Geliebter Freibeuter
haben. Dennoch muss ich dich tadeln. Du hast Kate ohne mein Wissen und meine Erlaubnis den Namen und den Aufenthaltsort unseres Kontaktmannes auf Jamaika genannt. Was, wenn sie uns verraten hätte?«
Energisch schüttelte Cubert den Kopf.
»Kate ist in Ordnung, wir können ihr vertrauen, Captain. Nur schade, dass sie bei ihrer Lady bleiben wollte anstatt bei mir, denn bei ihr könnte ich mir tatsächlich vorstellen, meine Abneigung gegen eine Ehe zu überdenken.«
Nun lachte Flynn lauthals und drohte spielerisch mit dem Finger.
»Ich sage es ja – du bist liebeskrank!«
Cubert stimmte in sein Lachen ein, dann griffen die Männer nach einer Flasche Rum und steckten die Köpfe zusammen,um einen Plan auszuarbeiten, Eloise Gilbert erneut zu entführen.
Zur gleichen Zeit, in der Flynn nichts anderes tun konnte, als an Eloise zu denken, versuchte diese, jede Erinnerung an den stolzen und attraktiven Piraten aus ihrem Kopf zu verbannen. In den letzten Tagen war sie täglich mit David Morgan ausgefahren oder ausgeritten. Er hatte ihr voller Stolz seinen Besitz gezeigt. Obwohl Eloise nichts vom Zuckerrohranbau verstand, erkannte sie, dass Morgan sehr viel Land sein Eigen nannte und über Hunderte von Arbeitern herrschte. Das Zuckerrohrschneiden war eine harte und anstrengende Arbeit, für die nur junge, starke und gesunde Männer eingesetzt werden konnten. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schnitten sie mit nackten, vor Schweiß glänzenden Oberkörpern das Rohr mit langen Macheten. Es war auch eine eintönige Arbeit, die einzig durch eine kurze Pause in der Mittagszeit unterbrochen wurde. Obwohl Morgan nicht darauf hingewiesen hatte, sah Eloise überall mit Gewehren und Pistolen bewaffnete Männer, die die Sklaven nicht aus den Augen ließen. Als Eloise David darauf ansprach, meinte dieser lapidar: »Die Schwarzen sind nicht wie wir, meine Liebe. Sie können nicht selbstständig denken und sind nur zum Arbeiten geschaffen. Allerdings sind sie kräftig, und zum Schneiden haben sie die scharfen Macheten. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Nigger durchdreht und meint, flüchten zu müssen.«
Eloise wartete, dass er weitersprach, aber David schwieg, darum fragte sie: »Was passiert dann mit dem Arbeiter?«
David sah sie erstaunt an.
»Sollte er es wagen, mit der Machete auf einen Aufseherloszugehen, wird er erschossen. Es ist natürlich bedauerlich, einen kräftigen Nigger zu verlieren, aber diese Kreaturen müssen bestraft werden, allein schon zur Abschreckung für die anderen. Zum Glück kommt es nicht allzu häufig vor. Meine Aufseher haben die Sklaven gut im Griff.«
Was wahrscheinlich auch der Peitsche zuzuschreiben ist, die jeder Aufseher am Gürtel trägt, dachte Eloise, wagte aber nicht, diese Worte auszusprechen. Was sie in den letzten Tagen gesehen hatte, ließ sie schaudern. Wie Dark Flynn richtig angemerkt hatte, hatte Eloise in England schon von der Existenz von Sklaven gehört, aber bisher hatte sie über das Thema nicht richtig Bescheid gewusst. Da der Sklavenhandel etwas war, das vom König selbst unterstützt und gefördert wurde, und in der Heimat die allgemein übliche Meinung herrschte, afrikanische Arbeiter waren nötig, um den Ertrag der Kolonien zu fördern, hatte Eloise sich darüber nie Gedanken gemacht, unter welchen Umständen die Schwarzen in die Kolonien gebracht und wie sie behandelt wurden. Nach allem, was sie in den letzten Wochen erfahren und erlebt hatte, wunderte Eloise sich nicht darüber, dass die armen Menschen bestrebt waren, ihre Freiheit wieder zu erlangen, und verstand nun, warum die Plantage wie eine Festung gesichert war. David Morgan machte ihr unmissverständlich klar, dass sie das Haus nicht allein verlassen durfte – selbst in den Garten musste Dotty oder Kate sie begleiten – und dass sie auf den Feldern der Plantage auf keinen Fall etwas zu suchen hatte.
»Es ist hier nicht wie in England, meine Liebe«, erklärte David, dabei klang er so belehrend, dass Eloise das Gefühl hatte, ihr Vater würde zu ihr sprechen. »Zuerst lächeln diese Nigger dich freundlich an, doch kaum drehst du dich um,stoßen sie dir ein Messer in den Rücken. Vor Frauen, besonders weißen Frauen, haben sie keinen Respekt. Mein Anstand verbietet mir, in Gegenwart einer Dame zu erwähnen, was diese Wilden mit Frauen anstellen. Darum wünsche ich, dass du dich von den Sklavenhütten fernhältst.«
Eloise blieb nichts anderes übrig, als sich Davids Wünschen – oder sollte sie
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