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Geliebter Normanne

Geliebter Normanne

Titel: Geliebter Normanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Untertanen gefährden? Hübsche Weiber gibt es viele in diesem Land, Ihr könntet doch eine andere …«
    »Haltet den Mund, sonst vergesse ich mich!« Bosgard hob seine zur Faust geballte Hand, und Mantes wich zurück.
    »Wie Ihr wollt, Mylord. Es wird einen Kampf auf Leben und Tod geben.«
    Die Pforte fiel krachend hinter dem Gesandten des Königs zu, und Bosgard stand einen Moment wie erstarrt da. Dann sah er aus dem Augenwinkel Hayla in den Hof eilen. Sie hatte sich, entgegen seinem Wunsch, nicht in ihre Kammer begeben, sondern die Vorräte inspiziert und das Gespräch mit angehört.
    »Bosgard, lass mich gehen!« Atemlos und mit geröteten Wangen klammerte sie sich an seinen Arm. »Ich bin es nicht wert, dass Unschuldige sterben.«
    »Niemand wird sterben«, gab Bosgard zurück. »Sie können die Burg nicht stürmen, dazu sind unsere Mauern zu dick und zu hoch, außerdem verfüge ich über hervorragende Bogenschützen. Sie werden uns allenfalls belagern, aber das werden wir durchstehen.«
    »Ich fürchte, nicht lange«, entgegnete Hayla besorgt.
    »Was willst du damit sagen?«
    Hayla seufzte, und Hoffnungslosigkeit lag in ihrem Blick, als sie sagte: »Da wir mit einer Belagerung nicht gerechnet haben, gibt es kaum Lebensmittel in den Vorratshäusern der Burg. Wir haben nur noch wenig Korn vom Vorjahr, Milch ist gar keine vorhanden, da diese jeden Morgen aus dem Dorf in die Burg gebracht wird, und der Brunnen ist so gut wie ausgetrocknet. Wenn es nicht bald regnet, so werden wir nur noch für drei, maximal vier Tage Wasser für alle Burgbewohner haben.«
    Nun war Bosgard ernsthaft erschrocken, und er zweifelte keinen Moment an Haylas Worten.
    »So schlimm steht es?«
    Sie nickte und schluckte den Kloß, der sich in ihrer Kehle bildete, hinunter.
    »Meiner Einschätzung nach kann Penderroc Castle höchstens eine Woche einer Belagerung standhalten. Dann werden die ersten Todesopfer zu beklagen sein. Und diese Menschen werden nicht in einem Kampf fallen, sondern ganz einfach verhungern oder verdursten.« Sie krallte ihre Finger in seinen Ärmel und sagte beschwörend: »Bosgard, ich flehe dich an – du musst mich gehen lassen, um das Leben Hunderter zu retten. Ich würde es nie mit meinem Gewissen vereinbaren können, schuld am Tod vieler Menschen zu sein.«
    »Bitte, Hayla, ich möchte solche Worte nicht hören!« Bosgard umschlang sie mit beiden Armen und drückte ihren Kopf fest an seine Brust. »Wir werden es gemeinsam durchstehen.«
    »Nein, Liebster.« Resolut machte Hayla sich aus seinen Armen frei, trat einen Schritt zurück und sah ihn mit einem so ernsten und entschlossenen Blick an, wie Bosgard ihn nie zuvor in ihren Augen gesehen hatte. »Ich gehe jetzt da raus und begebe mich in die Hände des Gesandten. Du hast … wir haben keine andere Wahl!«

[home]
    17. Kapitel
    W ie eine glühende Scheibe stand die Sonne am Himmel, und die unerträgliche Hitze ließ jede Tätigkeit zu einer großen Anstrengung werden. Selbst die Nächte – sonst in Cornwall eher kühl und feucht – brachten keine Erfrischung.
    »Mein ganzes Leben habe ich hier verbracht.« Mit einem Stöhnen fuhr sich Waline über die schweißnasse Stirn. »Einen so heißen und trockenen Sommer habe ich jedoch noch nie erlebt.«
    Hayla legte einen Arm um die Schultern der alten Magd und erschrak. Wie mager sie in den letzten sechs Tagen geworden war! Waline war zwar nie dick gewesen, aber jetzt wirkte ihr Körper regelrecht hager, die Wangen waren eingefallen, das Gesicht ausgezehrt, und ihre Augen lagen in dunklen Höhlen.
    »Du musst etwas essen, Waline.« Mahnend sah Hayla die Magd an. »Glaubst du, ich sehe nicht, wie du das meiste von deinem Anteil anderen abgibst?«
    »Ebenso wie du. Heute Morgen hast du auch nichts gegessen, sondern deine Schale Gerstenbrei Erics kleiner Schwester hingeschoben.« Walines müder Blick streifte Hayla. »Wenn wir doch nur die Kinder aus der Burg schaffen könnten …«
    Seit sechs Tagen belagerte die Truppe von Yven de Mantes Penderroc Castle. Bisher hatten die Feinde die Burg nicht angegriffen, denn die Zeit arbeitete für die Belagerer. Warum sollten sie kämpfen, wenn die Bewohner Penderroc Castle ohnehin bald aufgeben mussten, weil Hunger und Durst übermächtig wurden? De Mantes hatte das Dorf räumen lassen, und die Menschen waren in die umliegenden Wälder geflohen. Wenigstens mussten sie dort keinen Hunger leiden, denn trotz der anhaltenden Hitze waren die Wälder voll mit Beeren, Wurzeln und

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