Geliebter Normanne
ungewöhnlicher Farbe und Schönheit waren, sondern ihr ganzes Auftreten. Dazu beherrschte sie die französische Sprache mit einer Geschliffenheit, wie sie mancher Dame am Hof fehlte.
»Ihr vergesst Bosgard de Briscaut«, sagte er schließlich und musterte Hayla von oben bis unten. »Es heißt, er wäre Euer Bräutigam und einer der Anführer der Verschwörung.«
»Das ist eine infame Lüge!« Hayla lachte bitter. »Es stimmt, dass es zwischen mir und Sir de Briscaut ein Eheversprechen gab, aber er hat nichts von meiner Abstammung gewusst. Das schwöre ich bei meinem Leben und den Gräbern meiner Eltern. Wenn Ihr wollt, auch auf die Bibel.«
Hayla fiel auf die Knie und hob bittend die Hände. De Mantes schwankte immer noch zwischen Ungläubigkeit und zunehmender Bewunderung für die junge Frau.
»Ich bitte Euch, steht auf. Wenn Ihr wirklich die seid, für die Ihr Euch ausgebt, dann habt Ihr nicht vor mir zu knien, denn Ihr seid eine Dame. Aber sagt mir, Lady Hayla, warum ich Eurer Bitte, Penderroc Castle zu verschonen, nachkommen soll. Meine Männer und ich haben Zeit, wir können warten, bis sich die Tore der Burg freiwillig öffnen oder alle, die in den Mauern Schutz suchten, verdurstet oder verhungert sind.«
»Ich schätze Euch nicht als Mann ein, der Freude daran hat, Menschen zu quälen, Sir de Mantes.« Haylas offener Blick machte ihn fast ein wenig verlegen. »Ich bitte Euch, bringt mich nach London, damit ich die Möglichkeit habe, vor Eurem König meine Unschuld und mein Unwissen über meine Herkunft zu beteuern, aber lasst die Leute von Penderroc unbehelligt.« Hayla zögerte, schlug die Augen nieder und fuhr dann leise fort: »Bei Sonnenaufgang ist ein Ausfall geplant. Die Männer de Briscauts sind immer noch kräftig genug, gegen Eure Männer zu kämpfen. Sie wollen Euer Lager überfallen. Sir, gleichgültig, wer aus dem Kampf als Sieger hervorgeht, es wird Tote geben und noch mehr unschuldiges Blut vergossen werden. Das kann unmöglich in Eurem Interesse sein.«
Yven de Mantes zögerte. Auf der einen Seite hatte er keine Lust, noch länger die Burg zu belagern, denn jeder Tag, den er und seine Männer hier verbrachten, kostete die Krone Geld, und bei einem Kampf würden bestimmt einige seiner Männer sterben. Andererseits konnte er ein gewisses Misstrauen nicht völlig zur Seite schieben.
»Wer sagt mir, dass Bosgard de Briscaut nicht sofort einen Trupp hinterherschickt, wenn wir abziehen, und versuchen wird, Euch zu befreien, und dass es doch zu einem Kampf kommt?«
Hayla hatte mit einer solchen Frage gerechnet und sagte schnell: »Wenn wir sofort aufbrechen, dann können wir einige Meilen hinter uns gebracht haben, bevor mein Fehlen bemerkt wird. Ihr habt sicherlich Bier- und Weinvorräte und auch reichhaltig Nahrung, nicht wahr? Lasst dies alles hier, wenn wir abziehen.«
Hayla musste ihren Plan nicht erklären, de Mantes ahnte, was sie vorhatte. Er grinste und musterte Hayla anerkennend.
»Ihr seid nicht nur hübsch, sondern auch klug. Die Männer der Burg werden sich auf die Weinfässer stürzen, sobald sie merken, dass wir fort sind, und dann wird wohl kaum einer am nächsten Tag in der Lage sein, die Verfolgung aufzunehmen. Es gute Idee, Lady Hayla, und für meine Männer werde ich in der nächsten Stadt neues Bier und Wein besorgen. Zur Sicherheit werde ich allerdings, wenn die Leute die Burg verlassen, um sich auf die Köstlichkeiten zu stürzen, von ein paar meiner Männer alle ihre Pferde mitnehmen lassen, um uns einen weiteren Vorsprung zu verschaffen. Die Burgbewohner werden schnell betrunken sein und nicht daran denken, eine Wache am Stall zu belassen. Eine Verfolgung zu Fuß wird sich Bosgard de Briscaut wohl zweimal überlegen.«
»Mylord, eine Bitte hätte ich noch …« De Mantes sah Hayla erwartungsvoll und nicht unfreundlich an, und sie fuhr fort: »Wenn Ihr die Pferde holt, lasst den Esel stehen. Dieser kann Euch nicht gefährlich werden, er hat jedoch eine große Bedeutung für den Burgpriester.«
»Ein Esel?« De Mantes war ehrlich erstaunt.
»Ja, Mylord, dieser Esel ist sein Ein und Alles. Ich habe mich Euch ausgeliefert, um Blutvergießen zu vermeiden, und selbst Ihr könnt nicht wollen, dass das Herz eines Gottesmannes blutet, wenn seinem Tier etwas geschieht, nicht wahr?«
Lachend schlug sich de Mantes auf den Schenkel und rief: »Ihr seid wirklich ein kluger Kopf, Lady Hayla. Schade, dass Ihr diesen wohl bald verlieren werdet.«
Er sprach mit leichtem Spott in
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