Geliebter Freibeuter
sich an seiner glatten Haut und sandten Strahlen der Erregung durch ihren ganzen Körper. Als er sanft und langsam in sie eindrang, tat es Eloise nicht weh. Vielleicht war da ein kurzer Schmerz, nicht mehr als den Bruchteil einer Sekunde dauernd, aber dann wurde sie von einem Glücksgefühl ausgefüllt, das sie nie zuvor empfunden hatte. Eloise hatte nicht geahnt, dass sie noch heftiger,noch leidenschaftlicher empfinden konnte als bisher, wenn Flynn sie mit seinen Zärtlichkeiten verwöhnt hatte, aber die Gewissheit, endlich ganz eins mit dem Mann zu sein, den sie mehr als alles andere auf der Welt, mehr als ihr eigenes Leben liebte, machte sie beinahe besinnungslos. Flynn versuchte, sich zurückzuhalten, aber er hatte zu lange auf den Moment gewartet und sich seit Jahren zu sehr nach Eloise gesehnt. Das Gefühl, endlich vereint mit der geliebten Frau zu sein, heizte seine Leidenschaft an. Mit den Fingern einer Hand liebkoste er Eloises Lustperle, während er sich immer heftiger in ihr bewegte. Eloise erwiderte seine Stöße, und schnell verschlossen seine Lippen ihren Mund, als sie sich nicht mehr zurückhalten konnte und Schreie der Lust ausstieß. Er hielt sie fest und sah ihr zärtlich in die Augen, während er sie ganz mit seiner männlichen Kraft ausfüllte. Nur einen Augenblick nachdem er sich mit einem erlösenden Stöhnen in ihr ergossen hatte, erreichte auch Eloise den Höhe punkt. Danach lag sie stumm und am ganzen Körper zitternd in seinen Armen, das Gesicht an seine Brust gepresst.
»Ich liebe dich«, sagte er schlicht, aber in diesen drei einfachen Wörtern lag mehr Wahrheit als in seitenlangen Gedichten oder Sonetten.
Eloise wusste nicht, wie oft sie in dieser Nacht mit Ryan die Erfüllung fand. Sie konnten nicht voneinander lassen, ihre beiden Körper schienen aus einem einzigen vibrierenden Instrument der Lust zu bestehen, auf dem Ryan immer wieder neue Saiten zum Klingen brachte, während der betörende Duft exotischer Blumen durch das geöffnete Fenster drang.
Epilog
Cornwall, England, April 1768
Mitfühlend legte Eloise ihre Hand auf Ryans Schulter.
»Lass uns ins Haus gehen, Liebster, sonst erkältest du dich noch.«
Der April zeigte sich heute von seiner garstigen Seite. Kalter Regen peitschte den beiden ins Gesicht, und der Wind zerrte an ihren Mänteln. Ryan wandte sein Gesicht ihr zu, und sie erkannte den Schmerz in seinen Augen.
»Jahrelang habe ich gedacht, ich würde ihn hassen und abgrundtief verachten, aber jetzt …«
Eloise verstand. Sie nahm seine Hand und drückte sie fest.
»Er hat gewusst, dass du ihn liebst. Trotz allem …«
Untergehakt wandten sie sich von dem Grab auf dem Familienfriedhof ab und gingen langsam auf das große Haus zu. Vor dem Portal mit der elegant geschwungenen Treppe blieb Ryan stehen und betrachtete nachdenklich die Fassade.
»Nun gehört alles mir, Eloise. Ein Erbe, das ich niemals wollte.«
»Du kannst es besser machen als dein Vater.« Eloise streichelte kurz über seine Wange. »Keiner von uns kann den Sklavenhandel unterbinden, solange die Krone ihn billigt, aber du wirst diese Taten nicht fortsetzen. Ich bin froh, dass du deinem Vater nicht die Wahrheit gesagt hast. So konnte er in Frieden sterben.«
Zwei Wochen bevor Ryan und Eloise in Falmouth angekommen waren, hatte Thomas Mitchell einen Schlaganfall erlitten. Seine linke Körperseite war gelähmt, aber Teile seines Gehirns arbeiteten noch einwandfrei, so registrierte er bei vollem Bewusstsein, dass sein einziger Sohn lebte und heimgekehrt war. Der Arzt hatte Ryan allerdings keine Hoffnung gemacht, Mitchell könnte den Sommer noch erleben. So hatte Ryan auf alle Vorwürfe seinem Vater gegenüber verzichtet und ihm die Geschichte erzählt, die alle in der Heimat erfuhren: Auf der damaligen Reise in die Kolonien war Ryans Schiff von Piraten überfallen und gekapert worden, Ryan selbst aber – entgegen der allgemeinen Meinung – war als Gefangener ins Piratenlager gebracht worden. Dort lebte und arbeitete er zehn Jahre lang, bis ihm nach dem Tod des Freibeuters Dark Flynn die Flucht gelang. Diese Geschichte, in knappen Worten erzählt, klang so erschreckend, dass alle Freunde, Bekannten und Nachbarn Mitgefühl für Ryans schweres Schicksal zeigten und auf weitere Fragen verzichteten. Thomas Mitchell starb in den Armen seines Sohnes und hörte Ryans letzte Worte, die der Wahrheit entsprachen und tief aus seinem Herzen kamen: »Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen,
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