Geliebter Feind
hoch. Die Felldecke glitt hinunter, und Guy starrte entsetzt auf nackte, reife Brüste. Helga lächelte einladend zu ihm hinauf.
Guy fand das durchaus nicht erheiternd. „Welcher Teufel hat dich geritten?" fragte er barsch.
Die Magd fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
„Herr", flüsterte sie, „Ihr habt so viele Nächte in Einsamkeit verbracht. Mein einziger Wunsch ist es, Eure Bedürfnisse zu befriedigen."
Sie bog den Rücken durch und bot Guy ihre Brüste dar auf eine Weise, die sie anscheinend für verführerisch hielt. Gegen Kathryns kleine, doch perfekt geformte Hügel sahen Helgas geradezu riesig und grotesk aus.
„Falls ich eine Frau in meinem Bett haben wollte", erklärte er angewidert, „dann würde ich sie zum Kommen auffordern.
Da ich mich nicht erinnere, dich aufgefordert zu haben, verlasse jetzt sofort mein Gemach." Er nahm ihre Kleidung von der hinter ihm stehenden Bank und schleuderte sie aufs Bett.
Helga fing sie auf. „Und wen wollt Ihr in Eurem Bett haben, wenn ich fragen darf?" fauchte sie wütend. „Etwa die tugendhafte Lady Kathryn? Die ist bald so fett wie eine Zuchtsau, und dann werdet Ihr Euch wünschen, eine Frau wie ich würde Euer Bett wärmen."
„Wohl kaum." Er lächelte eiskalt.
Sie sprang aus dem Bett. „Ihr meint, Ihr seid zu gut für mich, ja? Nun, ich habe Neuigkeiten f ü r Euch, feiner, verehrter Herr." Sie zerrte sich ihr Gewand über den Kopf. „Der Lady Kathryn gefällt es in Sir Rodericks Bett offensichtlich besser als in Eurem."
„Was willst du damit andeuten?"
„Überhaupt nichts. Die Handlungsweise der Lady spricht schließlich für sich, denn immerhin hat die Dame mit Sir Roderick das Weite gesucht."
„Das Weite? Du meinst, sie ist fort?"
„Jawohl, Herr."
Guy hatte das Gefühl, als wäre er in ein blankes Schwert gelaufen. „Woher willst du das wissen?" Da Helga schwieg, packte er sie am Arm. „Sprich!"
„Ihr könnt von Glück sagen, daß ich gelauscht habe, als sie ihren Plan schmiedeten. Sie sind zum Kloster unterwegs, wo sie sich vermählen lassen wollen."
Guy hatte bereits nach seinem Waffengürtel gegriffen. „Dieses Kloster, von dem du redest - ist es das gleich außerhalb des Dorfs?"
Helga zuckte die Schultern. „Nun ja, vielleicht könnt Ihr doch nicht so sehr von Glück sagen. Wahrscheinlich sind die beiden inzwischen schon längst verheiratet und haben die Ehe bereits vollzogen."
Wenige Augenblicke später kratzte sich der Wachmann nachdenklich den Kopf, denn schon wieder galoppierte ein Pferd mit Reiter zum Burgtor hinaus.
Die Nacht war naßkalt und unheimlich still. Im Schein des Vollmondes leuchteten die dicht über dem Boden schweben-den Nebelschwaden gespenstisch hell. Die Hufe des dahinra-senden Hengstes blitzten auf.
Was, wenn die Magd die Wahrheit gesprochen hatte? Zog Kathryn tatsächlich Sir Roderick vor? Guy stieß einen herben Fluch aus. Wenn der König ihn nicht von morgens bis abends in Anspruch genommen hätte, wäre er derjenige, dem sie ange-traut wurde, und nicht dieser Roderick!
Ein entsetzlicher Gedanke schoß ihm durch den Sinn. Möglicherweise wollte Kathryn das Kind nicht haben! Vielleicht wollte sie sein, Guys, Kind nicht haben! Diese Überlegung beunruhigte ihn noch mehr. Er trieb seinen Hengst zu größerer Leistung an.
Das Tier war schaumbedeckt, als er es außerhalb der grauen Klostermauern anpflockte. Er trat durch den efeubewachse-nen Torbogen und riß gleich fünfmal hintereinander am Glok-kenzug. Ihm antwortete nur tiefes Schweigen.
Guy versuchte es noch einmal und hämmerte dazu noch wild an das Tor. Ungeduldig marschierte er danach auf dem nassen Kopf Steinpflaster auf und ab.
Ein Guckloch öffnete sich in der Tür. Ein von einer Kapuze fast ganz verhülltes, eulenhaftes Gesicht erschien an der ver-gitterten Öffnung. „Was begehrst du, mein Sohn?"
„Gottes Gnade und Eure, und beides brauche ich dringend, Vater, denn ich suche eine Frau, nämlich die Lady Kathryn of Ashbury, die von einem Ritter namens Sir Roderick hierherge-bracht wurde."
Der Mönch blickte ihn lange und prüfend an. „Die beiden haben Unterkünfte für die Nacht erhalten." Er sprach langsam und bedächtig. „Das Ehegelöbnis wird morgen früh gesprochen werden."
Ich bin noch nicht zu spät gekommen, dachte Guy erleichtert. „Vater, ich bin Guy de Marche, Earl of Sedgewick. Ich verpflichte mich zu einer großzügigen Spende, wenn Ihr mir helfen könnt. Die Lady Kathryn erwartet ein Kind - mein Kind,
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