Geliebter Fremder
bist.«
»Du eigensinnige, gefühlsduselige, beleidigende …«, brach es aus Arthur hervor. Sein Gesicht färbte »Ich puterrot vor Wut, aber Janet fiel ihm ins Wort: »Denk daran, Liebling … wir brauchen ihre Aussage.«
Arthur schloss den Mund. Seine Gesichtsmuskeln zuckten vor Anstrengung, seine Wut unter Kontrolle zu halten.
»Na gut«, zischte er und funkelte Lara böse an. »Genieß diesen kleinen Sieg. Ich schwöre, es wird dein letzter sein.« Dann stürmte er davon, gefolgt von Janet.
Es dauerte lange, bis Laras Zorn endlich nachließ. Mit zitternden Knien setzte sie sich wieder auf die Bank und barg ihr Gesicht in den Händen. Tränen strömten ihr über die Wangen und sie stieß einen zitternden Seufzer aus.
»Oh, Hunter«, flüsterte sie kläglich, »warum konntest du nicht wirklich sein?«
Von da an überstürzten sich die Ereignisse. Obwohl Hunter offenbar rechtlichen Beistand abgelehnt hatte, hatte Mr. Young seine Anweisungen ignoriert. Er schaltete den Familienanwalt, Mr. Eliot, ein, der einen Verteidiger, Serjeant Wilcox, stellte.
Auch Lord und Lady Arthur hatten einen Anwalt mit der Verfolgung des Falles beauftragt. Allerdings hatten weder er noch Serjeant Wilcox viel zu tun. Der Lordkanzler hatte mehrere Beamte nach Market Hill geschickt, um Aussagen von allen, die etwas zu dem Fall sagen konnten, zu protokollieren. Die Schreiber waren zwei Tage lang fieberhaft damit beschäftigt, alle Erklärungen und Meinungen niederzuschreiben. Lara war fast dankbar dafür, wie Lord Arthur sie vor der Flut der Besucher abschirmte. Es gelang ihm, jeden zurückzuhalten, indem er einfach erklärte, Lara sei zu niedergeschlagen, um Besuch zu empfangen.
Lara willigte jedoch ein, sich mit Mr. Young, dem Verwalter, zu treffen, als dieser aus London zurückkam. Sie wusste, dass er Hunter gesehen hatte, und obwohl sie sich sehr um eine gleichgültige Haltung bemühte, sehnte sie sich nach Nachrichten von ihm.
Young wirkte völlig übermüdet. Seine sanften braunen Augen waren blutunterlaufen und blickten bekümmert. Lara empfing ihn im Familiensalon und schloss die Tür, damit Janet nicht zu lauschen vermochte. In diesem Zimmer konnten sie sich zumindest ungestört aufhalten.
»Wie geht es ihm?«, fragte Lara ohne weitere Einleitung und wies auf den Platz neben sich.
Young setzte sich auf die Kante des Sofas.
»Er ist bei guter Gesundheit«, erwiderte er düster, »aber über seine emotionale Verfassung kann ich nichts sagen.
Er redet sehr wenig und zeigt weder Zorn noch Furcht. Er scheint dem ganzen Prozess recht gleichgültig gegenüberzustehen.«
»Braucht er etwas?«, fragte Lara gepresst. Sie hatte das starke Bedürfnis, sofort zu Hunter zu eilen und ihm ihren Trost und ihre Hilfe anzubieten.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mylady, möchte ich ihm gern ein paar frische Sachen und einige persönliche Dinge mitbringen, wenn ich morgen nach London zurückfahre.«
Lara nickte. »Bitte sorgen Sie dafür, dass er alles hat, was er braucht.«
»Lady Hawksworth«, sagte der Verwalter zögernd, »ich versichere Ihnen, Dr. Slade und ich hätten Lord Hawksworth niemals hierher gebracht, wenn wir nicht völlig von seiner Identität überzeugt gewesen wären.«
»Wir wollten ihm alle glauben«, murmelte Lara. »Er wusste das und setzte es für seine Zwecke ein.«
»Mylady, Sie wissen, ich habe die größte Hochachtung vor Ihrem Urteil… aber es kommt mir so vor, als handelten Sie unter dem Einfluss Ihres Onkels. Es ist noch nicht zu spät, Ihre Meinung zu ändern.« Sein Ton wurde dringlicher, als er fortfuhr: »Wissen Sie, was mit Ihrem Mann passiert, wenn Sie Ihre Anschuldigungen nicht zurückziehen?«
Lara lächelte traurig. »Hat er Sie zu mir geschickt, um mir das zu sagen?«
Young schüttelte den Kopf. »Hawksworth lehnt es ab, auch nur ein Wort zu seiner Verteidigung zu sagen. Er will seine Identität weder bestätigen noch ableugnen. Er sagt nur, dass die Angelegenheit von Ihnen entschieden werden muss.«
»Die Angelegenheit muss von uns allen entschieden werden, indem wir uns so genau wie möglich an die Wahrheit halten. Ich kann nur das sagen, was ich glaube, ganz unabhängig davon, ob mir die Konsequenzen gefallen oder nicht.«
Der Verwalter war offensichtlich enttäuscht. »Ich verstehe, Lady Hawksworth. Ich hoffe jedoch, Sie haben nichts dagegen, wenn Dr. Slade und ich Lord Hawksworth unterstützen.«
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Lara mit ersterbender Stimme. »Es würde mich
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