Geliebter Rebell
verkrampft?«
Die Frage liess sie zusammenzucken. »Ja.«
Brent kam zu ihr, erlaubte ihr nicht, sich zu bewegen, und so hielt sie still. Er blieb hinter ihr stehen, und sie fühlte seine Lippen im Nacken, dann am Rücken. Da wandte sie sich zu ihm und schlang die Arme um seine Schultern. »Es ist Tag«, sagte er leise.
»Ja.« Sie preßte das Gesicht an seinen Hals, und er strich über ihren Körper, umfaßte ihre Brüste.
»Spürst du die Sonne?«
»O ja.« Er hob sie vom Tisch und legte sie auf den Boden.
Die Sonne malte rotgoldene Muster auf seine und ihre Haut.
Gayle schloß die Lider und lächelte, als sie hörte, wie er den Reißverschluß seiner Jeans aufzog. Nach einer Weile öffnete sie die Augen und betrachtete entzückt seinen Körper, den die Morgenröte bronzebraun färbte, das dunkle Haar auf seiner Brust, das harte, faszinierende Zeichen seiner Erregung.
So muss die wahre Liebe sein, dachte sie und breitete die Arme aus. Er sank auf sie herab, und sie bewunderte erneut seine ungestüme Kraft. Den harten Boden unter ihrem Rücken nahm sie kaum wahr, nur die Wärme der Sonnenstrahlen, und sie gewann den Eindruck, die Sonne selbst würde in ihr pulsieren und all die köstlichen Emotionen entfachen.
Zu beiden Seiten ihres Kopfes stützte er die Hände auf den Boden, und sie liess ihre Hände über die festen Muskeln seiner Arme wandern, über seinen Rücken. »Liebe mich!« drängte er.
»Das tu ich«, flüsterte sie, fuhr mit der Zunge über ihre trockenen Lippen und erschauerte, als er noch tiefer in sie eindrang.
In wilder Leidenschaft verzerrte sich sein Gesicht, Gayle schrie seinen Namen, und er fiel auf sie herab.
Erst jetzt spürte sie sein Gewicht, das harte Holz unter ihrem Körper, den Druck seiner Knie an ihren Beinen. »Brent«, wisperte sie und streichelte sein Haar.
»Hm?«
»Du – du bringst mich um«, erklärte sie so sanft wie möglich.
»Was? Oh…« Lachend glitt er von ihr herunter, nahm sie in die Arme und streichelte behutsam ihren Rücken. Dabei berührte er die kleinen Grübchen. »Die dürfen keinen Schaden nehmen.«
»Sind sie, wirklich da?«
»Willst du sie sehen?«
»Was?« Er stand auf und hob sie hoch. Lächelnd schlang sie die Arme um seinen Hals. »Ich könnte gehen…«
»… und mein Image ruinieren«, unterbrach er sie und trug sie zur Staffelei. Als sie die Bleistiftskizze sah, stockte ihr Atem.
Wie schön… Anmutig bog sich der Rücken nach hinten, die Haare fielen über eine Schulter, wie Sonnenstrahlen. Der Kopf war nach rechts geneigt, und das Gesicht zeigte sich im Profil, mit leicht geöffneten Lippen. Die langen dichten Wimpern berührten die Wange. Unter der glatten Linie des Arms sah man nur andeutungsweise die Wölbung einer Brust. Gayle erging es genauso wie beim Anblick des Gemäldes von den beiden Liebenden – sie fand keine Worte, um die Skizze zu beschreiben.
Vielleicht besass das Bild deshalb eine so starke Ausdruckskraft, weil es Brent gelungen war, ihre innersten Emotionen einzufangen – das Gefühl ihrer Weiblichkeit, das Gefühl, ihn zu brauchen, ihn – zu lieben. Ihre Pose auf der Skizze wirkte sehr sinnlich, eine Frau, die auf ihren Liebhaber wartet.
»Gefällt’s dir?« fragte er.
»O ja – einfach wunderbar…«
»Das ist erst die Skizze.«
»Siehst du mich wirklich so?«
Er lächelte schmerzlich. »Nein. Niemals könnte ich all das malen oder zeichnen, was ich in dir sehe. Ich kann es versuchen. Aber was du mir bedeutest, geht viel tiefer als die Dinge, die das Auge zu erkennen vermag.«
Gerührt strich sie über seine Wange. Zum zweitenmal seit ihrer Ankunft trug er sie aus dem Atelier ins Schlafzimmer.
Während er sie sanft zu Boden gleiten liess, streiften ihre Brüste seinen Körper. Zitternd schlang sie die Arme um seinen Hals und fragte sich, ob sie es schon immer gewusst hatte.
In inniger Umarmung standen sie da, erfüllt von erotischem Verlangen und verzweifelter Liebe – wie das Paar auf dem Gemälde.
Kapitel 6
KATRINA
Williamsburg, Virginia, Juni 1774
Sie betrat das Stadthaus ihres Bruders und hängte ihren Hut an den Garderobenständer. Aus dem Salon drang das Gelächter ihrer Schwägerin und einiger Freundinnen, die beim Tee sassen. Katrina wollte niemanden sehen. Sie bebte am ganzen Körper, und ihr schwindelte ein wenig. Heiß strömte ihr Blut durch die Adern. Nur wegen seines Anblicks…
Heute war sie ihm auf der Duke of Gloucester Street begegnet. Er hatte ihr nicht Platz gemacht.
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