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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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hatte. Seitdem hatte er es nicht mehr wiederholt, aber sie hatte es nicht vergessen können.
    In der Tür zu Küche stehen bleibend, bewunderte sie den Raum. Er sah weniger ordentlich aus als unter Hesters Herrschaft, aber bewohnt und behaglich. Jetzt fehlten nur noch ein paar Töpfe mit Kräutern auf der Fensterbank, eine zum Auskühlen auf dem Tisch stehende, köstlich duftende Pastete und Kinder. Für eine Sekunde sah sie sich als ihre Mutter zweier Sprösslinge und die beiden übermütig um sie herum Fangen spielen.
    Die Vision holte sie abrupt in die Wirklichkeit zurück.
    Ihr Zusammensein hier mit Hamish war lediglich ein Zwischenspiel, eine Atempause in ihrem Leben, an die sie sich immer gerne und mit einem Lächeln erinnern, ein Geheimnis, das sie auf ewig für sich behalten würde. Niemand würde je erfahren, dass die ach so anständige Mary Gilly einmal all ihren Anstand vergessen hatte.
    In den vergangenen Wochen hatte sie sich nicht vorstellen können, Castle Gloom zu verlassen, und sich infolgedessen vorgestellt, für immer zu bleiben. Hamishs Bitte beinhaltete kein Versprechen, nur eine Fortsetzung des derzeitigen, unverbindlichen Zustands, wie abenteuerlustige Kinder in einer verlassenen Burg zu leben. Mary wollte nach Hause, aber sie wollte nicht auf ihn verzichten. Sie wollte Wohlanständigkeit, aber sie wollte auch ihn.
    Diese Wünsche waren nicht vereinbar.
    Sie drehte sich um und ging in den Hof zurück. Der Tag war sonnig, aber die Temperatur in den letzten Tagen gefallen, und als Mary mit offenem Mund ausatmete, bildete sich eine weiße Wolke. In der vergangenen Nacht hatte sie sich an Hamish geschmiegt, um sich zu wärmen, und er hatte sich über ihre kalten Füße amüsiert und war aufgestanden, um Feuer im Kohlenbecken zu machen. Als sie heute früh aufgewacht war, hatte Hamish ihr zugewandt hinter ihr auf der Seite gelegen und ihren Rücken gewärmt, und sie war lächelnd wieder eingeschlafen.
    Sie musste fort. Aber wie sollte sie das ertragen?
    Sie hatten jeden Abend Schatrandsch gespielt, jedes Mal um dekadentere Einsätze. Manchmal endete das Spiel mit Gelächter und das anschließende Experiment ebenso. Nie hatte sie Leidenschaft gekannt, die in Fröhlichkeit mündete, und nie hätte sie gedacht, dass diese Zeit des Losgelöstseins Neugier, Mitgefühl und völlig unerwartete Empfindungen wecken würde.
    Sie hatte von Hamishs Kindheit in Nova Scotia erfahren, von der nie böse gemeinten Rivalität zwischen den fünf Brüdern. Jeden Tag behandelte sie seine Brust und seinen Rücken, die tiefen Schnitte mit einer Salbenmischung aus Gerstenwurzel und Senf.
    Die Atavasi hatten seinen Körper gefoltert, aber nicht seinen Geist zerstört. Als sie das einmal zu ihm sagte, erschien wieder dieses Halblächeln in seinem Mundwinkel. »Wenn du mich während dieses Jahres gesehen hättest, wärest du da nicht so sicher gewesen. Ich hatte kaum noch Ähnlichkeit mit einem Menschen.«
    Mary konnte nur erahnen, was er durchgemacht hatte, und sie fragte sich, wie sie sich an seiner Stelle verhalten hätte. Sie wusste es nicht.
    »Du bist ungewöhnlich tapfer«, sagte sie, aber er hatte sich auf das Spiel konzentriert, als machten ihre Worte ihn verlegen. »Oder ist diese Tapferkeit ein Kennzeichen der MacRaes?«, setzte sie hinzu, um dem Augenblick den Ernst zu nehmen.
    Endlich blickte er auf. »Ich wurde von meinem Überlebenswillen gerettet. Den besitzen alle Geschöpfe auf Erden.«
    Sie glaubte nicht, dass die Erklärung derart simpel war, drang jedoch nicht in ihn.
    Ein Geräusch von der Brücke her veranlasste sie, sich umzudrehen. Lächelnd ging sie auf den Torweg zu.
    »Hast du uns ein Abendessen mitgebracht?«, fragte sie. »Ich hoffe, es ist etwas, das sich einfach zubereiten lässt.«
    Zu ihrer Überraschung sah sie nicht Hamish kommen, sondern zwei Fremde. Ihr erster Gedanke war, dass es sich um die rechtmäßigen Besitzer des Castles handelte und es Ärger geben würde. Ihr zweiter Gedanke war, dass die Besucher ebenso wenig hierhergehörten wie Hamish und sie.
    Einer der Männer war klein und stämmig. Er hatte kurzgeschorenes braunes Haar, während das seines mittelgroßen Begleiters schwarz und so geschnitten war, dass es an eine umgedrehte Schüssel erinnerte. Die Stirnfransen reichten bis zu den Brauen. Beide trugen dunkle Röcke und Hosen.
    »Seid Ihr Mary Gilly?«, fragte der Geschorene.
    Befremdet runzelte sie die Stirn. »Warum wollt Ihr das wissen?« Sie schob das aufsteigende

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