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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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unterhalten sich lediglich in einer barbarischen Sprache. Du hast Glück, dass ich mich mit ihnen verständigen kann.«
    Unwillkürlich wich Hayla einen Schritt zurück und hob abwehrend beide Hände.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, niemand wird dir etwas antun«, fuhr Bosgard fort und hoffte, sein Tonfall würde das Mädchen beruhigen. Er überlegte kurz, dann wiederholte er mühsam auf Englisch, von dem er ein paar Brocken beherrschte: »Wie ist dein Name?«
    Nun konnte Hayla nicht länger so tun, als würde sie ihn nicht verstehen, und flüsterte: »Hayla, ich bin Magd in Penderroc Castle.«
    Bosgards Blick löste sich von ihrem Gesicht, und er sah zu der Ansammlung von Hütten und zum Herrenhaus, dann wandte er sich wieder an Ralph.
    »Ist das Penderroc?« Ralph nickte, und ein Lächeln umspielte die vollen Lippen des Normannen. Bosgard meinte: »Ich habe es mir größer vorgestellt, aber ich bin froh, endlich angekommen zu sein. Ralph, geh zurück und veranlasse, dass Essen und Trinken aufgetragen werden. Meine Männer und ich sind hungrig und durstig. Und du« – er wandte sich wieder an Hayla und versuchte, ihr mit Gesten klarzumachen, was er wollte – »kommst am besten mit mir. Nicht, dass unser Freund hier doch noch auf dumme Gedanken kommt.« Er sah Ralph mit hochgezogenen Augenbrauen streng an, dem nichts anderes übrigblieb, als sich dem Befehl Bosgards zu beugen.
    Hayla folgte dem Normannen ein Stück durch den Wald, bis sie auf den Hauptweg trafen. Bosgards Männer warteten bereits ungeduldig, und Haylas Augen weiteten sich vor Erstaunen, als sie einen Mönch auf einem Esel sitzen sah.
    »Zufällig habe ich Ralph Clemency im Wald getroffen«, erklärte Bosgard seinen Begleitern. »Und dieses Mädchen hier. Es war offensichtlich, dass sie sich in Ralphs Gesellschaft nicht sonderlich wohl fühlte.«
    Zwei der Männer lachten. Bevor Hayla protestieren konnte, umschlang Bosgards Arm ihre Taille, hob sie hoch, als wöge sie nicht mehr als eine Feder, und setzte sie auf sein Pferd. Dann schwang er sich mit einem Satz hinter sie, und Hayla blieb nichts anderes übrig, als seinen Griff um ihre Hüfte zu ertragen, als er sein Schlachtross in Bewegung setzte. Früher war sie oft geritten und war daher mit Pferden vertraut, aber auch dies durfte sie sich nicht anmerken lassen. Sie hatte nun keinen Zweifel mehr daran, wer der Fremde war: Bosgard de Briscaut, der rechtmäßige Besitzer von Penderroc Castle. Während des kurzen Rittes saß sie vor ihm, den Rücken an seine breite Brust gepresst, und konnte jede Bewegung seiner Muskeln spüren, obwohl er ein leichtes Kettenhemd trug. Auch roch er angenehm. Nicht wie die anderen nach Schweiß und Alkohol, sondern nach einer Mischung aus Heu und Pferd, obwohl er eine lange Reise hinter sich haben musste. Hayla vermutete zu Recht, dass er unterwegs – trotz der frostigen Temperaturen – in Flüssen oder Seen gebadet hatte.
    Rasch erreichten sie das Tor der Palisade und ritten in den Hof ein. Ralph war kurz vor ihnen angekommen und hatte seine Männer informiert, die sich nun alle im Hof versammelt hatten. Bosgard stieg ab, dann half er Hayla vom Pferderücken. Aus dem Haupthaus eilte eine aufgelöste Waline auf sie zu, und Hayla flüchtete in ihre Arme.
    »Das ist der Herr«, flüsterte Hayla der Magd rasch ins Ohr. »Der
richtige
Herr von Penderroc Castle, meine ich.«
    Breitbeinig, die Hände in die Hüften gestemmt, stand Bosgard auf dem Platz und blickte sich um.
    »Spricht hier irgendjemand unsere Sprache?«, rief er, und Ralph trat vor.
    »Niemand, das kannst du vergessen. Wie ich dir bereits sagte, alles nur dumme Bauerntölpel. Kaum dass sie in der Lage sind, ein anständiges Essen auf den Tisch zu bringen.«
    Bosgards Blick bohrte sich in Ralphs Gesicht.
    »Dann wirst du übersetzen, denn mein Englisch ist zu schlecht, um zu sagen, was ich meinen Untertanen mitteilen möchte.«
    »Selbstverständlich, Schwager«, entgegnete Ralph scheinbar unterwürfig.
    Bosgard setzte an und sprach mit lauter, klarer Stimme:
    »Liebe Bewohner von Penderroc Castle. Mein Name ist Bosgard de Briscaut, und unserem König William, Gott möge ihn schützen, hat es gefallen, mir die Herrschaft über diese Burg und das dazugehörige Land zu übertragen. Ich weiß, dass ihr Angelsachsen alles andere als erfreut über die normannische Herrschaft seid, aber lasst euch gesagt sein, dass König William das Beste für das Land und für die Bevölkerung möchte. Von Geburt an

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