Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
Schienbein zu treten. Allerdings konnte er sich nur schwerlich vorstellen, dass seine distinguierte Schwester das jetzt auch noch tun würde.
Damals hatte lautes Lachen durch das Haus geklungen. Hier, an diesem Ort, hörte er wieder die klare Stimme seiner Mutter und den dröhnenden Bass seines Vaters. Er war auf sie gestoßen, als sie sich unter der Magnolie geküsst hatten. Damals war er elf gewesen und hatte sich ihnen weit überlegen gefühlt, weil er niemals etwas so Albernes tun würde.
Er sah vor sich, wie seine Mutter erschrocken vom Schoß seines Vaters aufgesprungen und errötet war. Sein Vater dagegen hatte nur gelassen gelächelt, ohne jede Verlegenheit. Er hatte gewusst, wie es war, wenn man liebte.
Jetzt war das Haus nahezu leer. Seine Eltern waren an Typhus gestorben, als James vierzehn war. Paul war ebenfalls tot, und Honoria lebte allein. Sie war mittlerweile einunddreißig, unverheiratet und unterhielt ein Haus, das viel zu still war. Als James das letzte Mal sein Elternhaus besucht hatte, vor vier Jahren, hatte diese Stille ihn vertrieben. Die Einsamkeit hatte Honoria verbittert. Sie und James hatten sich lange und heftig gestritten, bis er schließlich gegangen war.
Hier würde es seiner Schwester gefallen, dachte er plötzlich. In diesem Zufluchtsort. Diesem Hafen.
Möglicherweise würde sie ja sogar Diana mögen. Lady Worthing, die Witwe eines zum Ritter geschlagenen Marinehelden, würde von Honoria wohlwollend aufgenommen werden.
Admiral Lockwood trat aus der Tür der Bibliothek und schlenderte in den Garten. Er sah James, nickte ihm zu und ging um das Haus, um zu tun, was auch immer er vorhatte.
Noch ein Punkt, der bei Honoria für Diana sprechen würde, sagte sich James. Diana war außerdem die Tochter eines weiteren Kriegshelden, dazu eines ranghohen Admirals. Sie besaß einen genügend vornehmen Stammbaum, um selbst die dünkelhaftesten Ladys von Charleston zu befriedigen.
Isabeau folgte ihrem Großvater in den Garten. Das ernüchterte James. Ein taubes Kind würde nicht mit allzu großem Enthusiasmus begrüßt werden. Man musste sie sehr sorgfältig in die Gesellschaft einführen. James hatte im Lauf der Wochen, die er bereits hier war, fast vollständig vergessen, dass Isabeau nicht hören konnte, dass etwas »mit ihr nicht stimmte«.
Er konnte zwar nicht alles verstehen, was sie mit ihren Handzeichen von sich gab, aber er lernte dazu. »Joo« bedeutete James und »Maa« Mutter. Das gurgelnde Geräusch bedeutete Großvater.
Und jetzt hatte sie James dabei ertappt, wie er ihre Mutter küsste. In einer höchst kompromittierenden Situation. James glaubte fast, Honorias Stimme zu hören. »Also wirklich, James! Was um alles in der Welt hast du dir dabei nur gedacht?«
Die Antwort fiel ihm leicht. »Ich habe gedacht, dass es mir gefallen würde, sie zu küssen.«
Als Isabeau ihn sah, drehte sie sich abrupt um, so gewandt wie ein Schiff, das von einer erfahrenen Mannschaft geführt wird, und lief direkt auf ihn zu. Der Wind hob ihr feines, kindliches Haar, das ebenso rot leuchtete wie das ihrer Mutter.
Sie klopfte auf seinen Unterarm. Diese Geste bedeutete, dass sie etwas sagen wollte. Dann machte sie mehrere Handzeichen, die von quietschenden und gedämpften Lauten begleitet wurden. James erkannte jedoch nur sehr wenige davon, das für »Mutter« und das für »da«.
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Isabeau. Ich verstehe dich nicht.«
Sie begann von neuem und wartete danach auf seine Reaktion, die Hände auf die Hüften gestützt.
Wieder schüttelte James den Kopf. »Tut mir leid. Ich weiß nicht, was du mir sagen willst.«
Isabeau verdrehte die Augen, eine typische Achtjährige, die sich über die Dummheit der Erwachsenen ärgerte. James musste Diana bitten, ihn mehr Zeichen zu lehren. Leutnant Jack lernte sehr schnell.
Plötzlich schob Isabeau ihre Hand in die von James und zog ihn zu dem freien Platz vor dem Gartentor. Sie lief in kleinen Kreisen um ihn herum, während sie seine Hand festhielt. Dabei sah sie zu ihm hoch, in der Hoffnung, dass er wenigstens das verstand. Und lief schneller.
James begriff. Honoria hatte dieses Spiel ebenfalls sehr gemocht, als sie in Isabeaus Alter gewesen war. Außerdem war seine Schwester liebend gern das Treppengeländer der geschwungenen Treppe hinuntergerutscht. Ob sie das wohl immer noch tat? James bezweifelte es sehr.
Er drehte sich schnell im Kreis, zog Isabeau von den Füßen und hielt sie fest. Ihre Beine flogen durch die
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