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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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hatte er sich auf allen sieben Weltmeeren herumgetrieben, die letzten Jahre war er hauptsächlich zwischen Afrika und der Karibik gesegelt, und niemand war je dahintergekommen, wie sein richtiger Name lautete. Captain Dark Flynn … bei vielen Menschen verursachte allein die Nennung dieses Namens eine Gänsehaut, doch wenn Eloise erst sein Gesicht gesehen hätte …
    »Hör auf!«, rief Flynn sich zur Ordnung, und die Worte hallten wie ein Echo von den Wänden zurück. »Du hast deine Chance gehabt und sie nicht genutzt. Nun ist es zu spät.«
    Er setzte sich, den Rücken an der Wand, in das schmutzige Stroh, das den Steinboden bedeckte, zog die Knie dicht an seinen Körper und ließ den Kopf sinken. Automatisch hoben sich seine Hände zum Gesicht und nahmen die Maske ab. Flynn betrachtete das Stück schwarzen Stoff wie einen Fremdkörper und nicht wie eine Sache, die ihn seit vielen Jahren begleitet hatte und Teil seines Körpers geworden war. Bevor er zum Galgen ging, würde er einen Wärter bitten, die Maske unauffällig Eloise zukommen zu lassen. Diesen letzten Wunsch eines zum Tode Verurteilten würde ihm wohl niemand abschlagen.
     
    »Missis, das Herrn nicht gefallen!«
    Dottys Einwände ignorierend, schwang Eloise die Beine aus dem Bett und stand auf. Ein wenig schwankte sie noch und musste haltsuchend nach dem Bettpfosten greifen, aber sie fühlte sich bereits sehr viel kräftiger. In den letzten drei Tagen hatte sie viel geschlafen und trotz mangelnden Appetits regelmäßig gegessen.
    »Ich werde verrückt, wenn ich noch länger im Bett liege.Hilfst du mir, mich anzukleiden? Wenn nicht, schaffe ich es auch allein.«
    Zögernd kam Dotty Eloises Anweisung nach, wenngleich ihr Gesicht Missbilligung ausdrückte. Am Vormittag war der Arzt bei Eloise gewesen, hatte den Verband gewechselt und sich über den Heilungsprozess der Wunde sehr erfreut gezeigt.
    »Wenn Ihr in den nächsten Tagen weiterhin tüchtig esst und Euch viel Ruhe gönnt, dann werdet Ihr bald wieder zu Kräften kommen, Mylady«, hatte er gesagt und Dotty eine weitere Flasche des Stärkungsmittels gegeben, das Eloise dreimal täglich einnehmen sollte. Als sie allein war, schüttete Eloise den Trank allerdings in ihr Nachtgeschirr. Sie vermutete, dass dieser sie unnötig schläfrig machte. Müdigkeit konnte sie jetzt aber nicht gebrauchen, denn sie musste so schnell wie möglich handeln.
    Obwohl ihre Schulter schmerzte und die Wunde immer noch wie Feuer brannte, gab Eloise keinen Laut von sich, als sie sich wusch und mit Dottys Hilfe ankleidete. Die Anstrengung trieb ihr den Schweiß auf die Stirn, aber als sie eine Stunde später in die Halle hinunterging, fühlte sie sich besser. Sie war nicht krank im eigentlichen Sinn, und je länger sie ruhte, desto matter und schwächer würde sie sich fühlen.
    Als Erstes wollte Eloise versuchen, Flynn im Gefängnis aufzusuchen, aber als sie die Vordertür aufmachte, trat ihr ein großer Schwarzer in den Weg.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Eloise erstaunt.
    »Master hat befohlen, Missis dürfen das Haus nicht verlassen«, gab er ausdruckslos zur Antwort.
    »Wie bitte?« Eloise schüttelte fassungslos den Kopf und stemmte die Hände in die Hüfte. »Ich möchte lediglich frischeLuft schnappen und im Garten spazieren gehen. Und jetzt lass mich bitte vorbei!«
    Der Sklave, Eloise kannte seinen Namen nicht, schien sich noch breiter zu machen.
    »Tut mir leid, Missis, aber Befehl ist Befehl. Master hat sogar gesagt, wir dürfen Missis anfassen, wenn Missis allein versuchen, das Haus zu verlassen. Missis können zusammen mit Dotty in den Garten gehen.«
    Empört schnappte Eloise nach Luft. Außer den schwarzen Frauen, die – so wie Dotty – die Weißen bedienten, durfte kein männlicher Sklave eine weiße Frau berühren. Dies war bei Strafe verboten. Wenn David dem Schwarzen diese Anweisung gegeben hatte – und Eloise zweifelte nicht daran, dass der Sklave die Wahrheit sprach –, dann musste ihm sehr viel daran gelegen sein, sie im Haus regelrecht einzusperren. Ob aus Sorge um ihre Gesundheit oder aus anderen Gründen, blieb dahingestellt. War seine Besorgnis um sie und seine Freundlichkeit vielleicht nur gespielt? Ahnte Morgan, dass sie freiwillig zu Flynn gegangen war? Oder wusste er gar, dass sie sein Gespräch mit dem zwielichtigen Peabody und damit die Pläne, den Gouverneur zu ermorden, belauscht hatte? Warum sonst sollte Morgan sie gefangen halten? Im Augenblick konnte sie jedoch nichts anderes tun,

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