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Geliebter Fremder

Geliebter Fremder

Titel: Geliebter Fremder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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bei dem Abendessen in Hawksworth Hall waren und Sie und Lord Hawksworth sich begegnet sind … Nun, ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Sie einander bereits kannten.«
    »Nein, Mylady.«
    »Oh.« Sie machte keinen Versuch, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Es gibt in Verbindung mit Indien so viele Dinge, über die mein Mann nicht spricht. Und aus irgendeinem Grund hoffte ich, Sie könnten mich über seine Erfahrungen dort aufklären.«
    »Ich bin Hawksworth in Indien nie begegnet.« Tyler blickte ihr direkt in die Augen. Sie schwiegen beide und Lara spürte, dass etwas aufbrach. »Ihr Mann jedoch …«, sagte er langsam, »erinnert mich in gewisser Weise an jemanden, den ich dort gekannt habe.«
    Die Erklärung schien harmlos, aber etwas warnte sie, dass dies eine Einladung zu einer Entdeckung sein könnte.
    Lara schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie das Thema besser fallen ließe.
    »Ach ja?«, murmelte sie stattdessen.
    Captain Tyler musterte die Frau, die ihm gegenüber saß. Sie hatte so ein freundliches, offenes Gesicht und war so strahlend hübsch, dass sie ihn an ein Rembrandt-Gemälde erinnerte. Nach allem, was er gehört hatte, war sie nett und beliebt, voller Leidenschaft in ihrer Sorge um die, die vom Schicksal nicht so begünstigt waren wie sie selbst.
    Sie verdiente es bestimmt nicht, missbraucht und betrogen zu werden … aber so ging es eben zu auf der Welt.
    Betrüger suchten sich immer schwache, verletzliche Opfer.
    Tyler wusste von der Täuschung, die Lady Hawksworth widerfahren war, aber er hatte bislang noch keine Entscheidung getroffen. Für einen Mann in seiner Position war es schwer, die richtige Wahl zu treffen, vor allem, wenn es um das kleinere oder größere Übel ging. Und die größten Fehler hatte er immer begangen, wenn er seine Entscheidungen übereilt getroffen hatte.
    In diesem besonderen Fall hatte Tyler gespürt, dass seine Zeit schon noch kommen würde, wenn die Dinge enthüllt würden – und dass sie enthüllt würden, daran bestand für ihn kein Zweifel.
    Natürlich schuldete er dem Mann, den die anderen als Hunter, Lord Hawksworth, kannten, Loyalität. Der Mann hatte ihm einst das Leben gerettet und Tyler wollte ihm dies nicht mit Verrat vergelten. Zugleich jedoch verdiente diese nette, unschuldige Frau die Wahrheit und er musste sie ihr erzählen. Wenn sie heute nicht hierher gekommen wäre, dann hätte Tyler die Angelegenheit sicher endlos aufgeschoben, aber sie war hier und fast schien es ihm, als habe das Schicksal dafür gesorgt, dass sie ungestört miteinander reden konnten.
    »Der Mann, den ich meine, war eigentlich ein Söldner«, sagte Tyler. »Ich habe ihn das erste Mal getroffen, als ich Kommissionär in der Ostindienkompanie war. Er war außergewöhnlich intelligent, hielt sich am liebsten abseits und schien keinen besonderen Ehrgeiz zu haben. Er war zwar von Geburt Engländer, wuchs aber bei einem Missionarsehepaar unter Indern auf.«
    Tylers Erzählung wurde von einem Diener unterbrochen, der ein Tablett hereinbrachte. »Sandwiches? Kekse?«, fragte er.
    Lara lehnte das Essen dankend ab, nahm aber ein Glas Limonade. Sie betrachtete die kleine, zarte Gravur auf dem Glas, die eine Schäferin in ländlicher Umgebung darstellte, und fragte sich, warum der Captain ihr so ausführlich von einem Mann erzählte, der ihr nichts bedeutete.
    »Zufällig setzte ich ihn in einer Gruppe von sechs Männern ein, um die Ordnung in kürzlich annektierten Gebieten wieder herzustellen. Wie Sie sich vorstellen können, gab – gibt – es alle möglichen Konflikte, wenn Barbaren unter den Schutz und die Herrschaft des britischen Löwen geraten.«
    »Wahrscheinlich akzeptieren die meisten Inder den Schutz der Briten nur ungern«, sagte Lara trocken.
    »Am Ende jedoch stellen sie dann fest, dass es zu ihrem Besten ist«, erwiderte Tyler ernst. Die Ironie in Ihrem Kommentar entging ihm völlig. »In der Zwischenzeit jedoch nimmt ihre Rebellion hässliche Formen an. Morde, Angriffe, Raubüberfälle, alles geschah auch zu meiner Zeit in einem solchen Ausmaß, dass wir immer wieder gezwungen waren, die Ordnung wieder herzustellen, ohne auf britische Gerichtsverfahren zu warten. So imgern ich es zugebe, aber es gab auch Korruption unter den Offizieren. Deshalb stellte ich eine kleine Einheit für besondere und höchst geheime Aufgaben zusammen. Vier der Männer standen bereits unter meinem Kommando und zwei kamen von außen in das Regiment. Und dieser eine Mann, von dem ich

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