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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Oberbefehlshaber ist?« De Mantes sah Ralph scharf an. »Der König hat Euch an meine Seite gestellt, weiß der Himmel, warum, aber noch bestimme ich, was geschehen wird. Habt Ihr das verstanden?«
    Ralph blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Er wendete sein Pferd und trabte zu den anderen zurück.
    Yven de Mantes wandte sich wieder an Bosgard.
    »Mylord, ich bitte Euch, öffnet das Tor, damit wir von Angesicht zu Angesicht sprechen können. Ich möchte kein unnötiges Blutvergießen, wenn Ihr Euch jedoch weigert, das Mädchen herauszugeben, haben wir den Befehl, die Burg zu stürmen.«
    In hilflosem Zorn ballte Bosgard die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Für den Augenblick musste er wohl nachgeben.
    »Nun gut, Sir de Mantes, aber ich erlaube nur Euch, meinen Besitz zu betreten. Legt Eure Waffen ab.«
    Bosgard gab den Befehl, die kleine Pforte im Tor zu öffnen, und Yven de Mantes trat durch den schmalen Durchgang. Bosgard erwartete ihn mit vor der Brust verschränkten Armen. De Mantes blickte sich rasch im Burghof um. Auf den Wehrgängen waren mit Pfeil und Bogen bewaffnete Ritter postiert, die ihn nicht aus den Augen ließen.
    »Mylord de Briscaut, es ist Euch bewusst, dass meine Männer da draußen sofort das Dorf und Eure Burg dem Erdboden gleichmachen, sollte mir etwas geschehen.«
    Bosgards Blick folgte dem von de Mantes. Er hob die Hand und rief seinen Männern zu: »Senkt die Waffen, aber behaltet die Männer draußen im Blick.« Dann wandte er sich wieder an de Mantes. »Zeigt mir den Befehl des Königs!«
    De Mantes zog ein Dokument aus seinem Wams und überreichte es Bosgard. Nachdem dieser das königliche Siegel geprüft hatte, erbrach er es und überflog die wenigen Zeilen. Wie bereits in dem Schreiben, das Constance de Aubrey ihm übergeben hatte, war von der einstigen Freundlichkeit des Königs Bosgard gegenüber nichts mehr zu spüren. Unmissverständlich forderte William ihn auf, die Magd Hayla an Sir Yven de Mantes zu übergeben, damit das Mädchen nach London gebracht und ihr dort der Prozess gemacht werden konnte. Mandric hatte seine Drohung also wahr gemacht, und Bosgard war es völlig unverständlich, wie dieser Ritter Kontakt zu Ralph Clemency bekommen hatte. Es war ein Fehler gewesen, Ralph damals einfach gehen zu lassen. Obwohl er Gewalt verabscheute, hätte er ihn in einem fairen Kampf töten sollen.
    »Nun, Mylord, übergebt Ihr mir das Mädchen?« Bosgard wurde von de Mantes aus seinen Gedanken gerissen. »Dann werden wir noch heute Euren Grund und Boden verlassen.«
    »Auf keinen Fall, Sir. Das Mädchen ist unschuldig und hat nichts getan, was eine solche Maßnahme rechtfertigt.«
    »Wenn das Weib unschuldig ist, dann wird sie vor Gericht Gelegenheit haben, dies zu beweisen, Sir de Briscaut. Es gehen Gerüchte um, diese Hayla wäre die leibliche Tochter des einstigen Königs Harold. Ihr versteht, dass unser guter König William ein solches Gerede nicht einfach missachten kann.« Er hob mit einer bedauernden Geste die Hände. »Mylord, ich kenne Euch nicht, und ich wünsche Euch nichts Böses, aber ich bin dem König verpflichtet. Wenn Ihr das Mädchen nicht auf der Stelle herausgebt, dann sehe ich mich gezwungen, meinen Männern den Befehl zu geben, die Burg zu stürmen.«
    Mit einem schnellen Blick erfasste Bosgard die steinernen Mauern seines Besitzes. Sie waren hoch, und sie waren massiv. Ein Glück, dass er Penderroc im letzten Jahr zu einer Wehrburg ausbauen ließ. Rasch schätzte er seine Möglichkeiten ein. Es standen sich in etwa gleich viele Männer gegenüber, es gab also eine reelle Aussicht auf Erfolg. Innerlich schüttelte er sich bei dem Gedanken an einen Kampf, aber es schien keine andere Möglichkeit zu geben, Haylas Leben zu retten, denn in London würde alles Mögliche, aber ganz sicher kein gerechter Prozess Hayla erwarten.
    »Ich fürchte, ich werde Euch nicht daran hindern können, Sir de Mantes.« Bosgards Blick wurde hart wie Stein, und er wies mit einer Hand auf das Tor. »Ein letztes Mal fordere ich Euch im Guten auf, Eure Truppen abzuziehen und mich und meine Braut in Frieden leben zu lassen.«
    »Mit Verlaub, Mylord, das kann ich nicht.« Beinahe bedauernd zuckte de Mantes mit den Schultern. »Ich sehe, Ihr seid ein mutiger und tapferer Mann, von dem ich am Hof schon viel gehört habe, aber Ihr scheint auch ein dummer Mann zu sein. Wollt Ihr wirklich wegen eines Mädchens, das Euch den Kopf verdreht hat, Euer Leben und das Leben Eurer

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