Geliebter Freibeuter
lächeln.
»Die Hitze, Mylady. Bitte verzeiht.«
»Ihr braucht Euch nicht entschuldigen, und jetzt lasst uns über etwas anderes sprechen. Ich hörte, Hazel Stewart schneidertEuer Hochzeitskleid. Das ist eine gute Wahl, denn die Frau ist sehr geschickt und auch kreativ …«
Die folgende Stunde verging mit belanglosem Geplauder, und obwohl Eloise die Frau des Gouverneurs mochte, war sie froh, als sie sich verabschieden konnte. Die Kutsche mit zwei Dienern brachte sie zurück zur Plantage, aber als Eloise ausstieg, hatte sie das Bedürfnis nach Bewegung. Sie wusste, David wollte nicht, dass sie allein spazieren ging, aber was sollte ihr in dem ummauerten, weitläufigen Gartenbereich schon geschehen? David hatte sie aufgefordert, sich von Dotty oder Kate begleiten zu lassen, aber Eloise wollte allein sein. Sie hatte noch eine knappe Stunde Zeit, bevor das Dinner serviert werden würde. Sie spannte den Sonnenschirm auf und umrundete das Herrenhaus. Bereits nach wenigen Schritten war sie in die verschwenderische Fülle und Pracht der exotischen Gewächse eingetaucht, hörte den Gesang der Vögel und roch den süßlichen Duft der Blumen, der sie schwindeln ließ. Sie gelangte zu einem Teil der hohen Mauer, die das Grundstück umgab, und entdeckte eine kleine überwachsene Gartenlaube. Eloise stieß einen leisen Schrei der Überraschung über das entzückende Kleinod aus. Sie bog die Ranken zur Seite und trat in die Laube. Was für ein wundervoller friedlicher Platz! Hierher würde sie öfter kommen …
»Peabody, nun behaltet die Nerven.«
Eloise zuckte zusammen, als sie Davids Stimme ganz in ihrer Nähe hörte. Sie drückte sich tiefer in die Laube und hoffte, durch die Ranken nicht gesehen zu werden, denn sie wollte sich Davids Unwillen nicht aussetzen. Eloise hörte eine zweite, ihr unbekannte Stimme, die erwiderte: »Sir David, bei allem Respekt, aber wie lange wollt Ihr noch warten, bevor Ihr zuschlagt? Die Gelegenheit ist günstig, und wennwir Trelawny loswerden wollen, dann sollten wir jetzt handeln.«
Eloise stieß keuchend vor Überraschung die Luft aus, presste erschrocken eine Hand auf den Mund und hoffte, dass das Geräusch von den beiden Männern, deren Gestalten sie nun durch die Hecke erkennen konnte, nicht bemerkt worden war. Sie kannte den anderen Mann nicht und war sich sicher, ihn nie zuvor auf der Plantage gesehen zu haben.
»Zuerst müssen wir Flynn zur Strecke bringen«, antwortete David. »Versteht Ihr, Peabody?
Wir
müssen den Piraten fangen und am besten gleich töten. Damit beweisen wir, dass der Gouverneur unfähig ist, die Insel und ihre unbescholtenen Bewohner vor Gefahren zu beschützen. Der König wird einen neuen Gouverneur einsetzen müssen, der die Sicherheit der Insel garantiert.«
»Und dieser Mann seid dann natürlich Ihr, Sir David.« Der Fremde mit dem Namen Peabody lachte gackernd. »Ihr wisst, dass meine Männer nur darauf warten zuzuschlagen. Es kann noch Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis wir Flynn habhaft werden, dem Gouverneur könnte jedoch schon bald ein kleiner Unfall geschehen. England ist weit … Bis die Nachricht den König erreicht, wird sich auf Jamaika längst ein neuer Mann in dem Amt bewährt haben.«
David Morgan zögerte mit seiner Antwort.
»Sollte Trelawny etwas geschehen und nur der geringste Verdacht käme auf, ich könnte etwas damit zu tun haben, dann können wir die Sache vergessen. Vielleicht habt Ihr recht, Peabody. Die Jagd nach Flynn hat mich schon Unsummen gekostet, von dem Lösegeld für meine Braut einmal ganz abgesehen. Ich bin nicht mehr gewillt, Eure Männer zu bezahlen, wenn ich nicht endlich Ergebnisse sehe.«
Der Fremde senkte seine Stimme zu einem Flüstern, aber Eloise konnte die Worte, die sie in Angst versetzten, trotzdem deutlich verstehen.
»Dann haben wir also Eure Zustimmung, dafür zu sorgen, dass Jamaika bald einen neuen Gouverneur benötigt? Egal auf welche Art und Weise?«
»Tut, was Ihr für richtig haltet, aber tut es bald. Ich habe es satt, immer nur in zweiter Reihe zu stehen, schließlich gehört mir der größte Besitz auf der Insel. Es wird langsam Zeit, dass meine Arbeit entsprechend anerkannt und geschätzt wird.«
Wieder erklang das unangenehme, schmierige Lachen Peabodys.
»Und zwar mit dem Amt des Gouverneurs, nicht wahr, Sir David? Ich hoffe nur, wenn es so weit ist, werdet Ihr Eure Freunde nicht vergessen.«
Morgan drehte sich um und schlug den Weg zum Herrenhaus ein. Nur noch undeutlich konnte Eloise
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