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Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte

Titel: Geliebter Moerder - Eine wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Ganzwohl
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andere, sondern für sich selbst. Frisch gebügelte Wäsche riecht gut, fühlt sich gut auf der Haut an und lässt sich im Schrank besonders akkurat stapeln. Vielleicht hatte sich Elke auch zum ersten Mal in ihrem Leben edle und teure Unterwäsche geleistet und hatte Spaß daran, den zarten Stoff beim Bügeln durch die Finger gleiten zu lassen. Vielleicht fand sie, dass so etwas Schönes, Zartes und Teures es einfach verdient, gebügelt zu werden, auch wenn es niemandem außer ihr selbst auffallen würde – schon gar nicht Claus.
    Ich stelle mir vor, wie Elke von ihrer Steuerkanzlei nach Hause kam, die Einkaufstüten auf dem Küchentisch oder dem alten Herd abstellte, ihre hochhackigen Schuhe abstreifte, sie ordentlich draußen in den Flur in eine Reihe mit Claus’ Unternehmensberater- und Laufschuhen stellte. (In Claus’ jetzigem Apartment stehen seine blank ge putzten Schuhe wie kleine Soldaten in einer Reihe – bestimmt war er auch damals schon so.) Ich dagegen pfeffere meine Schuhe in einen großen, knallgelben, superteuren Schuhschrank. Der hat Hochglanztüren, die das Chaos dahinter verstecken sollen. Elke war bestimmt nicht so unordentlich wie ich – niemals. Wieder einmal frage ich mich, warum sich Claus ausgerechnet für mich entschieden hat. Weil ich eine Art Gegenmodell zu Elke bin, ihn kein bisschen an sie erinnere? Keine schöne Vorstellung.
    In meinem Kopf stellte Elke dann Nudelwasser auf den Herd, denn Claus braucht nach einem harten Arbeitstag mit anschließendem Training eine riesige Portion Nudeln. (So riesig, dass ich vorsichtshalber immer eineinhalb Packungen ins Wasser werfe – man kann bei ihm nie wissen.)
    Bis das Wasser kochte, hat sie vielleicht ihr Bügelbrett vor dem Fernseher aufgebaut. Und angefangen, ihre frisch gewaschenen Blusen zu bügeln. Danach ihre neue, sündteure Unterwäsche. Und sich darüber gefreut, wie schön sich das anfühlte. An dieser Stelle habe ich bei meinen Gedankenspielen immer einen Kloß im Hals. Ich weiß nicht, warum mich dieses Detail, das Unterwäschebügeln, so berührt. Wahrscheinlich, weil es zwar nur eine winzige Kleinigkeit ist und doch so viel über Elke verrät.
    Das Zusammenleben von Claus und Elke in der Wohnung mit dem alten Nostalgie-Herd scheint lange Zeit sehr harmonisch gewesen zu sein. Ich schließe das aus kleinen, zufälligen Bemerkungen von Claus, der Rest ist Raten und Interpretation. Aber ich vermute, dass ich ziemlich richtig liege.
    Elke, so erzählte er mir einmal, habe gern mit ihm zusammen Fußballspiele im Fernsehen geguckt – generell habe sie sich für Fußball begeistert. Und nicht nur das: »Sie kannte sich sogar richtig gut aus!«
    Das rutschte ihm heraus, als ich irgendwann sehr deut lich erklärte, dass mich Fußball nicht im Geringsten inter essiert, höchstens mal vorübergehend während einer Weltmeisterschaft. Und dass ich seinen Spielanalysen beim Sonntagsfrühstück oder -spaziergang beim besten Willen nicht folgen kann oder will. Und dass er das mal lieber mit seinen Kumpels durchhecheln sollte anstatt mit mir, seiner Freundin. Und dass sich meines Wissens die wenigsten Frauen gern über Fußball unterhalten. Als ich all das von mir gab, war ich leicht genervt, auch wenn ich versuchte, es wie einen Witz und lockeren Spruch klingen zu lassen. Denn mir war zu diesem Zeitpunkt gerade wieder einmal bewusst geworden, wie unterschiedlich unsere Interessen doch sind. Das Wahlkampftheater in den USA, die unterirdische bayerische Asylpolitik, die bevorstehende Lange Nacht der Münchner Museen, die neue CD von Leonard Cohen, das aktuelle Kinoprogramm, der vorgestrige Seite-drei-Artikel in der Süddeutschen Zeitung, die weltbesten Gulaschrezepte, die Partyeinladung nächste Woche, die Heirat von Prinz William und Kate, meinetwegen auch der Popo von Pippa – alles, wirklich alles hätte mich deutlich mehr interessiert als ausgerechnet Fußball. Claus schien das erst zu merken, als ich es so klar sagte. Er sah mich enttäuscht an – sein Blick drückte genau das aus, was ich selbst fühlte. Und dann erzählte er von Elke. Wie immer nur ganz kurz. Er nannte sie als Gegenbeispiel, das beweisen sollte, dass es sehr wohl Frauen gibt, die sich für Fußball interessieren, und zwar nicht nur während der Weltmeisterschaft. Die Bemerkung gab mir einen Stich ins Herz, da sie mir mal wieder vor Augen führte, wie gut die beiden offenbar zusammengepasst hatten – im Gegensatz zu uns. Ich bin mir sicher, dass Elke ihr Schminkzeug

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