Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
wohl keine andere Wahl, oder?«, gab Eloise zurück, ließ sich aber vom Captain den Stuhl zurechtrücken und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Die Kajüte war durch Öllampen und Kerzen hell erleuchtet, und Flynn sah in seinen beigen Beinkleidern, dem hellen Hemd und dem mitternachtsblauen Rock mit den goldenen Knöpfen nicht weniger beeindruckend aus als völlig unbekleidet. Bei der Erinnerung an seinen entblößten Körpers lief es Eloise heiß über den Rücken, und schnell konzentrierte sie sich auf sein von der Maske fast vollständig bedecktes Gesicht. Durch die schmalen Schlitze meinte sie zu erkennen, das seine Augen schwarz wie sein Haar waren, und das glattrasierte Kinn, das nicht von dem Stoff bedeckt war, war kantig und vermittelte einen Eindruck von Entschlossenheit. Unwillkürlich fragte Eloise sich, wie wohl seine Lippen aussahen. Schmal oder eher voll? Vielleicht rot und einladend zum Küssen …
    »Ich hoffe, Euch gefällt, was Ihr seht.«
    »Wie?« Eloise zuckte zusammen. Sie fühlte sich ertappt und schämte sich sogleich ihrer Gedanken, aber dieser Mann strahlte etwas aus, dem sich Eloise nicht entziehen konnte. »Ich schaue nur den Menschen an, der mich in seiner Gewalt hat, Captain.«
    Dark Flynn lächelte schon wieder spöttisch.
    »Bitte, tut Euch keinen Zwang an. Ihr könnt mich gerne noch länger betrachten. Darin habt ihr ja bereits Übung.« Er stand auf und drehte sich demonstrativ erst nach rechts, dann nach links. »Ihr erlaubt, Mylady, dass ich heute allerdings bekleidet bleibe? Es wäre doch wenig angemessen, bei einem Dinner seine Kleidung abzulegen.«
    Kate prustete laut los, was ihr sofort einen vorwurfsvollen Blick von Eloise einbrachte. Sie war von dem Piratenkapitänangenehm überrascht. Eloise hatte ihr schon berichtet, dass er jünger als erwartet zu sein schien, allerdings hatte Eloise nicht erwähnt, dass sie ihn nackt gesehen hatte, und so folgte Kate dem Wortwechsel amüsiert, aber auch erstaunt. Sie brannte jedoch darauf, später von Eloise zu erfahren, was diese Anspielungen bedeuteten.
    Eloise rang verzweifelt um Fassung. Das Erste, was ihr einfiel, war: »Wie könnt Ihr es wagen, Euch einer Dame gegenüber derart respektlos zu äußern? Nein, wartet, Ihr habt keine Manieren und wisst gar nicht, wie man mit Damen umgeht. Das wäre von einem Piraten auch zu viel verlangt.«
    Flynn schien über Eloises Äußerungen nicht beleidigt zu sein. Im Gegenteil, jedes Wort, das sie sagte, amüsierte ihn.
    »Bisher habe ich allerdings auch keine Dame getroffen, die einen fremden Mann heimlich beobachtet, besonders wenn dieser Mann unbekleidet ist, Mylady. Ich sehe jedoch, dieses Thema scheint Euch peinlich zu sein, darum werde ich Euch nicht weiter brüskieren. Wir sollten uns jetzt wohl besser dem Essen zuwenden.«
    Verlegen senkte Eloise den Blick, um gleich darauf einen Schrei auszustoßen.
    »Das ist mein Besteck!« Sie starrte auf den gedeckten Tisch. »Ihr habt mein Eigentum gestohlen und besitzt jetzt die Frechheit, mir dieses hier zu präsentieren!«
    »Gestohlen … das klingt sehr hart, Mylady«, entgegnete Flynn ruhig. »Sagen wir lieber, ich habe es mir für eine Zeit ausgeliehen, um Gäste angemessen bewirten zu können. So wie heute Abend …«
    »Ich lege keinen Wert auf die Bewirtung durch einen gemeinen Dieb und Mörder.« Eloise hatte ihre Fassung wiedergewonnen und wollte aufstehen, doch Cubert war sofort hinterihr und drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück.
    »Eloise, bitte!« Beschwörend sah Kate sie an. »Es hat doch keinen Sinn …«
    »Wohl gesprochen, Frau.« Flynn nickte Kate anerkennend zu, dann klatschte er in die Hände. Sofort öffnete sich die Tür, und zwei Matrosen trugen Platten und Schüsseln mit dampfenden Speisen herein. »Wir wollen jetzt essen, denn mit einem vollen Bauch spricht es sich besser. Ihr braucht übrigens keine Angst zu haben, Lady Eloise, dass ich versuchen könnte, Euch schlechtes Essen vorzusetzen oder Euch gar zu vergiften. Die meisten Lebensmittel stammen von der
Queen Beth
, so kommt Ihr heute Abend also in den Genuss der Speisen, die Euch ohnehin zugestanden hätten. Jetzt greift zu, solange es heiß ist.«
    Kate ließ es sich nicht zweimal sagen, auch Eloise lief von dem Geruch der knusprig gebratenen Ente das Wasser im Mund zusammen. In den letzten Tagen hatten sie nur gebratenen Reis mit Bohnen bekommen, und so ließ sie es zu, dass Captain Flynn ihr einen fetttriefenden Schenkel und eine Portion

Weitere Kostenlose Bücher