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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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gemacht und gefürchtet, diese würde vor lauter Einsamkeit dahinwelken. Doch die junge Frau sah aus wie das blühende Leben. Ihre Augen blickten klar und direkt.
    Sie schien auch gelassener, selbstbewußter und selbstsicherer geworden zu sein.
    „Du hast dich verändert", stellte Kathryn lächelnd fest. „Sag mir, Elizabeth, ist etwa Sir Hugh verantwortlich für deine fröhliche Stimmung und deine roten Wangen?"
    Elizabeth erschrak. „Dann ist es also so offensichtlich?"
    Das hörte sich so bekümmert an, daß Kathryn unwillkürlich lachen mußte. Es war das erste wirkliche Lachen seit langem, und bald fiel ihre Schwester darin mit ein.
    „Ich hätte nie gedacht, daß ich in Gegenwart eines Mannes jemals etwas anderes als Furcht und Schrecken empfinden wür-de. Hugh ist jedoch so ganz anders", vertraute sie Kathryn an.
    „Er ist so freundlich und rücksichtsvoll. Er gibt mir das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Bei ihm fühle ich mich beschützt und umhegt."
    Sie errötete hübsch und senkte die Stimme zu einem Flüstern, obwohl doch kein Lauscher in der Nähe war. „Kathryn, ich . . .
    ich mag es, wenn er mich berührt. Noch mehr mag ich es, wenn er mich küßt. Das Küssen ist gar nicht so beängstigend, wie ich immer gefürchtet hatte. Im Gegenteil, es ist das Schönste, was ich je erlebt habe."
    Kathryn dachte an Guys heiße, fordernde, erregende Küsse.
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Du bist also gar nicht so un-glücklich gewesen?"
    Elizabeth schüttelte den Kopf. „Du hast mir furchtbar gefehlt. Trotzdem ... nein, unglücklich war ich nicht."
    Kathryn drückte ihr herzlich die Hand. „Dann freue ich mich aufrichtig für dich."
    Jemand klopfte an. Die Tür öffnete sich, und Helga kam herein. Sie knickste und stellte dann ein kleines Tablett mit Honigküchlein auf die Bank zwischen den beiden Schwestern. „Ich dachte mir, die Lady Kathryn könnte vielleicht eine kleine Stärkung gebrauchen."
    Sie richtete sich gerade auf, blickte unverhohlen auf Kathryns Bauch und lachte. „Wo sie doch schließlich ein Kind erwartet und all das."
    Kathryn war viel zu bestürzt, um etwas zu erwidern; dies überließ sie ihrer Schwester.
    „Danke, Helga", sagte Elizabeth kühl, wenn auch höflich.
    „Das wäre dann alles im Augenblick."
    Die Magd verließ das Gemach, doch ihr hämisches Lächeln ließ sich nicht übersehen. Kathryn erkannte, daß das Mädchen nicht aus Freundlichkeit, ja nicht einmal aus Pflichtgefühl heraus gehandelt hatte, sondern nur, um mit eigenen Augen die Wahrheit sehen zu können.
    Anscheinend hat sich mein Zustand mit Windeseile herumge-sprochen, dachte Kathryn voller Scham. Ihr wurde richtig übel, und sie konnte keinen Bissen von den verlockenden Honigküchlein herunterbringen.
    Zur selben Zeit trat Guy de Marche in das Gemach, daß er während seines ersten Aufenthalts hier auf Ashbury Keep belegt hatte, denn es war ihm äußerst zuwider, in Richards Bett zu schlafen.
    Er winkte Hugh herein und schloß dann die Tür. „So", sagte er, „endlich können wir einmal frei miteinander reden." Er legte sein Lederwams ab und warf es aufs Bett. „Wie stehen die Dinge hier?"
    Hughs Gedanken gingen sofort zu Elizabeth. „Gut", antwortete er leise. „Überaus gut sogar."
    „Keinerlei Aufruhr oder ähnliches?"
    „Nur im ersten Monat gab es einen arbeitsscheuen Mann. Richard of Ashbury war ja nicht gerade ein Mensch, der Loyalität unter seinen Pächtern und Rittern förderte. Von Kompromissen oder von vernünftigen Argumenten hielt er ebenfalls nichts.
    Strafe und Vergeltung, das waren seine einzigen Methoden, mit denen er seinen Untergebenen Zucht und Ordnung beibringen wollte."
    „Also könnte ihn auch praktisch jeder ermordet haben", meinte Guy nachdenklich.
    Hugh lächelte. „Ich schließe daraus, daß Ihr nicht mehr die Lady Kathryn für die Mörderin haltet."
    Sein Herr und Freund nickte; er besaß sogar so viel Anstand, ein wenig verschämt dreinzublicken. „Mir ist es nur unbehaglich, daß ich nicht weiß, wer ihn tatsächlich umgebracht hat."
    Guy setzte sich aufs Bett und streckte die gestiefelten Beine vor sich aus.
    Hugh verzog das Gesicht. „Mir auch, Guy. Leider habe ich inzwischen nichts darüber in Erfahrung bringen können. Ich neige beinahe zu der Ansicht, daß der Täter noch in jener Nacht von Ashbury geflohen ist."
    „Und weil gerade von Kathryn die Rede war. . . " , fuhr er fort, nachdem Guy schwieg. „Ich muß zugeben, daß ich sehr bestürzt war, als

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