Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
Süßkartoffeln auf den Teller legte. Dabei konnte Eloise einen Blick auf seine Hände werfen. Sie waren wohlgeformt, mit langen schmalen Fingern und gepflegten, sauberen Nägeln. So ganz anders, als sie sich die Hände eines brutalen Piraten vorgestellt hätte. Und doch waren es Hände, die Messer und Schwert führten, um andere Menschen zu töten. Menschen wie Ryan waren durch diese Hände gestorben … Ein Kloß bildete sich in Eloises Kehle, und schlagartig verflog ihr Appetit.
    Captain Flynn bemerkte Eloises plötzliche Veränderung und fragte: »Schmeckt es Euch nicht, Mylady? Ich versichere,unser Koch hat sein Bestes gegeben. Trinkt zuerst ein Glas Wein.«
    Er schnippte mit den Fingern, und Cubert schenkte Wein aus einer Karaffe in die kunstvoll geschliffenen Gläser. Roter Wein … rot wie Blut … wie das Blut Ryans …
    Eloise konnte sich nicht länger beherrschen. Sie wollte vor diesem Mann nicht weinen, merkte jedoch, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, darum stand sie so hastig auf, dass ihr Glas umkippte und sich der Wein auf das Tischtuch ergoss.
    »Ich kann nicht …«
    Dieses Mal konnte Cubert sie nicht aufhalten. Bevor er bei ihr war, hatte Eloise bereits die Tür aufgerissen und war aus der Kajüte geflüchtet.
    Captain Flynn schaute etwas verwundert, und nun erhob sich auch Kate.
    »Sie hat ihn geliebt, Captain«, sagte sie ernst und fixierte den schmalen Augenspalt in Flynns Maske. »Ihr werdet es nicht verstehen, aber das Mädchen hat die Liebe ihres Lebens verloren, und Eure Schuld daran wird sie Euch niemals verzeihen. Ich muss nach ihr sehen.«
    Niemand hinderte Kate daran, ebenfalls die Kajüte zu verlassen.
    Mit Cubert allein, griff Dark Flynn nach seinem Glas und leerte es in einem Zug. Auch er verspürte keinen Hunger mehr, wogegen Cubert beinahe schüchtern auf die Platten deutete und fragte: »Darf ich, Captain? Es wäre doch schade …«
    »Ja, ja, iss nur, mein Freund.« Flynn seufzte, stand auf, trat ans Fenster und starrte auf das vom Mondlicht erhellte Meer hinaus. »Sobald du fertig bist, gibst du den Befehl zur Kursänderung.Wir steuern direkt Mantana Island an. Die Frauen müssen von Bord.«
    »Aye, aye, Captain«, murmelte Cubert mit vollem Mund. »Vielleicht sollte ich mal ein wenig … nachhelfen, dann werden wir den Namen des Verlobten schon erfahren.«
    Wie von einer Nadel gestochen fuhr Flynn herum. Seine dunklen Augen funkelten wie zwei glühende Kohle durch den Spalt in der Maske.
    »Du rührst die Frauen nicht an! Hast du verstanden? Wenn einer von ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird, mache ich dich dafür verantwortlich und knüpfe dich persönlich an der höchsten Stelle am Fockmast auf!«
    Cubert zuckte zurück.
    »Aye, aye, Captain«, wiederholte er schnell und vergaß weiterzuessen. So aufgebracht, beinahe wütend, hatte er den Freund noch nie gesehen. Weiber, dachte Cubert, sie bringen nichts als Ärger!
    Er beeilte sich, mit dem Essen fertigzuwerden, um dann an Deck zu gehen und dem Steuermann die Kursänderung mitzuteilen. Je schneller sie die kleine, auf keiner Seekarte verzeichnete Insel, auf der sich Dark Flynns Schlupfwinkel befand, erreichten, umso schneller würde der Captain wieder normal werden. Das hoffte er zumindest …
     
    Ein heftiges Rütteln ging durch das Schiff, dann neigte es sich so stark zur Seite, dass Eloise beinahe aus der Koje fiel. Sie fuhr aus einem leichten Schlummer hoch, in den sie schließlich gefallen war, nachdem sie sich an Kates Schulter ausgeweint hatte.
    »Was ist hier los?« Auf nackten Füßen tastete sich Kate durch die dunkle Kajüte und setzt sich zu Eloise in die Koje.
    Auf dem Deck waren polternde Geräusche und laute Stimmen zu hören. Erneut neigte sich das Schiff zur Seite, aber draußen tobte kein Sturm, der eine so starke Wellenbewegung hätte auslösen können.
    Die beiden Frauen hielten sich umklammert, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
    »Ihr bleibt hier drinnen, und keinen Mucks!« Im schwachen Lichtschein einer Öllampe erkannte Eloise Cubert, dessen Gesichtszüge angespannt wirkten.
    »Was ist geschehen?«, fragte Eloise.
    »Wir werden angegriffen, aber keine Sorge, wir werden es den Feinden schon zeigen. Der Captain befiehlt, dass Ihr hier unten bleibt – egal, was geschieht.«
    So schnell, wie er gekommen war, verschwand Cubert wieder, und die beiden Frauen hörten, wie von außen der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Nur einen Augenblick später gab es einen lauten Knall, und etwas

Weitere Kostenlose Bücher