Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Freibeuter

Geliebter Freibeuter

Titel: Geliebter Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
Vom Netzwerk:
verstehen, was er erwiderte. Es war die Aufforderung an den Fremden, zu gehen und erst dann wiederzukommen, wenn es Neuigkeiten gäbe.
    Eloise war auf die Bank gesunken, ungeachtet dessen, dass sie ihr helles Kleid beschmutzte, denn der Sitz war voller Laub. Sie presste beide Hände auf die Brust, in der ihr Herz wild pochend gegen die Rippen schlug. Sie mochte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte, aber es war Tatsache, dass sie Ohrenzeugin eines Komplotts geworden war, in dem man die Ermordung des Gouverneurs plante. Und der Mann, den sie in wenigen Tagen heiraten würde, war der Drahtzieher der Verschwörung, weil er selbst nach dem Amt strebte.
    Erst nach einiger Zeit war Eloise in der Lage, ins Herrenhauszurückzukehren. Sie war froh, niemandem zu begegnen, und sie erschien gerade noch rechtzeitig zum Dinner, so dass David keinen Verdacht schöpfte. Selbst Kate gegenüber, mit der sie sonst immer alles teilte, schwieg Eloise. Nicht, weil sie Kate nicht traute, im Gegenteil, aber sie schwebte in großer Gefahr, sollte David erfahren, dass sie sein Gespräch belauscht hatte. Eloise zweifelte nicht daran, dass David nicht davor zurückschrecken würde, Kate etwas anzutun, wenn auch sie von dem Komplott erfuhr. Nein, sie musste Kate schützen, aber Eloise wusste nicht, was sie tun sollte, um den Gouverneur zu warnen. Sie konnte doch nicht einfach in sein Haus gehen und sagen: »Sir, mein Bräutigam plant, Euch ermorden zu lassen, um an Eure Stelle zu treten.«
    Das war lächerlich, und niemand würde ihr glauben. David Morgan war der reichste Mann der Insel, und eigentlich residierte er bereits wie ein Herrscher, auch wenn ihm der offizielle Titel fehlte.
    Später wusste Eloise nicht mehr, wie sie das Abendessen überstanden hatte, und sie war froh, dass David ihr glaubte, als sie sagte, der Besuch bei Lady Trelawny habe sie angestrengt, und sie wolle sich früh zurückziehen. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, aber Eloise wusste nicht, wie viel Zeit ihr noch blieb, um ein Unglück zu verhindern.

15. Kapitel
     
    Kate spürte deutlich die Veränderung, die in den letzten Tagen mit Eloise vor sich gegangen war. Sie war sogar ihr gegenüber außergewöhnlich still, aß kaum noch etwas, und manchmal schien es Kate, als würde sie David Morgan mit einem fast ängstlichen Blick beobachten. Wenn Kate sie darauf ansprach, lachte Eloise, aber es war ein gekünsteltes Lachen, das Kate in der Seele weh tat.
    Sie liebte Eloise und wollte nicht, dass sie traurig war. Für Kate gab es nur eine Erklärung für das Verhalten ihres Schützlings: Eloise fürchtete sich vor der Hochzeit! Sie wollte Morgan nicht heiraten, denn ihr Herz sehnte sich nach einem anderen Mann. Ihr ganzes Verhalten sprach dafür, und Kate wusste, sie musste schnell handeln. Auf keinen Fall würde sie Eloise in ihr Unglück laufen lassen, auch wenn das, was sie vorhatte, alles andere als ungefährlich war. Da Kate aber genau wusste, dass Eloise ihrem Plan nie zustimmen würde, musste sie zu einer List greifen. Letzte Woche war sie im Hafenviertel von Kingston gewesen und hatte tatsächlich in der Schenke, deren Namen Cubert ihr genannt hatte, den einbeinigen Robin vorgefunden. Sie hatte die Losung genannt, und Robin hatte ihre hastig gekritzelte Botschaft an Cubert entgegengenommen. Kate wusste nicht, welche Beziehungen und Kontakte Robin hatte, aber sie zweifelte nicht daran, dass Cubert und der Captain ihre Nachricht, die eher ein Hilferuf war, erhalten würden. Allerdings war es Kate klar, dass Flynn niemalsvor dem Tag der Trauung Jamaika erreichen konnte. Darum durfte die Hochzeit nicht stattfinden. Sie brauchte noch ein paar Tage Zeit, und deshalb gab es nur eine Möglichkeit …
     
    Mit einem scharfen Messer schabte Kate von einem Stück Seife Flöckchen in ein Glas, das sie dann mit Wein füllte. Laut Aussage eines alten Seemanns, den Kate in ihrer Jugend gekannt hatte, sollte dieses Gemisch innerhalb kurzer Zeit ein hohes, aber völlig ungefährliches Fieber auslösen, das dann ebenso schnell wieder abklingt. Der Seemann hatte erzählt, dieser Trick sei oft von Soldaten angewandt worden, die nicht in eine Schlacht ziehen wollen. Kate wusste nicht, ob es funktionieren würde, denn sie hatte es nie zuvor selbst ausprobiert. Auf keinen Fall wollte sie Eloise Schaden zufügen, aber eine Mischung aus Seife und Wein würde hoffentlich nicht gefährlich sein. Lange hatte sie gegrübelt, was sie tun konnte, um die Trauung am Sonntag zu verhindern.

Weitere Kostenlose Bücher