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Geliebter Lord

Geliebter Lord

Titel: Geliebter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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ihrer Phantasie war, die ihr mit müde klingender Stimme eine schreckliche Zukunft prophezeite.
    »Ich habe niemanden«, sagte sie tonlos.
    »Keinen, der ein gutes Wort für Euch einlegen könnte?«
    Mary schaute über die Schulter nach hinten. »Was ist mit Euch?«
    »Wenn ich jemanden hätte, würde ich nicht hier sitzen und mich meinem Schicksal ergeben.«
    »Was steht Euch bevor?«
    »Ich werde deportiert.«
    »Weshalb?«
    »Ich habe ein paar Äpfel gestohlen.«
    Mary hatte natürlich schon von Sir John gehört, bis zu diesem Moment jedoch nie an seiner Form der Rechtsprechung gezweifelt. Die Leute in Inverness schätzten seine strengen Urteile, denn damit sorgte er dafür, dass kaum Verbrechen in der Stadt geschahen.
    Wie konnte er glauben, dass sie Gordon getötet hatte?
    Sie hatte damit gerechnet, nach ihrer Rückkehr ob ihrer Missachtung der gesellschaftlichen Regeln verurteilt zu werden, und sie war bereit gewesen, als Strafe für die berauschenden Wochen mit Hamish auf Castle Gloom Gerede und sogar harsche Kritik von jenen zu erdulden, die sie früher wohlwollend angelächelt hatten. Nicht im Traum hatte sie erwartet, einer so schrecklichen Untat bezichtigt zu werden wie der Ermordung ihres Ehemanns.
    Auf der Fahrt hierher war es ihr gelungen, ihre Furcht mit dem Gedanken zu bezähmen, dass sich alles aufklären und sie auf freien Fuß gesetzt würde, aber die Worte der fremden Frau hatten ihr diese Hoffnung genommen.
    Nie zuvor hatte sie sich so allein gefühlt, nie zuvor solche Angst empfunden.

Kapitel 18
    H amish schalt sich einen Narren, aber diese Selbstkritik hielt ihn ebenso wenig wie seine Erschöpfung davon ab, an seiner Absicht festzuhalten, Mary zu finden.
    Sie sollte ihm den Grund dafür nennen, dass sie ihn verlassen hatte. Warum? Damit er sich mit ihr streiten könnte? Oder versuchen, sie umzustimmen? Vielleicht. Zumindest wollte er wissen, warum sie ohne ein Wort nach Inverness zurückgekehrt war.
    Vielleicht würde er sie entführen und auf Castle Gloom »gefangen halten« – wie Brendan es nannte – sie nach allen Regeln der Liebeskunst verwöhnen, bis sie nie wieder auch nur daran dächte, ihn zu verlassen.
    Die vor Jahrzehnten von General Wade gebaute Straße war in erstaunlich gutem Zustand, und während Hamish, von nun an nicht mehr auf den Weg achten müssend, dahinritt, dachte er an die Zeit nach seiner Flucht aus dem Lager der Atavasi. Auch damals war er allein gewesen, hatte es jedoch, von der Stimme seines Gewissens gepeinigt, gar nicht empfunden. Jetzt plagte ihn sein Gewissen ebenfalls, aber auf eine nagende, unbestimmte Art, denn diesmal war er sich seiner Schuld nicht bewusst. Was hatte er getan, dass Mary ihn so überstürzt verlassen hatte?
    Gestern früh hatte er sie zärtlich auf die Nase geküsst und wäre beinahe schwach geworden und wieder zu ihr unter die Decke geschlüpft. Aber die Vorratskammer war so gut wie leer, und sie brauchten frisches Fleisch.
    Also hatte er sich schweren Herzens überwunden, die Pflicht über das Vergnügen zu stellen. Während er auf die schlafende Mary hinunterschaute, kam ihm der Gedanke, dass er die Pritsche aus ihrem Zimmer mit dieser verbinden und so das Bett verbreitern könnte. Da er die Kanone auf den Treppenabsatz hinausgeschoben hatte, wäre reichlich Platz dafür. Im Hinuntergehen malte er sich aus, wie er das Turmzimmer umgestalten würde, und unbemerkt stahl sich die Zukunft in sein Denken.
    Natürlich hatte er sich schon Gedanken über die Frau gemacht, die er irgendwann heiraten würde. Eingedenk seiner Schwägerinnen hatte er sie sich so intelligent wie Iseabal vorgestellt und so bezaubernd wie Riona. Was die Nationalität anging, hatte er keinen bestimmten Wunsch. Vielleicht würde er seine Braut auf einer seiner Reisen finden, vielleicht auch in seiner Heimat unter den Mädchen, mit denen er aufgewachsen war. Nie jedoch hatte er in Erwägung gezogen, dass seine Auserwählte schon einmal geliebt haben oder Witwe sein könnte.
    Oder dass sie vielleicht ein Leben ohne ihn vorzöge.
    »Es werden mich schon einige Menschen vermissen«, hatte sie ein paar Abende zuvor gesagt.
    Hamish wusste, dass es von Arroganz zeugte, aber das kümmerte ihn nicht – ihm missfiel, dass sie ihm andere vorzog. »Wer?«, knurrte er.
    Sie lächelte nur über seinen Unmut. »Meine Freundin Elspeth, zum Beispiel. Und ihre Eltern. Ich behandle den Vater seiner Gicht wegen und die Mutter ob ihrer Kopfschmerzen. Und mein Dienstmädchen Betty und

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