Geliebter Rebell
dich nicht vor ihm fürchten, Liebste. Wenn dir Gefahr droht, schicke ich James hierher. Er wird dich nach Westen bringen, ins Ohio Valley.«
»Ich fürchte mich nicht«, versicherte sie. Doch er erkannte die Lüge und überlegte, was seine Frau bedrücken mochte.
»Immer werde ich dich beschützen. Für dich würde ich sterben, mein Engel, das weißt du.
»O Percy, bitte, sprich nicht vom Tod!«
Er küßte sie und versprach, dies nicht mehr zu tun. »Unser Heer verschanzt sich in einem kleinen Dorf namens Valley Forge.«
Katarina schwieg eine Weile, dann sagte sie »Die Frau des Generals wird dorthinreisen und den Winter bei ihm verbringen.«
»Ja, wahrscheinlich«, erwiderte er und runzelte die Stirn.
»Ich möchte auch hinkommen.«
»Katrina, du kannst dir die Zustände in diesem Lager nicht vorstellen. Das Essen ist schlecht und verfault, und bald wird es bitterkalt. Schreckliche Krankheiten breiten sich aus, und die vielen Verwundeten…«
»Aber du bist da, Percy. Alles andere ist unwichtig. Ich werde dich begleiten.«
Während der restlichen Nacht stritt er mit ihr, doch sie wusste besondere Argumente vorzubringen. Sie kämpfte nicht, sie schmeichelte ihm. Jedem zornigen Wort begegnete sie mit einem Kuß. Und wenn er gebieterisch auf seinen Rechten als ihr Ehemann und Herr beharrte, streichelte sie mit ihrem seidigen Haar über seinen nackten Bauch. Später erinnerte er sich nicht, wann er kapituliert hatte. Jedenfalls vereinbarten sie, dass er sie ins Lager mitnehmen würde.
Zunächst genossen sie die Woche daheim. Sie ritten über die Felder und picknickten am Fluß. Percy hielt Besprechungen mit seinem Aufseher ab, dann verbrachte er lange, erholsame Nachmittage mit seiner Frau. Hier befand er sich in einer anderen Welt voller Frieden und Schönheit.
Doch das Idyll ging zu Ende. Percy musste an den Kriegsschauplatz zurückkehren. Für den Winter waren keine großen Schlachten vorgesehen, aber gelegentliehe Überfälle und geheime Aktivitäten. Er wusste, dass . sich der General auf ihn verliess. Und immer wieder wurde dringend Chinin benötigt.
Ende November ritten Percy und Katrina nach Pennsylvania.
Er war stolz auf seine Frau, die alle Mühsal und die Kälte klaglos hinnahm. Nachts rasteten sie, wo sie gerade einen Unterschlupf fanden. Trotz der beschwerlichen Reise heiterte sie ihn stets auf, und sie schliefen miteinander, wann immer es möglich war. Im Schein des Lagerfeuers berührte sie seine Wange und fragte, ob die Gefühle zwischen ihnen niemals erlöschen würden, und er erkannte, wie glücklich er sich schätzen durfte. Sie hatten keine Affäre mehr, sie waren verheiratet, doch die süße Erregung liess nicht nach. Und der Wunsch, Katrina zu lieben, erfüllte ihn so heiß wie am ersten Tag.
Als sie das grausame Lager in Valley Forge erreichten, beeindruckte sie ihn aufs neue. Sie half bei der Betreuung der Kranken und Verwundeten, erriet sehr schnell deren Bedürfnisse.
Die Männer hielten sie für einen Engel der Barmherzigkeit, und Percys Stolz auf seine Frau wuchs.
Vielleicht war es unvermeidlich. Es kam zum ersten großen Zwist, als er ihr erklärte, er müsse wegreiten. Ehe er das winzige gemeinsame Quartier verlassen konnte, umklammerte sie seinen Arm. »Wohin soll es gehen?«
»Wir führen einen Überfall durch. Alles ist in Ordnung.«
»Nein! Daran darfst du dich nicht beteiligen. Schick jemand anderen…«
»Katrina, ich bin Offizier. Du musst das verstehen. Und du hast es gewusst.«
Beinahe wurde sie hysterisch. »Percy, ich habe solche Angst! Bitte, bleib nur heute bei mir. Behaupte einfach, du seist krank…«
»Katrina!« Obwohl sie ihm leid tat, packte er sie unsanft bei den Schultern. »Ich muss weg. Sieh das doch ein!« Liebevoll k’üßte er sie, doch sie war untröstlich.
Das Gefühl einer bösen Vorahnung, von seiner Frau geweckt, verfolgte ihn, als er mit den Soldaten aufbrach. Es war ein dunkler, bewölkter, kalter Tag. Percy ritt mit seinem kleinen Trupp nach Osten, zu einem Dorf außerhalb von Philadelphia.
Dort sollten in einem Farmhaus ein britisches Waffendepot und medizinische Vorräte versteckt sein.
Ein zweistündiger Ritt führte sie zum Ziel. Percy befahl seinen Männern, zwischen den Bäumen in Deckung zu gehen. Er zählte die Rotröcke ringsum etwa zwanzig. Sein kleiner Trupp bestand aus zehn Leuten, die sich aber mit der Zeit ein erstaunliches Geschick in der indianischen Kampftaktik angeeignet hatten.
Stumm postierte er die
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