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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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hat König William ein Recht auf die englische Krone, und in den letzten Monaten hat er bewiesen, dass er ein guter und gerechter König ist. Ich möchte, dass wir nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten, denn das Land braucht Männer und Frauen wie euch, die sich hier auskennen. Auch wenn es für euch ungewohnt sein wird, in den Diensten eines neuen Herrn zu stehen, so versichere ich euch, ich werde Recht und Ordnung aufrechterhalten, und niemandem von euch wird ein Leid geschehen. Ihr könnt alle hierbleiben und für mich arbeiten, aber ich stelle es jedem frei, wenn er oder sie gehen und woanders sein Glück versuchen möchte.«
    Auffordernd sah Bosgard zu Ralph, der seinerseits begann, Bosgards Worte in englischer Sprache wiederzugeben:
    »Hört genau zu, ihr Pack von Penderroc Castle. Ich bin Bosgard de Briscaut und euer neuer Herrscher, ob euch das passt oder nicht. Solange ihr tut, was ich will, und euch friedlich verhaltet, könnt ihr weiter für mich arbeiten. Sollte jedoch jemand wagen, sich gegen mich, Sir Ralph oder unsere Männer aufzulehnen, so erwartet ihn der sichere Tod. Versucht erst gar nicht zu fliehen, denn ich werde jeden gnadenlos verfolgen und bestrafen, der den Grund und Boden von Penderroc verlässt. Ihr dürft niemals vergessen, wer jetzt das Sagen in England hat, und am besten vergesst ihr ganz schnell euren dummen Stolz und seht zu, dass ihr mich nicht verärgert. Es ist zu eurem Besten.«
    »Das waren nicht seine Worte!«
    Hayla keuchte und starrte Waline entsetzt an. Schnell drückte die Magd Haylas Arm und raunte: »Sei still, er darf nicht merken, dass du ihn verstehst.«
    Bosgard lächelte freundlich und fuhr fort:
    »Ich möchte euch kurz und in einfachen Worten erklären, wie England regiert wird. An der Spitze steht selbstverständlich der König, dem grundsätzlich alles Land gehört. Da er sich aber nicht um alles allein kümmern kann, verteilt der König sogenannte Lehen, also Teilstücke seines Landes, an Vasallen. Ich bin ein solcher Kronvasall und in erster Linie Gott und dann meinem König verpflichtet. Im Osten und Süden Englands wurden bereits weitere Untervasallen, die dem Kronvasall verpflichtet sind, ernannt. Solche Posten können durchaus auch Angelsachsen erhalten, tüchtige, aufrichtige und gerechte Angelsachen. Ihr seht also, England wird nicht ausschließlich von uns fremden Normannen regiert, sondern die Einheimischen haben die Möglichkeit, Land zu erhalten und dieses zu bewirtschaften – solange sie König William treu ergeben sind.«
    Wieder ein auffordernder Blick zu Ralph. Dieses Mal blieb Hayla äußerlich ganz ruhig, während in ihrem Inneren ein Sturm der Gefühle tobte, als Ralph Clemency erneut falsch übersetzte.
    »Der König hat alle Macht über England, und er setzt diese Macht auch durch. Hinter ihm steht eine Streitmacht mit mehr Männern und Waffen, als ihr dummen Bauern es euch vorstellen könnt. Ich habe ein Teil dieser Macht vom König erhalten und bin dazu befugt, Recht und Gesetz mit allen Mitteln zu verteidigen. An meiner Seite steht mein Freund und Schwager Ralph, der in allem meinen Wünschen und meinen Befehlen folgt. Findet euch damit ab, dass die Zeiten der Angelsachsen für immer vorbei sind. Wir Normannen haben in England nun das Sagen.«
    Hayla schluckte trocken. Es kostete sie große Beherrschung, den Menschen, die Bosgard ob dieser Rede mit unverhohlenem Hass betrachteten, nicht die Wahrheit zu sagen. Der neue Herr war offenbar aus einem anderen Holz als Ralph Clemency geschnitzt, aber auch wenn seine Worte gut und freundlich klangen, musste Hayla auf der Hut sein.
    Bosgard hatte nach seiner Ansprache keine Beifallsstürme erwartet, aber auch nicht mit dieser eisigen Ablehnung gerechnet. Er war voller Tatendrang und gutem Willen nach Cornwall gekommen, schien aber auf eine Mauer der Ablehnung zu prallen. Nie im Leben wäre Bosgard auf die Idee gekommen, dass der Mann, den er für seinen ergebenen Diener hielt und der zudem sein Schwager war, seine Worte absichtlich verdreht hatte, um Bosgard bei den Leuten in Misskredit zu bringen. Bosgard sprach und verstand nur wenig Englisch, so war ihm die falsche Übersetzung nicht aufgefallen. Nun wandte er sich wieder an Ralph.
    »Jetzt habe ich Durst. Ich hoffe, du hast auftragen lassen?«
    Freundschaftlich legte Ralph einen Arm um den wesentlich größeren Bosgard.
    »Selbstverständlich, mein Freund, und in der Halle brennt ein wärmendes Feuer. Aber mit den Leuten hier

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