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Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Kleid.«
    Eloise wollte Dotty, die ihre zitternden Hände vor dem Körper verschränkt und den Kopf gesenkt hielt, einen aufmunternden Blick zuwerfen, aber da wurde sie von David schon mit sanftem Druck zur Tür geschoben.
    »Kate wird dir beim Umkleiden behilflich sein«, fuhr David fort. »Sie ist doch oben, nicht wahr?«
    Eloise nickte, und kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen,hörte sie das Klatschen von neuerlichen Schlägen, ein leises Wimmern von Dotty und Davids zornige Stimme: »Beim nächsten Mal schicke ich dich auf die Felder, oder ich verkaufe dich. Wobei … wer will so eine unfähige Alte schon haben? Mach den Tisch sauber, und dann bringst du neue Suppe, bevor Mylady zurückkehrt. Und wehe, du verschüttest wieder etwas, dann wirst du die Peitsche zu spüren bekommen.«
    Mit jeder Stufe, die Eloise nach oben ging, nahm das beklemmende Gefühl in ihrer Brust zu. Dotty trug keinerlei Schuld an dem Missgeschick. Sie, Eloise, hatte nicht aufgepasst, aber das schien David nicht zu interessieren. Auch wenn ein solcher Umgang mit den Sklaven auf Jamaika üblich war – Eloise wusste, dass sie niemals einen anderen Menschen schlagen würde, egal, welche Hautfarbe dieser Mensch hatte.
     
    Kate gegenüber verschwieg Eloise den wahren Grund dafür, warum ihr Kleid befleckt war.
    »Ich war etwas ungeschickt«, murmelte sie nur und ließ sich von Kate in ein neues Kleid helfen.
    Eloise wusste, dieser Zwischenfall würde Kate nur in ihrer Meinung bestätigen, dass sie David Morgan nicht heiraten durfte, aber was hatte sie denn für eine Wahl?
     
    Eloise sah der Dinnerparty gespannt, aber auch mit einem flauen Gefühl im Magen entgegen. Sie war es gewöhnt, zu repräsentieren und sich in der feinen Gesellschaft zu bewegen, aber sie fragte sich, ob die englischen Damen und Herren, die auf Jamaika leben, noch den gleichen Lebensstil wie die in ihrer Heimat hatten.
    Eloise und David standen am Fuß der Treppe in der Halleund begrüßten den ersten Gast. Gouverneur Trelawny erschien ohne Begleitung, seine Frau erwartete ihr zweites Kind und befand sich in dem fortgeschrittenen Zustand, in dem eine Dame das Haus nicht mehr verließ und sich in der Öffentlichkeit zeigte.
    »Ich hoffe, Ihr habt Euch von Euren furchtbaren Erlebnissen erholt?« Formvollendet küsste der Gouverneur Eloises Hand. »Auf jeden Fall freut es mich, festzustellen, dass Ihr gesund und wohl ausseht. Sogar ganz entzückend, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, mein lieber Sir David.«
    David lächelte wohlwollend und tätschelte Eloises nackten Unterarm. Für Eloise fühlte sich diese Geste besitzergreifend an, besonders als David erwiderte: »Anschauen darf meine Verlobte jeder, aber wehe dem, der mehr wagen würde.« Er lachte und hob die Augenbrauen. »Ich gebe zu, sehr stolz auf meine entzückende Braut zu sein.«
    Eloise widerstand dem Verlangen, das Schultertuch enger um ihre Brust zu ziehen. Für den heutigen Abend hatte David darauf bestanden, dass sie ihr leichtestes Sommerkleid wählte, da die Temperaturen hoch waren und die Schneiderin Eloise noch keine komplette neue Garderobe anfertigen konnte. Das gelb-grüne Kleid stand Eloise ausgezeichnet und ließ ihre Schultern und den Ansatz ihrer festen Brüste frei. Zu Hause in Cornwall hatte sie das nie gestört, hier jedoch fühlte sie sich nackt, und sie hoffte, der Abend würde schnell vorbeigehen.
    Vierzehn Gäste nahmen nach dem Empfang in dem großzügigen Esszimmer Platz. Die meisten Herren waren in der Begleitung ihrer Gattinnen gekommen, und es war für Eloise interessant, zu erfahren, wie die Damen mit dem Leben auf Jamaika zurechtkamen.
    »Wenn man sich erst mal an das Klima und die Hitzegewöhnt hat, lebt es sich hier sehr gut«, bemerkte Lady Sheffield, die Ehefrau von Sir Sheffield, der ebenfalls eine Zuckerrohrplantage besaß. »Es hat durchaus Vorteile, keinem Frost und Schnee mehr ausgesetzt zu sein. So habe ich zum Beispiel nie wieder eine Erkältung gehabt, seit ich hier lebe. In England musste ich mit einer solchen mehrmals im Jahr das Bett hüten.«
    Mrs. Hatton, eine Kaufmannsfrau aus Kingston, nickte zustimmend.
    »Ehrlich gesagt, Lady Sheffield, manchmal sehne ich mich schon nach Schnee. Besonders an Weihnachten …« Ihr Blick bekam einen träumerischen Ausdruck.
    Eloise hörte stumm zu, offenbar erwartete niemand von ihr einen Kommentar. Das Tischgespräch drehte sich noch eine Weile um das Wetter, dann begannen die Männer über die Zuckerrohrpreise

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