Geliebter Freibeuter
heftig herum, dass sie sich den Ellenbogen am Fensterrahmen stieß. Sie genoss den Schmerz, der wie eine glühende Lohe durch ihren Köper schoss und für den Bruchteil eines Augenblickes den anderen heftigen Schmerz verdrängte. »Ich hasse diesen selbstgerechten und arroganten Mann! Den Mörder Ryans …«
Eloises verzweifelter Blick und die Tränen, die nun unaufhaltsam über ihr Gesicht strömten, straften ihre Worte Lügen, darum sagte Kate: » Das glaube ich dir nicht, und du weißt selbst, dass du Flynn keinesfalls hasst, denn du hast Morgan angelogen, was den Schlupfwinkel Flynns angeht, und nichts gesagt, was den Captain verraten könnte. Ich habe sehr wohl bemerkt, dass Flynn dir nicht gleichgültig ist, ebenso glaubte ich zu erkennen, dass auch er Gefühle für dich hegt. Was ist geschehen, dass du nun wieder so über ihn sprichst?«
Eloise konnte ihrer Vertrauten nicht antworten. Die Erinnerung an Flynns Küsse, an seine warmen Hände auf ihrer nackten Haut und die Gefühle, die seine Berührungen in ihr ausgelöst hatten – das alles war so real, als wäre es erst gestern geschehen. Aber auch die Erinnerung, wie Betty an Flynn gelehnt dagestanden und ihn voller Liebe angesehen hatte. Und Betty erwartete sein Kind …
»Ich vermisse Cubert auch«, fuhr Kate fort. »Es mag dir unvorstellbar erscheinen, dass ich Gefühle für einen Mann hege, der eigentlich ein Pirat ist, und dass ich mir wünsche, mein Leben mit ihm zu teilen, aber wir können nicht gegen unsere Gefühle ankämpfen und unseren Herzen befehlen, Menschen zu vergessen, durch die wir das größte Glück auf dieser Welt erleben durften.«
Das größte Glück auf dieser Welt … Die Worte aus dem Mund ihrer Zofe muteten Eloise seltsam an.
»Ich habe dich noch nie so sprechen hören«, sagte sie. »Wenn du so empfindest, warum gehst du dann nicht zu Cubert? Was hält dich noch hier? Du kannst tun und lassen, was dir beliebt, denn du bist frei. Du bist nicht gezwungen, in dieser … Festung zu bleiben.«
»Ach, Eloise, ich lass dich nicht allein. Gerade jetzt ist es gut, wenn ich an deiner Seite bleibe. Allerdings … wenn wir beide gingen … Du zu Flynn und ich zu Cubert … Wir könnten auf der Insel leben und den Männern den Haushalt führen. Auf Jamaika gibt es einen Mann, der Kontakt zum Captain aufnehmen kann. Cubert hat mir verraten, wo ich ihn finden werde, sollten wir in Not geraten. Eloise, ich kann jederzeit eine Nachricht schicken, und bin überzeugt, der Captain wird nicht zögern, dich von hier fortzu holen …«
»Sei still!« Eloise presste die Hände auf ihre Ohren. »Oh,Kate, davon will ich nie wieder etwas hören! Verstehst du denn nicht? Ich will Dark Flynn niemals in meinem Leben wiedersehen. Er ist ein Freibeuter und Geächteter, ich bin eine Lady, die ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen muss. Mag Flynn noch so viel Gutes tun und weiterhin die Sklaven befreien, ich bin fertig mit ihm. Für immer und ewig.« Eloises Tränen versiegten. Ein trotziger Ausdruck legte sich über ihr Gesicht. »Ich werde David Morgan heiraten. So, wie es abgemacht war, und so, wie es das Schicksal für mich bestimmt hat. Dich, Kate, bitte ich, in meiner Gegenwart den Namen Dark Flynn niemals wieder zu erwähnen, aber es steht dir frei, jederzeit zu gehen. Ich werde dir keine Steine in den Weg legen, wenn du dein Leben an der Seite eines Piraten verbringen möchtest. Und jetzt lass mich bitte allein.«
Langsam zog sich Kate zurück. Sie hatte keine Ahnung, was zwischen ihr und Flynn vorgefallen war, und sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, weiter in Eloise zu dringen, denn sie würde nicht mehr erfahren. Aber ihr war auch klar, dass eher Eloises Herz brechen als dass sie Flynn vergessen würde. Auf dem Flur straffte Kate die Schultern und warf den Kopf in den Nacken. Sie würde nicht einfach daneben stehen und zusehen, wie Eloise in ihr Unglück lief. Es gab eine Möglichkeit, auch wenn die Chance, dass ihr Plan noch rechtzeitig gelang, gering war.
»Nur für den Notfall«, hatte Cubert gesagt, als er ihr die Adresse einer zwielichtigen Hafenkneipe in Kingston nannte.
»Also, wenn das hier kein Notfall ist, dann weiß ich auch nicht«, murmelte Kate, als sie das Herrenhaus verließ. Obwohl niemand ihr besondere Aufmerksamkeit schenkte, sah sie sich vorsichtig um und achtete darauf, dass ihr niemandfolgte. Nicht nur Eloises Glück, sondern auch das Leben Dutzender Männer hing vom Erfolg ihres Vorhabens ab. Kate wusste, was zu
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