Geliebter Freibeuter
besser sagen: Befehlen? – zu fügen. Obwohl alles in ihr gegen die Sklavenhaltung rebellierte, waren ihr im Augenblick die Hände gebunden, das Los der Schwarzen zu verbessern. Sie allein würde nichts ausrichten können. Wenn sie David erst besser kannte, würde sie vielleicht an ihn appellieren können, seine Arbeiter menschlicher zu behandeln. Derzeit drehten sich Morgans Gedanken ohnehin nur um Dark Flynn. In den letzten Tagen hatte David immer wieder versucht, von ihr jedes Detail der Entführung zu erfahren, aber Eloise war bei ihrer ursprünglichen Aussage geblieben. Sie und Kate hatten kaum Kontakt zu den Piraten gehabt, ihnen waren die Augen verbunden worden, und sie waren die ganze Zeit über eingeschlossen gewesen. Sie wünschte sich, David würde den Namen Flynn nie wieder erwähnen, aber just in diesem Augenblick fing er erneut von ihm an.
»Meine liebe Eloise, ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, und ich möchte, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst. Wirklich alles, Eloise, auch wenn dieser Schurke von Flynn dir zu nahe getreten ist.«
Eloise konnte nicht verhindern, dass sie errötete. Schnell senkte sie den Kopf und murmelte: »Es ist so, wie ich es erzählt habe. Flynn hat nichts getan, was mich kompromittiert hätte.«
Im Gegenteil, ich habe mich regelrecht in seine Arme geworfen,fügte sie in Gedanken hinzu. Sofort spürte sie diesen ziehenden Schmerz in ihrem Körper. Einen Schmerz, der nichts weiter als Sehnsucht nach Flynn war. Trotz allem wollte er nicht vergehen, und in wenigen Tagen würde sie David Morgans Frau sein …
Am folgenden Tag erhielt Eloise eine Einladung zum Tee ins Haus des Gouverneurs, und sie lernte seine sympathische Frau kennen. Lady Trelawny war keine Schönheit im landläufigen Sinn, dafür war ihre Nase zu groß, und ihre Augen standen zu dicht beisammen, aber sie hatte eine so angenehme Ausstrahlung, dass Eloise sofort Vertrauen zu ihr fasste. Sir Trelawny leistete den Damen nur kurze Zeit Gesellschaft, dann musste er sich wieder seinen Geschäften widmen. Eloise war froh, dass er ihre Entführung nicht mehr zur Sprache brachte, denn es gab nichts, was sie ihren bisherigen Aussagen hinzufügen wollte. Lady Trelawny trug schwer an ihrem Kind und konnte sich nur noch langsam und vorsichtig bewegen. Sie nahm es jedoch mit Humor.
»Meine liebe Lady Eloise, die Männer wissen es nicht zu schätzen, was wir Frauen manchmal ertragen müssen.« Sie zwinkerte Eloise zu und legte lächelnd ihre Hände auf den geschwollenen Leib. »Es ist nur bedauerlich, dass die Konventionen verlangen, dass wir Damen uns aus der Öffentlichkeit zurückziehen, sobald es sichtbar wird, dass wir ein Kind erwarten. Ganz so, als wäre eine Schwangerschaft etwas Peinliches, das verheimlicht werden muss. Dabei ist es, trotz aller Strapazen, die schönste Zeit, die eine Frau erleben darf.«
Eloises Herz flog Lady Trelawny zu. Sie war angenehm berührt, dass sie so offen über ein Thema sprach, das sonst totgeschwiegen wurde, daher wagte sie zu fragen: »Habt Ihr dennkeine Angst, Euch oder dem Kind könnte bei der Geburt etwas geschehen? Ich meine, das Klima hier ist so anders als in England. Obwohl ich bisher immer gesund war, habe ich nun doch mit ein paar Unannehmlichkeiten zu kämpfen.«
Lady Trelawny verstand, was Eloise sagen wollte, und beinahe schon mütterlich, obwohl sie nur vier Jahre älter als Eloise war, ging sie auf ihre Bedenken ein.
»Ich kann Euch verstehen, Lady Eloise. Bei meinem ersten Kind trug ich auch schwerer, und die Hitze und Feuchtigkeit machten mir zu schaffen. Seid jedoch unbesorgt, man gewöhnt sich daran. Meine Liebe, wenn es bei Euch so weit sein sollte, dann könnt Ihr Euch jederzeit an mich wenden, ich stehe Euch gerne zur Seite. Wir Frauen müssen zusammenhalten, nicht wahr?«
Es fiel Eloise schwer, in Lady Trelawnys unbekümmertes Lachen einzustimmen, denn der Gedanke an eine Schwangerschaft ließ sie trotz der Hitze frösteln. Sie wünschte sich zwar sehr ein Kind, aber sie wusste, welcher Akt nötig war, ein solches zu zeugen. Die Vorstellung, mit David Morgan eine solche Intimität zu teilen, bereitete Eloise Unbehagen, besonders jetzt, nachdem sie die Zärtlichkeiten Flynns genossen hatte …
»Lady Eloise, was ich mit Euch? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
Besorgt beugte sich Lady Trelawny, so weit es ihr geschwollener Leib zuließ, zu Eloise und nahm deren Hand.
Schnell verscheuchte Eloise ihre Gedanken und bemühte sich zu
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