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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Abend zu zweit vorzuschlagen, schließlich aber hatte er entschieden, dass ein Frontalangriff sie überrumpeln und eher zu einer Annahme bewegen würde als eine maßvollere Annäherung. Er würde sie entwaffnen, indem er seinen Charme und auch ein wenig seine Verführungskunst spielen ließ. Und dann gedachte er, sich zurückzuziehen, und sie ein paar Tage in Ruhe zu lassen, damit sie Zeit hatte, über seine Absichten nachzusinnen. Es war eine Taktik, die sich schon des Öfteren bewährt hatte.
    Er musste sich freilich eingestehen, dass er in diesem Fall seines Erfolges nicht ganz sicher war. Constance stellte ihn vor ein Rätsel, da sie in keine der ihm bekannten Kategorien von Frauen passte. Sie besaß alle stacheligen Attribute eines Blaustrumpfes, die scharfe Zunge des zänkischen Frauenzimmers, Gesicht und Figur einer Schönheit, Lebensart und Geschmack einer Dame der Gesellschaft. Und doch entzog sie sich jeder Zuordnung. Sie und auch ihre Schwestern. Und jetzt hatte er es auch noch mit einem toten Verlobten zu tun. Mit dem strahlenden und heldenhaften Spross einer vornehmen Familie, der im Kampf für sein Land gefallen war. Wenn sie ihm noch immer nachtrauerte, wird ein unbedeutender Politiker sich nur schwer mit diesem Helden messen können, überlegte er, als er die Stufen zu ihrem Haus hinaufschritt.
    Auf sein Klingeln hin wurde geöffnet, und der Butler, den er noch vom Besuchsnachmittag in Erinnerung hatte, ließ ihn mit einer Verbeugung eintreten. »Würden Sie wohl im Salon warten, Sir? Ich werde Sie Miss Duncan melden.«
    »Danke. Und würden Sie so gut sein, jemanden um eine Droschke zu schicken, bitte?« Max folgte Jenkins in den Salon und hörte überrascht, wie der Butler ankündigte: »Mr. Ensor, Mylord. Er wartet auf Miss Con.«
    Lord Duncan kehrte den offenen Terrassentüren den Rücken. »Ach, ich wusste gar nicht, dass meine Tochter heute ausgeht.« Er kam mit ausgestreckter Hand auf seinen Gast zu. »In diesem Haus sagt mir kein Mensch etwas«, klagte er.
    »Sherry ... oder wäre Ihnen Whiskey lieber?«
    »Sherry, vielen Dank.«
    »Diese Töchter ... nie sagen sie einem etwas«, wiederholte Lord Duncan. »So wie Ehefrauen.« Er lachte und reichte Max ein Glas. »Nun ... wohin führen Sie meine Tochter aus? Ich will nicht in Sie dringen und nicht zu väterlich besorgt erscheinen ... Con kann sehr gut auf sich selbst aufpassen ...«Er trank einen Schluck Sherry.
    »Ich dachte an das Café Royal«, antwortete Max.
    »Ach, eine gute Wahl. Ich ging mit ihrer Mutter am Abend nach unserer Hochzeit dorthin ... das muss jetzt an die dreißig Jahre her sein.« Ein Schatten glitt über Lord Duncans Züge und war ebenso rasch verschwunden. »Sie sind in der Politik? Einer von Campbell-Bannermans Proteges?«
    »Protege wohl kaum, Sir.«
    »Tüchtig ... sehr tüchtig«, erklärte Seine Lordschaft mit vielsagendem Zwinkern. »Zigarette?« Er ließ den Deckel eines mit Gravuren verzierten Etuis aufschnappen.
    »Danke, nein.«
    Lord Duncan zündete seine Zigarette an und inhalierte tief. »Wo lernten Sie meine Töchter eigentlich kennen? Ich nehme an, dass Sie alle kennen, wenn Sie eine kennen.«
    »Allerdings, Lord Duncan.« Max blickte nervös zur Tür. »Ich begegnete ihnen bei Fortnum, als ich mich dort mit Lady Armitage zum Tee traf. Sie ist eine Freundin meiner Schwester Lady Graham«, fügte er hinzu, für den Fall, dass sein Gastgeber weiterer Aufklärung bedurfte.
    »Ja, das weiß ich, mein Lieber. Sie müssen unbedingt übers Wochenende zu uns aufs Land kommen. Wir geben eine kleine Hausparty. Die Mädchen möchten Tennis spielen ... kein Sport nach meinem Geschmack. Ich ziehe Krocket vor ... viel schwieriger ... immer, wenn man glaubt, man ...«
    »Ach, Vater, du langweilst Mr. Ensor sicher mit deiner Krocket-Leidenschaft zu Tode.« Constance raschelte beim Eintreten höchst wirkungsvoll mit ihrem schwarzen Taftrock. »Mr. Ensor, hoffentlich mussten Sie nicht zu lange warten.«
    »Aber gar nicht, Madam.« Er konnte den Blick nicht von ihr losreißen. Ihr schwarzer Taftrock wurde von einem tiefroten Oberteil ergänzt, das fast genau ihrer Haarfarbe entsprach, und gerade so tief ausgeschnitten war, dass man eine Andeutung des Busens ahnte. Ein hinreißendes Jett— Halsband krönte die Wirkung. Ihr Dekollete mit dem unmerklich vorstehenden Schlüsselbein war eine so große Verlockung für Mund und Zunge, dass er sich dabei ertappte, wie er unwillkürlich die Zehen in den Schuhen krümmte. Sie trug

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