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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Fingern über seinen Arm streichen würde, erbebte sie schon jetzt.
    Auf einer schmalen Bank neben seinem Stuhl stand eine ge-füllte Wasserschüssel mit einem Leinentuch darin. Kathryn wrang den Lappen aus und tupfte damit das Blut von der Wunde. Danach fädelte sie die Nadel ein, wobei zu ihrem Erstaunen ihre Hände ganz ruhig blieben.
    Sie neigte sich zu dem Earl, der nicht einmal auch nur zusam-menzuckte, als sie die Nadel in seine Haut stieß. Vielmehr war Kathryn diejenige, die fürchterlich litt. Am liebsten wäre sie fortgelaufen und hätte Guy de Marche seinem Schicksal überlassen. Es war allein ihre Willenskraft, die sie an seiner Seite hielt.
    Während des Nähens schaute sie immer wieder einmal zu ihm hoch. Regungslos wie eine Statue saß er da, und wenn Nadel und Faden ihm Schmerz verursachten, so zeigte sein Gesichtsausdruck davon nicht die Spur. Zum Schluß verknotete Kathryn den Faden und schnitt den Rest ab.
    „So", sagte sie leise. „Geschafft."
    Der Earl bewegte seinen Arm. Sie sah, wie das Kerzenlicht über seine Schultern flackerte und seine Muskeln um so deutlicher hervortreten ließ. Erschaudernd blickte sie auf seine Brust.
    Anscheinend hatte er eben erst gebadet, denn er duftete nach Seife, und in seinem Brusthaar hingen noch glitzernde Wasser-tröpfchen. Sie mußte schlucken, denn ihr Hals fühlte sich wie ausgetrocknet an.
    Während des Vernähens der Wunde hatte Guy seine Hände an ihre Taille gelegt, um sich selbst und sie gleichermaßen zu stützen. Dort lagen sie noch immer. Wie gebannt fühlte Kathryn die Wärme durch ihr Gewand hindurch, und das schien ihr erst jetzt bewußt zu werden.
    Auch Guy wurde sich jetzt einer Tatsache bewußt, und das war das Sehnen in seinem Inneren. Seit Wochen hatte er zwischen Zorn und Verwirrung geschwankt. Er hatte Kathryn besessen, so wie es seine Absicht gewesen war, doch das hatte seine Sehnsucht nicht gestillt. Ihr distanziertes Verhalten hatte sein Verlangen eher noch verstärkt.
    Er schaute auf ihre weichen Wangen und auf ihre feuchten Lippen. Ihre zarte rosa Zungenspitze erschien und verriet ihre innere Unruhe. Wie ein glühendes Schwert durchfuhr ihn das Begehren. Wie gern hätte er sie berührt, sie umarmt und ihren nackten Körper dicht an seinen herangezogen!
    Sie richtete sich gerade auf. Er spannte die Hände fester um ihre Taille, um Kathryn daran zu erinnern, daß sie nicht frei war.
    Sie erstarrte. Einerseits wollte sie fortlaufen und in ihrem Gemach Zuflucht suchen, andererseits wollte sie bleiben und abwarten, was der Augenblick ihr bringen würde.
    Guy sah sie so eindringlich an, daß sie zitterte. Er lächelte nicht, doch sein Mund wirkte auch nicht so grimmig wie sonst.
    Sie wußte nicht, ob sie erleichtert sein konnte oder nicht. Da der Earl saß und sie auf ihn hinunterblickte, hätte sie sich eigentlich im Vorteil wähnen sollen, doch das war nun gewiß nicht der Fall.
    Im Gegenteil, sie fühlte sich ihm ausgeliefert und verwundbar.
    „Was wünscht Ihr von mir, Herr?" hauchte sie bebend.
    Er legte den Kopf in den Nacken, um sie noch besser ansehen zu können. „Ich denke, das wißt Ihr bereits, Kathryn." Er schien ihr bis in die Seele blicken zu wollen.
    Das ertrug sie nicht. Sie ertrug es einfach nicht! Mit einem leisen Aufschrei wollte sie einen Schritt zurückweichen, doch mit dem unverletzten Arm umschlang er ihre Taille und zog sich Kathryn auf den Schoß.
    Um das Gleichgewicht zu halten, legte sie ganz unwillkürlich einen Arm um seinen Nacken und hielt sich mit der anderen Hand an seiner linken Schulter fest. Als ihr bewußt wurde, wie fest sich seine Muskeln anfühlten, hielt sie erschrocken die Luft an und suchte seinen Blick. Guy wandte den Kopf, und ihre Lippen streiften über seine rauhe Wange. Es war nur ein sehr flüchtiger Kontakt, doch er brachte alle ihre Sinne in hellen Aufruhr.
    Guy blickte auf ihre Lippen. Sie blickte auf seine. Langsam neigte er den Kopf - dichter, immer dichter zu ihr heran, bis nur noch ein Hauch sie trennte.
    „Nein", flüsterte sie. „O nein . . . "
    Langsam ließ er seine Finger zu ihrem Nacken tasten, schob sie dann in ihr Haar und zog ihren Kopf ein wenig zurück. Un-verwandt schaute sie ihm in die Augen und erkannte dort das unverhohlene Verlangen.
    Kathryn fühlte, wie sich ein heißer Sturm in ihr erhob. Sie konnte dem Sturm nicht trotzen, und sie konnte Guy nicht trotzen. Schon preßte er seinen Mund auf ihren, hungrig und sanft zugleich, und vertrieb ihr jeden Gedanken

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