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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Er schaute sie neugierig an. »Wie ich sehe, gibt es frische aus der Bretagne.«
    »Ja, ich mag sie«, sagte Constance, »doch ich bin nicht sicher, ob ich heute darauf Lust habe.«
    »Ach, dann vielleicht Wachteleier in Aspik«, murmelte er wie im Selbstgespräch. »Und anschließend Steinbutt in Sauce hollandaise, gefolgt von Taubenbrust auf Trüffeln.« Er blickte mit entschlossener Miene auf.
    Constance verschränkte die Finger. Wenn sie etwas nicht ausstehen konnte, war es ein Mann, der sich anmaßte, für sie zu bestellen. Und dieser Mann kannte sie kaum. Sie öffnete ihre Speisekarte und blickte lächelnd auf, als der Kellner ihr Champagner einschenkte. »Sie sind aber sehr entschlussfreudig, Mr. Ensor«, sagte sie. »Ich für meinen Teil lasse mir mit der Bestellung Zeit - es dauert mindestens eine Viertelstunde, bis ich meine Wahl getroffen habe.«
    Max, dem ihr spöttischer Ton nicht entging, verbarg seine Enttäuschung, da er es gewöhnt war, dass Damen in seiner Begleitung ihm die Auswahl der Speisenfolge überließen - einer der treffsichersten Pfeile aus seinem Verführungsarsenal. Wollte er sein Gesicht wahren, musste er so tun, als entspräche sein Vorschlag genau seinem eigenen Geschmack. Dabei verabscheute er Steinbutt, mochte Tauben nicht sonderlich und hatte sich eigentlich auf den Lammrücken gefreut, für den das Café Royal mit Recht berühmt war.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit der Weinkarte zu, entschlossen, sich hier keine Einmischung gefallen zu lassen.
    Constance, die an ihrem Champagner nippte, beobachtete ihn. »Ein Sancerre passt meiner Meinung nach ausgezeichnet zu Steinbutt«, schlug sie vor. »Und zum Täubchen ein guter Burgunder, der die Trüffel zur Geltung bringt.«
    Max klappte die in Leder gebundene Speisekarte zu und griff zu seinem Champagnerglas. »Miss Duncan, wenn Sie mir sagen können, was Sie zu speisen beabsichtigen, kann ich eine passende Wahl treffen.«
    »Ach ja«, sagte s ie und widmete sich wieder ihrer Speisekarte. In ihren Augen lag ein Funkeln, ihre Wangen hatten sich gerötet.
    Max drehte das Champagnerglas zwischen seinen langen Fingern. Sie strahlte Genugtuung aus, weil sie ihn geschlagen hatte. Sollte er ihr den Punkt gönnen, oder sie entwaffnen, indem er sich offen für seine Überheblichkeit entschuldigte? Oder sollte er einfach ihre Selbstgefälligkeit ignorieren und sich Steinbutt und Taube einverleiben, auch wenn sie ihm im Halse stecken blieben?
    Ersteres, entschied er. Damit würde er sie überrumpeln, und er hatte das Gefühl, dass er den Vorteil der Überraschung nutzen musste, wenn er bei Constance auch nur ein kleines Stückchen weiterkommen wollte. »Ich hasse Steinbutt«, sagte er mit einem Auflachen, das ein wenig reumütig klang. »Und ich nehme Lammrücken.«
    Sie blickte sichtlich überrascht auf, um dann in sein Lachen einzustimmen. Ein warmes, offenes Lachen, das keinen spöttischen Unterton erkennen ließ. »Ich wollte Sie nicht beschämen.«
    »Doch, das wollten Sie.«
    »Nun, dann bitte ich um Verzeihung. Ich war sehr unhöflich, während Sie gewiss nur freundlich sein wollten.«
    »Freundlich«, rief er angewidert aus. »Das genügt nicht. Ich war charmant.«
    »Ach«, sagte sie, »das war es also? Es erstaunt mich immer, dass Männer zu glauben scheinen, Frauen fänden es charmant, wenn man für sie Entscheidungen trifft.«
    »Sie sind ein ungewöhnliches Exemplar Ihres Geschlechtes«, stellte er trocken fest.
    »So ungewöhnlich, wie Sie glauben, auch wieder nicht. Von meiner Sorte gibt es wahrscheinlich eine ganze Menge.«
    »Ich schlage einen Waffenstillstand vor, Miss Duncan.« Er streckte ihr über den Tisch die Hand entgegen.
    Constance sah keinen Grund, das Angebot abzulehnen, zumindest für die Dauer des Abends. Sie wechselten einen Händedruck, und sie sagte: »Lassen wir die Förmlichkeit beiseite, Max. Ich heiße Constance.«
    »Constance ...«Er hielt ihre Hand einen Moment länger fest, als ein einfacher Händedruck es erforderte.
    Sie spürte ein prickelndes Gefühl in den Fingerspitzen und ertappte sich dabei, dass sie seine Hände betrachtete und dachte, dass sie ihr gefielen, ja, dass sie ihr von Anfang
    an gefallen hatten. Entschlossen entzog sie ihm ihre Hand und schob die Überlegung beiseite.
    »Was werden Sie nehmen?«, fragte er in das Schweigen hinein, das peinlich zu werden drohte.
    »Das Lamm«, sagte sie.« Räucherlachs, Hummersouffle und das Lamm.«
    Er nickte ernst und widmete sich wieder der Weinkarte.

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