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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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schnell wie möglich kommen muss. Da es gestern Abend jedoch sehr spät war, hat er mich freundlicherweise im Herrenhaus übernachten lassen.«
    Da der Befehl von einem zwar einfach, aber gut gekleideten weißen Mann kam, befolgte ihn der farbige Wächter sofort. Ungehindert gelangte Eloise nach Kingston und hoffte, das Wirtshaus mit dem Namen
Crazy Sailor
, von dem Kate berichtet hatte, zu finden. Eloise musste nur einmal einen Passanten fragen, dann war sie auf dem richtigen Weg. Das Gasthaus lag in einer der ärmsten und schmutzigsten Gegenden des Hafens. Unterernährte und in Lumpen gekleidete Frauen und Kinder tummelten sich auf den staubigen Straßen, doch auch hier schenkte niemand Eloise einen zweiten Blick. Nicht auszumalen, was ihr geschehen könnte, wäre sie in ihren feinen Seidenkleidern in diese Gegend geraten. Am Eingang zum
Crazy Sailor
gab es keine Tür, sondern nur einen schmutzigen Vorhang. Eloise schob ihn zur Seite und betrat den kleinen Gastraum. Schwüle, nach Schweiß und Rum stinkende Luft schlug ihr entgegen. Drei Männer wandten sich zu ihr um, aber Eloise ging zielstrebig auf den dicken Wirt zu, der sie misstrauisch musterte.
    »Ich möchte den einbeinigen Robin sprechen«, sagte sie mit verstellter Stimme. »Man sagte mir, er wäre hier anzutreffen.«
    Die Augen des Wirtes verengten sich zu Schlitzen, und er nahm eine abwehrende Haltung ein.
    »Kommt darauf an, wer das wissen will.«
    Als er sprach, traf Eloise ein Schwall übelriechenden Atems, und sie hielt unwillkürlich die Luft an. Insgeheim hoffte sie, dass Kates Berichte über den einbeinigen Robin stimmten. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, wasgeschehen könnte, wenn sie an den falschen Mann geriet und ihre wahre Identität aufgedeckt würde. Sie hatte jedoch keine andere Wahl und musste das Risiko eingehen.
    »Ein Freund möchte das wissen.«
    Der Wirt runzelte die Stirn und bemerkte: »Ich kenne alle Freunde des Einbeinigen, und so feine Pinkel wie Ihr gehören nicht dazu. Wer hat Euch geschickt?«
    Obwohl es Eloise von den Ausdünstungen des Wirtes beinahe übel wurde, beugte sie sich weit über den Tresen und brachte ihren Mund so nahe wie möglich an sein Ohr.
    »Ich bin ein Freund von Dark Flynn, und da unser gemeinsamer Freund derzeit in einigen Schwierigkeiten steckt, sollten wir überlegen, was zu tun ist, um ihm zu helfen.«
    Der Wirt zuckte zurück, als hätte er sich an einem glühenden Eisen verbrannt. Nur einen Wimpernschlag später hielt er ein Messer, das offenbar unter dem Tresen verborgen gewesen war, in der Hand und richtete die Spitze auf Eloises Brust.
    »Wer seid Ihr? Etwa ein Spitzel? Ich sage Euch, Bürschchen, wenn das eine Falle ist, dann werdet Ihr diesen Raum nicht lebend verlassen.«
    Eloise versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, und antwortete stattdessen selbstbewusst, aber mit gesenkter Stimme: »Haltet Ihr mich für so dumm, den Namen des Piraten in den Mund zu nehmen, wenn ich nicht von Flynn höchstpersönlich wüsste, dass man Euch und dem Einbeinigen vertrauen kann?«
    Eloise bemerkte, wie der Wirt zögerte und nachdachte, dann deutete er zu einem Tisch in der Ecke, der von drei Seiten mit Brettern vom übrigen Gastraum abgeschirmt war.
    »Wartet dort drüben. Mögt Ihr einen Becher Rum?«
    Eloise lehnte ab. Als sie sich auf die harte Holzbank sinken ließ, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte, aber offenbar hatte sie ihre Rolle gut gespielt und der Wirt keinen Verdacht geschöpft. Sie musste nicht lange warten. Ein älterer Mann in schwarzer, einigermaßer sauberer Kleidung kam aus dem Raum hinter der Theke auf sie zu. Da er ein Holzbein nachzog, wusste Eloise sofort, dass es sich um den einbeinigen Robin handeln musste.
    »Was wollt Ihr?«, fuhr er sie harsch an und blickte unfreundlich auf sie herunter. Eloise nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Den Captain befreien.«
    Der Einbeinige schnappte nach Luft, sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Lächeln.
    »Ach ja? Wollt Ihr etwa ins Gefängnis spazieren und mit ihm wieder herauskommen? Wie seid Ihr eigentlich darauf gekommen, dass mich das interessieren könnte?«
    Eloise erhob sich, damit sie dem Mann in die Augen sehen konnte.
    »Vor ein paar Wochen hat meine … Bekannte Kate dem Captain über Euch eine Nachricht zukommen lassen und gesagt, Ihr wärt ein Freund von ihm. Ich hoffe nicht, dass ich mich getäuscht habe.«
    Bei der Erwähnung von Kates Namen ging ein deutliches Erschrecken über Robins

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