte - zornig, herzlos und unein-nehmbar.
    „Wer weiß?" Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Eine Woche. Einen Monat. Wie lange auch immer es sein wird, denkt stets daran, daß ich derjenige bin, der das entscheidet. Ich, und niemand sonst."
    „Gewiß - Euer Wille und all das." Mit einmal begann Kathryn vor Wut zu zittern. „Verdammt sei Euer Wille, edler Earl, und Ihr mit ihm!"
    Zu ihrem Entsetzen erhob er sich und reichte ihr einen kleinen Dolch. Er breitete die Arme aus und bot ihr auf diese Weise seine ungeschützte Brust. „Nur zu", forderte er sie mit samtweicher Stimme auf. „Wollen wir eine Wette auf den Sieger abschließen?"
    Die beiden starrten einander an. Obwohl Guy de Marche scheinbar entspannt dastand, wußte Kathryn, daß sie nur eine einzige falsche Bewegung zu machen brauchte, und er würde über ihr sein. Ihre Finger verkrampften sich um den Griff des Dolches. Die Gewaltbereitschaft, die plötzlich in ihr erwachte erschreckte sie.
    Sie stieß die Klinge in die Tischplatte. Diesen Menschen mit dem Herzen aus Eisen konnte sie nicht verwunden. Geschlagen schrie sie auf und fuhr herum.
    „Kathryn!"
    Sie drehte sich halb zurück.
    Sein Gesichtsausdruck war hart und sein Blick unerträglich.
    „Lauft mir nie wieder fort!" warnte er. „Beim nächstenmal werde ich Euch in Eurem Gemach einschließen." Er ließ den Blick langsam über ihre Brüste und ihre Hüften gleiten. „Oder noch besser, ich schließe Euch in meinem ein."
    Sie erstickte ihren Wutschrei. „Ich habe davon sagen hören, daß König Heinrich durch das ganze Tal reist. Ich werde in jeder Nacht darum beten, daß er Euch an seine Seite ruft."

12. KAPITEL
    Die Schlachtlinien waren wieder einmal gezogen. Guy ging seinen Weg, und Kathryn ging den ihren. In den folgenden Tagen sah sie den Earl nur sehr selten, höchstens gelegentlich beim Nachtmahl, und das war dann jedesmal ziemlich anstrengend und unerfreulich.
    Ihr wurde nicht mehr gestattet, mit Peter allein zu sein. Ferner durfte sie die Burgmauern nicht mehr ohne Sir Michael im Gefolge verlassen. Das alles schürte ihren Haß gegen den Earl nur noch mehr und verhinderte, daß ihr auch nur der geringste Gedanke an Vergebung kam.
    Aus den langen Tagen wurden Wochen, und das gespannte Verhältnis steigerte sich ins unerträgliche. Manchmal litt Kathryn unter einer eigenartigen Unruhe, die sie auf ihre Trennung von Ashbury zurückführte. Sie sehnte sich so sehr nach daheim und nach Elizabeth, doch als sie das einmal in aller Arglosigkeit erwähnte, wurde Guy de Marche gleich böse und ließ sie einfach stehen.
    Nein, sie wollte weder weinen noch bitten oder um Gnade flehen, denn Gnade kannte der Earl nicht. Mit der Zeit fürchtete sie tatsächlich, er könnte sie für alle Zeiten hier auf Sedgewick behalten wollen - zu welchem Zweck, das war ihr unerfindlich.
    Die ständige innere Anspannung wirkte sich auf ihre Verfassung aus, und zu allem Übel fühlte sich Kathryn, die bisher kaum jemals krank gewesen war, in der letzten Zeit ausgesprochen miserabel.
    Eines Nachts Anfang August bürstete sie sich gerade vor dem

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