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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kathryn merkte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. Sie ballte die Fäuste.
    „Ihr tut mir bitter Unrecht", sagte sie leise. „Euer Sohn ist doch noch ein kleines Kind. Zu glauben, daß ich ihm etwas antun könnte. . . "
    Sein Lächeln verschwand, und sein eiskalter Blick ließ Kathryn bis ins Mark gefrieren. „Ich glaube nicht, daß Ihr ihm absichtlich etwas antun würdet", unterbrach er sie scharf. „Wie Ihr indessen sehr richtig bemerktet, ist er mein Sohn, und ich bin davon überzeugt, Ihr würdet alles Euch nur Mögliche unter-nehmen, um Vergeltung an mir zu üben."
    „Und das schließt Eurer Meinung nach die Flucht mit Peter ein?" Sie schüttelte den Kopf. „Denkt doch einmal nach, Herr!
    Wäre das meine Absicht gewesen, dann hätte ich sie durchge-führt, sobald mir Eure Abreise bekannt wurde. Ihr seid indessen ganze vierzehn Tage fortgewesen!"
    Er entgegnete nichts, und sie fand sein Schweigen sehr bedrohlich. Sie konnte ja nicht ahnen, daß er sich in diesem Augenblick überaus deutlich an das letzte Zusammensein mit ihr erinnerte.
    Guy schalt sich dafür, daß er sich während der vergangenen Tage ständig mit dem Gedanken an sie gequält hatte. Immer wieder hatte er sich gefragt, ob es ihr wohl gutginge. Er haßte sich dafür, daß er wie ein Feigling geflohen war, weil er davor zurückschreckte, ihr gegenüberzutreten nach dem, was er ihr angetan hatte.
    Und jetzt stand sie in kriegerischer Haltung vor ihm, und er mußte daran denken, wie klein und zerbrechlich sie sich in seinen Armen angefühlt hatte und wie eng ihr Körper ihn um-schlossen hatte, als er in sie eingedrungen war.
    Er erinnerte sich, wie sanft und liebevoll er Elaine zur Frau gemacht hatte. Elaine, seine über alles geliebte Gattin ... Guy wußte nicht, wen er mehr verachtete - sich selbst oder Kathryn Er hatte ihr beigewohnt, obwohl sie vom Blut des Mörders seiner Gattin war ...
    Konnte man einer solchen Frau trauen und glauben? fragte er sich. Nein, entschied er. Sie hatte schließlich bereits hinlänglich bewiesen, daß sie genauso hinterhältig war wie Richard of Ashbury.
    „Ich gebe nicht vor, Euren Geist zu durchschauen", sagte er.
    „Erst als ich Euch bei meiner Heimkehr nicht mehr vorfand, bedachte ich, daß ich Euch Grund gegeben haben könnte, Euren Haß auf mich noch zu vertiefen."
    Als sie ihn daraufhin verständnislos anschaute, hob er die Augenbrauen. „Ich jedenfalls fand es unvergeßlich", fuhr er fort. „Gehe ich also fehl in der Annahme, daß Ihr Euch an unsere Vereinigung nicht mit Freuden erinnert?"
    Die Scham durchfuhr sie heiß. Daß dieser abgebrühte Unhold sie so grausam an jene Nacht erinnern mußte!
    „Unvergeßlich, ja, das war es", erklärte sie mit Nachdruck „Mit Freuden erinnere ich mich dieser Nacht hingegen nicht, sondern mit Ekel und Abscheu!"
    Er lächelte grimmig. „Das habe ich mir doch gedacht, und deshalb wollte ich Euch besänftigen, indem ich Euren Bewa-eher während meiner Abwesenheit von seinem Posten abzog."
    Seine Stimme wurde wieder schneidend. „Und wie vergeltet Ihr mir das? Ich kehre heim, und Ihr seid verschwunden - mitsamt meinem Sohn. Wer hat hier wem unrecht getan?" Er schlug die Fäuste auf die Tischplatte. „Herrgott, hätte ich Euch doch nie nach Sedgewick gebracht!"
    Wie im Gebet schloß sie die Augen. „Dann schickt mich nach Ashbury zurück", flüsterte sie. Sie schlug die Augen wieder auf.
    „Seit mehr als einem Monat bin ich nun schon hier. Ich habe mich nach Euren Regeln und Befehlen gerichtet, und dennoch haltet Ihr mich noch immer als Gefangene."
    Das hoffnungsvolle Leuchten in ihren Augen deutete er vollkommen falsch. Ashbury, dachte er, bei ihr dreht sich alles nur um Ashbury. Sie hält immer noch an der Vorstellung fest, Ashbury müsse ihr gehören!
    „Gefangene?" Er lachte häßlich. „Eine interessante Wort-wahl, Madam, zumal ich Euch doch jede Güte und Freundlichkeit erwiesen habe."
    „O ja, Ihr habt mir Euren Tisch und Euer Dach gegeben, doch Ihr haltet mich hier gegen meinen Willen fest. Darin kann ich weder Güte noch Freundlichkeit erkennen."
    „Ihr habt mein Vertrauen mißbraucht. Und dafür erwartet Ihr eine Belohnung?"
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. „Ich habe überhaupt nichts mißbraucht! Nach allem, was zwischen Euch und mir geschehen ist, könnt Ihr doch nicht allen Ernstes erwarten, daß ich hierbleiben. . . "
    „Oh, da irrt Ihr Euch, Kathryn", fiel er ihr ins Wort. „Ich kann es erwarten, und ich erwarte es."
    Vorwurfsvoll

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