Geliebter Freibeuter
Truhe in die Kajüte und ließen sie auf den Boden plumpsen. Eloise sprang überrascht auf und klatschte in die Hände.
»Meine Kleider! Das ist ja die Truhe mit meinen Kleidern!«
»Habt Ihr endlich eingesehen, dass sich Mylady auch mal umkleiden muss?«, brummte Kate und sah Cubert streng an.
Dieser zuckte nur mit den Schultern.
»Befehl vom Captain. Er wünscht, heute Abend mit Mylady zu speisen.«
»Was?« Eloise stemmte beide Hände in die Hüften, ihre Augen funkelten wie die einer Katze kurz vor dem Sprung auf ihr Opfer. »Er
wünscht
es? Vielleicht habe ich aber nicht den Wunsch, mit ihm zu essen.«
»Eloise, du benimmst dich wie ein Kind.« Vorwurfsvoll schüttelte Kate den Kopf, und Eloise fuhr zu ihr herum.
»Sag mal, zu wem hältst du eigentlich?«
»Zu demjenigen, der uns so bald wie möglich die Freiheit bringt. Also sollten wir uns ein wenig kooperativer zeigen, mein Schatz.«
Cubert gluckste vor Vergnügen.
»Tja, da hat Eure Begleiterin ausnahmsweise einmal recht.« Er zwinkerte Kate so vertraulich zu, dass diese unwillkürlich errötete und verlegen den Kopf zur Seite drehte. »Der Captain wünscht, dass Ihr angemessen gekleidet seid.«
»So, wenn er
das
wünscht, dann wünsche
ich
zuvor ein Bad!« So einfach wollte Eloise sich nicht geschlagen geben. »In meinen Kreisen ist es nämlich üblich, vor einem festlichen Dinner zu baden und sich die Haare zu waschen.«
Für einen Moment war Cubert verunsichert, während der junge Matrose ein Glucksen nicht unterdrücken konnte.
»Werde sehen, was sich machen lässt«, brummelte Cubert schließlich. Als er die Kajüte verließ, warf er die Tür lauter als nötig hinter sich ins Schloss.
Am Nachmittag wurde dann tatsächlich ein Badezuber in die Kajüte geschleift, und zwei Matrosen schleppten Eimer mit heißem Wasser an. Sie sprachen kein Wort mit den Frauen, aber in ihren Gesichtern war deutlich die Missbilligung dieses Ansinnens zu lesen. Eloise war das gleichgültig. Die Aussicht, ein heißes Bad zu nehmen, ließ sie den Ärger über Dark Flynn für eine Stunde vergessen. Sie ließ es zu, dass Kate ihr Haar kunstvoll aufsteckte und dadurch Eloises schlanken Hals gut zur Geltung brachte. Eloise wählte eines ihrer besten Kleider aus leichtem, weißem Stoff mit grünen Paspelierungen und Stickereien am Ausschnitt, der die Ansätze ihrer wohlgeformten Brüste betonte. Als Kate Bedenken äußerte, ob das Kleid nicht ein wenig zu freizügig wäre, entgegnete Eloise trotzig: »Der ungehobelte Kerl von Captain soll sehen, dass er es mit einer richtigen Dame zu tun hat!«
Insgeheim spürte sie jedoch tief in ihrem Inneren ein Kribbeln, ein Gefühl angespannter Erwartung, denn seit der letzten Nacht ließ das Bild des mondbeschienenen nackten Piratenkörpers Eloise nicht mehr los. Sie ärgerte sich darüber und versuchte, an etwas anderes zu denken, aber immer wieder tauchte vor ihrem inneren Auge Dark Flynns schlankeund dennoch muskulöse Gestalt auf, und die Eleganz, mit der er sich reckte und streckte, raubte ihr noch in der Erinnerung den Atem. Ja, sie wollte heute Abend gut aussehen! Wollte für ihn schön sein …
»So ein Quatsch!«, murmelte sie, als Kate einen Schritt zurücktrat und anerkennend nickte. In der Kajüte gab es keinen Spiegel, so musste Eloise ihrer Zofe vertrauen.
Als Cubert kam, um sie abzuholen, bestand Eloise darauf, von Kate begleitet zu werden.
»In der Gesellschaftsschicht, der ich angehöre, ist es unmöglich, allein mit einem fremden Mann zu speisen«, sagte Eloise und versuchte dabei, hochnäsig zu wirken, aber Cubert lachte nur und winkte ab.
»Keine Sorge, Lady, der Captain hat nicht vor, Euch zu kompromittieren. Eure Begleiterin kommt natürlich mit. Auch ich werde meinen Captain nicht mit Euch allein lassen, dazu liegt mir das Wohl des Captains doch zu sehr am Herzen. Wenn ich jetzt bitten dürfte?«
Eloise verschlug es die Sprache, was selten vorkam. Sie ignorierte Cuberts Arm und rauschte an ihm vorbei aus der Kajüte.
Captain Dark Flynn erhob sich, als die beiden Damen eintraten. Mit einem schnellen Blick sah sich Eloise in der Kapitänskajüte um. Sie war überrascht, wie gemütlich diese eingerichtet war. In der Größe und Grundausstattung ähnelte sie jener auf der
Queen Beth
, allerdings entdeckte sie hier viele Kleinigkeiten, die dem Raum eine persönliche Note gaben.
Captain Flynn deutete eine Verbeugung an.
»Es ist mir eine Freude, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid.«
»Es blieb uns
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