Geliebter Freibeuter
Mittag, darum sagte er versöhnlich: »Wenn dir so viel daran liegt, dann soll diese Frau die Kammer bekommen. Ich hoffe jedoch, dass siesich sonst nicht in unsere Angelegenheiten einmischt, und selbstverständlich isst sie nicht mit uns an einem Tisch. Nein, warte, Eloise«, er winkte ab, als Eloise einen Einwand vorbringen wollte, »du musst wissen, dass auf Jamaika wir Weißen auf eine strengere Trennung zwischen Personal und Herrschaft bestehen müssen, sonst tanzen uns die Sklaven auf der Nase herum oder gar noch Schlimmeres. Man muss sie mit fester Hand führen, denn sie sind von Natur aus dumm und faul.«
»Aber Kate ist weder eine Schwarze noch eine Sklavin, mit der du umspringen kannst, wie es dir beliebt.« Aufgeregt fuhr Eloise in die Höhe. »Sie ist der loyalste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe, und ich vertraue ihr vollkommen.«
Als wäre sie ein kleines Kind, das man zu tadeln hat, musterte David sie, bevor er sagte: »Du scheinst zu vergessen, dass du in erster Linie deinem Ehemann gegenüber loyal sein musst, und ich werde dein engster Vertrauter sein. Von mir aus mag Kate dein Haar frisieren und dir beim Ankleiden helfen, aber sonst wünsche ich künftig keine allzu große Vertrautheit zwischen euch. Hast du das verstanden?«
In Eloise stieg Zorn über Davids Forderung auf, aber sie bekämpfte ihre Auflehnung und sagte anscheinend nachgebend: »Selbstverständlich werde ich mich den hier herrschenden Regeln beugen und mich bemühen, dir eine gute Ehefrau zu sein.«
David schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein, nahm einen Schluck und lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück. Obwohl er von Anfang an gewusst hatte, dass Eloise mit ihren sechsundzwanzig Jahren über einen stärkeren Willen als ein junges Mädchen verfügte, hatte er gehofft, sieleichter nach seinen Vorstellungen formen zu können. Nun, ein wenig Starrsinn würde die Aufgabe auch interessant machen, aber schlussendlich würde sich Eloise seinen Wünschen fügen müssen.
»Ich freue mich, dass du meine Meinung respektierst«, sagte er diplomatisch. »In einem Punkt muss ich deiner Zofe jedoch recht geben – wir sollten nicht mehr lange unverheiratet unter einem Dach zusammenleben, daher schlage ich vor, die Trauung am Sonntag in zwei Wochen zu vollziehen.«
»So bald schon?«, rief Eloise überrascht. »Aber ich habe kein Kleid. Du weißt, mir wurde so vieles gestohlen, und meine Kleidung ist für das hiesige Klima nicht angemessen. Ich brauche etwas mehr Zeit für die Vorbereitungen. Man muss die Gästeliste erstellen, die Einladungen verschicken und …«
Er winkte lächelnd ab.
»Ich sagte bereits, wir sind hier nicht in England. Ein passendes Kleid wird dir die Schneiderin in ein paar Tagen nähen, und ich plane keine große Feier.« Er stand auf und trat zu Eloise. »Es ist spät, wir sollten uns zu Bett begeben.«
Sie erhob sich ebenfalls und konnte nicht verhindern, dass David sie auf die Wange küsste. Nur mit Mühe widerstand sie der Versuchung, sich die Stelle, an der seine Lippen ihre Haut berührt hatten, abzuwischen. Auf ein Klatschen hin trat Dotty ein. Offenbar schien die Frau stets vor der Tür zu warten, bis sie gerufen wurde. Dotty führte Eloise in ihr Zimmer und half ihr beim Öffnen ihres Kleides, dann schickte Eloise die Dienerin weg. Sie hoffte, David würde seine Erlaubnis, dass Kate das Zimmer nebenan beziehen konnte, nicht rückgängig machen. Wie schön wäre es jetzt, mit ihrer Vertrauten zu sprechen und ihr all das zu sagen, was ihr das Herz schwermachte.
Lange fand Eloise keinen Schlaf. Eine Stimme in ihrem Kopf sagte, dass sie David nicht heiraten wollte. Sie konnte nicht seine Frau werden, da ihr von Tag zu Tag immer klarer wurde, dass ihr Herz einem anderen Mann gehörte.
Dein Herz hat auch Ryan gehört, trotzdem hast du zugestimmt, Davids Frau zu werden, sagte eine zweite Stimme, die Eloise nicht ignorieren konnte. Das stimmte, aber Ryan war tot und damit unwiderruflich verloren, doch Flynn lebte … aber er liebte eine andere Frau … eine Frau, die ein Kind von ihm erwartete. War sie für Flynn wirklich nur ein Mittel zum Zweck gewesen? War sie eine Ware gewesen, für die er viel Geld erhalten hatte, und hatte er sie als Frau niemals gewollt? Und liebte er Betty von ganzem Herzen, oder fühlte er sich der jungen Dienerin gegenüber nur verpflichtet, weil sie sein Kind unter ihrem Herzen trug? Wie sie es drehte und wendete, es war Tatsache, dass sie hier bei David Morgan war
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