Geliebter Freibeuter
die Frau des Gouverneurs über diesen Ausbruch überrascht war, ließ sie sich nichts anmerken.
»Bitte, nenn mich Isobel, meine liebe Eloise. Ich darf dich doch Eloise nennen, nicht wahr? Es wäre schön, wenn wir beide Freundinnen werden könnten.«
»Nur zu gern, liebe Isobel!«, antwortete Eloise erfreut. »Bitte verzeih, wenn ich gerade etwas direkt war, aber …« Sie brach ab, weil sie nicht wusste, wie sie das, was ihr auf dem Herzen lastete, formulieren sollte, ohne die neue Freundin zu erschrecken.
»Ich denke, ich verstehe, was du meinst. Deine Eltern haben bestimmt, dass du Sir David heiraten sollst, und als gehorsame Tochter hast du dich ihren Wünschen gefügt. Aber seit deiner Abreise aus England ist viel geschehen. Zu viel für eine junge Frau, wenn du mich fragst. Und nun zweifelst du, ob es richtig ist, die Frau eines Mannes zu werden, der dein Vater sein könnte.«
»Da hast du nicht unrecht.« Überrascht über Isobels klare Einschätzung der Situation und ihr Verständnis, lächelte Eloise erleichtert. »Sir Trelawny ist auch älter als Ihr … äh, ich meine, als du.«
»Nur rund zehn Jahre, meine Liebe, und es hat mich nie gestört, denn er ist der beste Ehemann, den sich eine Frau wünschen kann. Obwohl er in seiner Position oft hart, manchmal sogar grausam sein muss, ist er doch ein sanfter und gutmütiger Mensch, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Dir gegenüber schäme ich mich nicht, zuzugeben, dass ich mir manchmal wünsche, William wäre kein Gouverneurund wir könnten als ganz normale Familie leben, aber er liebt sein Amt und würde es niemals aufgeben. Auch nicht mir zuliebe.«
Eloise war über diese Offenheit Isobels überrascht, denn sie sahen sich heute erst zum zweiten Mal. Unbewusst hatte Isobel ihr das Stichwort gegeben, auf das Eloise gewartet hatte.
»Ich möchte dich nicht erschrecken, Isobel, aber könnte es nicht sein, dass es Männer gibt, die deinem Mann seinen Posten und die damit verbundene Macht missgönnen? Männer, die bestrebt sind, auf Jamaika einen anderen Gouverneur einzusetzen?«
Ruckartig hoben sich Isobels Augenbrauen.
»Hast du konkrete Beweise für eine solche Behauptung?« Es war nicht Isobels Art, um den heißen Brei herumzureden.
Eloise nickte und sah Isobel ernst an.
»Du bist die Einzige, mit der ich darüber sprechen kann, auch wenn ich ein großes Risiko eingehe, aber ich habe keine andere Wahl. Ich weiß, dass es … Bestrebungen gibt, den Gouverneur zu stürzen.«
Mit Absicht erwähnte Eloise nichts von den Plänen, Trelawny zu ermorden, denn sie wollte Isobel nicht unnötig in Angst versetzen. Für ein paar Augenblick schwieg Isobel und dachte nach, dann sagte sie ruhig und bestimmt: »Dein Verlobter, Sir David, ist einer der Verschwörer, nicht wahr?«
Eloise stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie hatte Isobel richtig eingeschätzt. Sie war keine verzärtelte Dame, sondern eine praktisch denkende und handelnde Frau.
»Leider habe ich Dinge erfahren, die mich zu diesem Schluss kommen lassen.«
Isobel stand auf und ging im Salon auf und ab. Dann blieb sie vor Eloise stehen und richtete ihren Blick voller Sorge auf sie.
»Du sprichst von deinem Verlobten. Dem Mann, den du heiraten sollst, Eloise.«
Eloise erhob sich, um Isobel auf gleicher Augenhöhe gegenzustehen.
»Es ist eine ungeheuerliche Anschuldigung, dessen bin ich mir bewusst, aber es entspricht leider der Wahrheit. Auch, dass ich David Morgan weder heiraten will noch kann. Isobel, ich beschwöre dich, sprich mit deinem Mann und warne ihn! Er schwebt in großer Gefahr und darf niemandem mehr vertrauen! Ich habe noch keine Beweise, aber Morgan ist nicht der Einzige, der Übles für den Gouverneur plant.«
Für einen Moment flackerte in Isobels Augen Angst auf, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern, als sie sagte: »Wir brauchen Beweise für diese Behauptung, denn uns zwei Frauen wird niemand Glauben schenken. Selbst wenn William auf mich hört, so ist es ihm unmöglich, gegen Morgan etwas zu unternehmen, wenn er keine Beweise hat. Wir bräuchten Hilfe von Männern, denen wir vertrauen können.«
Eloise atmete tief durch. Nun musste sie alles auf eine Karte setzen und hoffen, die neue Freundin richtig eingeschätzt zu haben, aber sie hatte keine andere Wahl.
»Isobel, es gibt einen Mann, der uns helfen kann und wird, aber derzeit ist er nicht in der Lage, etwas zu tun.«
Isobel runzelte nachdenklich die
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