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Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Titel: Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Ganzwohl
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nicht ins Waschbecken gelegt, das Handtuch beim Händewaschen nicht komplett durchnässt, die Saftflaschen stets gut verschlossen in den Kühlschrank gestellt und sich vor Reisen eine Liste geschrieben hat, was alles in den Koffer musste; den Koffer hätte sie im Ferienhaus garantiert so platziert, dass er Claus nicht im Weg gestanden hätte. Es hatte sie bestimmt nicht gestört, dass Claus im Stehen pinkelte – und sie hatte sich für Fußball begeistert, kannte sich sogar »richtig gut« aus.
    Das meiste ist nur eine Mutmaßung, aber es würde zu Elke passen, weil sie eben anders ist als ich. Und weil Claus mit ihr offenbar nie in diesem Pärchen-Kleinkrieg kämpfte, den wir mit schöner Regelmäßigkeit führen. Wir haben nach dem Urlaub im Hexenhäuschen auf Hiddensee nicht wirklich damit aufgehört – wir bekommen es einfach nicht hin.
    Doch auch das harmonische Leben von Claus und Elke muss irgendwann feine Risse bekommen haben. So fein, dass Claus davon nichts mitbekam oder böse Ahnungen einfach beiseiteschob.
    Das ist keine Seltenheit – viele Männer merken erst, dass in ihrer Beziehung etwas nicht stimmt, wenn es schon zu spät ist. Sie übersehen Anzeichen, überhören Andeutungen, und nicht nur das: Sie blocken Gesprächsversuche ab und ignorieren über lange Zeit, dass es Probleme gibt. Das ist keine von mir erfundene Küchenpsychologieweisheit, das kann man in jedem Beziehungsratgeber nachschlagen und sich in jeder Paartherapie anhören. Oder mit schöner Regelmäßigkeit in bunten Blättchen lesen, wie etwa in der Frauenzeitschrift, für die ich arbeite. Ich selbst habe schon ein paar Texte zu diesem Thema verfasst, für die bei den Leserinnen sehr beliebte Rubrik Liebe, Lust und Leben . Dabei hatte ich es genau mit dem Diplom-Psychologen zu tun, der mir nun auch auf dem späten Rückflug von Hamburg nach München unterkommt, und zwar in der BILD . Normalerweise hätte ich das Interview mit Michael Thiel einfach überblättert, doch ich bleibe an der Überschrift hängen: »Zehn Alarmzeichen – ist meine Beziehung noch zu retten?« Kein gutes Zeichen, dass mir solche Themen ins Auge stechen. Vielleicht ist es aber unter diesen Umständen auch normal, wenn ich die Beziehung zu Claus immer mal wieder infrage stelle? Ich weiß es nicht und will gerade nicht darüber nachdenken.
    In dem BILD -Interview antwortet Thiel auf die Frage »Es kriselt – was ist der typische Männerfehler?« so, wie ich es erwartet habe: »Frauen sind Beziehungsarbeiterinnen – sie kämpfen und ringen sehr lange um eine kriselnde Partnerschaft. Sie drohen dem Partner dabei immer wieder direkt oder indirekt, ihn zu verlassen, wenn er zu keiner Änderung bereit ist. Männer beschwichtigen die Frauen gern in diesem Stadium und geloben Besserung, um tags darauf in ihr altes Verhaltensmuster zurückzufallen. Sie reagieren sogar dann noch mit Verwunderung, wenn ihre Partnerin nach der 21. Drohung dann doch den endgültigen Schlussstrich zieht.«
    Normalerweise würde ich nicht gerade BILD als Ratgeber in Liebesdingen heranziehen. Aber ich kenne diesen Psychologen von seinen Fernsehauftritten, habe einige seiner Publikationen gelesen und schätze ihn als ziemlich fähig ein.
    Bei mir selbst lief es ganz ähnlich ab, bevor ich mich schließlich nach knapp elf Jahren von Thomas trennte. »Klar habe ich gemerkt, dass irgendwas im Busch ist. Aber ich habe das alles irgendwie nicht so ernst genommen«, sagte Thomas zu mir am Telefon, nachdem ich aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen war – übrigens genau wie Elke in das vorübergehend leer stehende Apartment einer Freundin. »Ich dachte, ich kümmere mich jetzt mal ein paar Jahre um meinen Job und die Karriere und danach wieder um dich und uns, und regle das irgendwie.« Doch da war es zu spät, unsere Beziehung war nicht mehr zu retten gewesen, ich hatte mich in einen anderen verliebt.
    So wie Thomas und ich fingen auch Claus und Elke an, sich auseinanderzuleben. Claus bastelte an seiner Karriere, nahm im Sommer an zehn bis zwölf Wochenenden an irgendwelchen Triathlon-Veranstaltungen teil und trainierte während der Woche im Schwimmbad, im Spinning-Raum seines Fitnessstudios oder joggte im Englischen Garten – oder wo immer er gerade war. Triathlon-Training ist eine aufwendige Angelegenheit, es erfordert viel Zeit und Disziplin, das Training der drei Sportarten Laufen, Schwimmen und Radfahren unter einen Hut zu bekommen. Und dann gab es ja noch seinen Job: Wie bei

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